Keine andere Wahl

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„Und dafür brauchst du mich? Dafür dieses ganze Spiel? Wegen einem dummen Gemälde?!" kreischte ich kurz, hielt mich danach aber zurück, da ich keine Chance gehabt hätte, wenn Richard wütend geworden wäre. Der Typ machte mir Angst.

„Es ist nicht nur irgendein Gemälde," antwortete Richard lächelnd, „ein Rembrandt – und dazu noch einer der berühmtesten. Auf dem Schwarzmarkt wird er mich reich machen, naja, reicher, als ich ohnehin schon bin."

Mein Kopf dröhnte, als hätte ich am Tag davor drei Weinflaschen alleine getrunken. Ich musste mich an der Wand neben mir abstützen, um überhaupt stehen bleiben zu können. Ich war mehr, als bloss verwirrt und verzweifelt.

Ich fühlte mich vollkommen in einer Welt, die mich kontrollierte.

„M-Mein Vater und du," wiederholte ich das erfahrene, nur um sicher zu gehen, „ihr habt zusammen diese Gemälde damals geklaut? Das-das war einer der grössten Kunstraube der Geschichte..." Die Behörden suchten noch immer vergebens nach den Tätern und einer von ihnen stand wohl gerade vor mir, in Fleisch und Blut.

„Das waren wir Cierra." Richard sah so stolz aus, wie selten zuvor. „Das war eine unserer Glanzleistungen, damals, als wir noch Freunde waren. Dein Vater hat sich ja danach leider gegen mich gestellt und sieh, wohin ihn das gebracht hat. Ins Grab, dieser elende Verräter."

„Wag es nicht, so von meinem Vater zu sprechen!" Ich konnte meine Wut nicht länger zurück halten, obwohl ich wusste, dass es eine dumme Idee war. Wenn Richard mir etwas antun wollte, würde er das ohne Probleme tun können. Ich war ihm schutzlos ausgeliefert.

„Cierra," hörte ich Jaris Stimme neben mir, „bleib ruhig. Das bringt nichts, wenn du dich so aufregst."

„Ja Kleine," mischte sich Richard erneut ein, „hör lieber auf deinen kleinen Freund, er hat Recht, du solltest deine Kräfte schonen. Du musst nämlich noch für mich das Gemälde finden, wenn du überleben willst."

„Und was, wenn ich mich weigere?" Eigentlich konnte ich mir die Antwort auf meine Frage bereits denken, doch trotzdem musste ich sie stellen. Ich war es leid, mich immer jedem fügen zu müssen und zu tun, was man mir befahl. Ich war keine Puppe, die man herumschupsen konnte, jedenfalls nicht mehr.

Der Raum schien kleiner zu werden und die Wände kamen immer näher, als Richard sich ein weiteres Mal bedrohend vor mir und Jari aufbaute, um seine Macht und Überlegenheit zu demonstrieren.

Er war ein Mafia Boss, dass alleine war schon angsteinflössend, aber seine Körpergrösse machte ihn nochmal um einiges einschüchternder. Er war mit Sicherheit beinahe zwei Meter gross.

Jari hielt meinen Arm fest, sein Blick war jedoch auf Richard gerichtet.

„Droh ihr nicht," sagte er mit ruhiger Stimme, doch jeder in dem Raum hätte bemerken können, dass Jari kurz davor stand, zu betteln. Er war sich so eine Situation womöglich nicht gewohnt, nicht so wie ich.

„Ach und was willst du dagegen tun? Du hast mir geholfen Jari, du hast gegen sie gearbeitet. Hättest du mir nicht die Infos über das Schliessfach geliefert, wäre sie jetzt nicht hier. Du bist mit Schuld an der ganzen Sache."

„Ich-Ich wusste nicht, um was es ging!" verteidigte sich mein Begleiter, „ich brauchte nur Geld! Wenn ich gewusst hätte, dass-"

„Was?!" Unterbrach ihn Richard, „wenn du gewusst hättest, dass Cierras Leben dadurch in Gefahr gerät, hättest du es nicht gemacht? Jari, du kannst dich doch nicht selbst anlügen! Du hättest genau dasselbe getan, du bist kein ehrenhafter Mann mit Prinzipien. Dir geht es, genauso wie mir auch, nur ums Geld."

Ich blieb ruhig und sagte nichts zu dem Thema, entfernte mich aber etwas von Jari. Richard hatte in diesem Punkt Recht, ich konnte Jari nicht trauen, denn er achtete nur auf sich selbst, nicht auf mich. Ich war auf mich alleine gestellt, wie schon so oft zuvor in meinem Leben.

Gangs 2 - Lost BoysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt