8 Tage später hatte ich alles für meinen Plan vorbereitet, jedes Puzzleteil war an seinen rechten Platz gebracht worden, jeder hatte seine Aufgabe, alles war bis auf das kleinste Detail durchdacht.
Ich musste nun nur noch den Stein ins Rollen bringen, so, dass selbst ich ihn nicht mehr aufhalten konnte. Wenn ich es einmal getan hatte, gab es kein Zurück mehr. Genau deshalb hatte ich mir die letzten Tage über den Kopf zerbrochen, ob ich das alles wirklich tun wollte.
Aber ich hatte gar keine Wahl.
Ich war die Patentante eines noch ungeborenen Babys, das einen Vater brauchte. Einen Mann, zu dem es aufschauen und dem es vertrauen konnte. Einen Vater, den ich selbst so nie gehabt hatte.
Candice hatte Recht, sie konnte kein Kind alleine grossziehen, nicht in dieser Welt, in der wir lebten. Ich als ihre beste Freundin musste ihr deshalb helfen.
„Seid ihr sicher, dass ihr aussteigen wollt? Kommt doch einfach gleich mit an den Flughafen," meinte Jari und sah zuerst Alessandro, dann Flavio und mich auf dem Rücksitz an. Ich schüttelte den Kopf.
„Jari," flehte ich, weil ich das alles nicht nochmal durchdiskutieren wollte, „es wird alles gut gehen, glaub mir. Die Typen von der Polizei werden sich an den Deal halten, sie wollen diese Gemälde unbedingt haben. Und zwar vollständig und unversehrt, sie sind eine Menge Geld wert."
„Und wer garantiert euch, dass sie euch laufen lassen? Dass sie Xavier gehen lassen?!" Jari war gar nicht überzeugt, dass spürte ich daran, wie nervös er war. Bei jedem noch so kleinen Geräusch zuckte er zusammen und während der Fahrt hatte er ständig über seine Schulter nach hinten auf die Strasse gesehen, nur, um zu überprüfen, dass wir nicht verfolgt wurden.
„Halt deine Fresse Jari, Cierra hat alles im Griff!" mischte sich Flavio wütend ein, „und was geht es dich überhaupt an, hmm?! Du gehörst doch gar nicht dazu! Wieso kommt er auch mit an den Flughafen, kann mir das mal einer sagen? Warum darf er auch ein neues Leben mit uns beginnen?"
„Das haben wir doch schon durchgesprochen Flavio," stöhnte Alessandro und biss sich auf die Lippen, bevor er noch hinzufügte: „Können wir das jetzt endlich durchziehen?! Echt, ihr macht ein riesiges Drama draus, als hätten wir eine Wahl."
„Genau, wir haben keine Wahl," stimmte ich meinem Bruder zu, „Xavier braucht uns. Sie lassen ihn frei und ich sage ihnen, wo die Gemälde sind. Das ist der Deal."
„Und wer garantiert ihnen, dass du sie nicht anlügst? Sie sind doch dumm, dir einfach so zu glauben und die Adresse entgegen zu nehmen." Flavio liess sich nicht so einfach überzeugen, womit ich schon gerechnet hatte. Er vertraute nur wenigen Leuten, und manchmal war ich mir nicht sicher, ob ich noch dazu gehörte.
Zu viel war geschehen.
„Flavio, du hast gesagt, du machst alles, um mir zu helfen. Also bist du dabei oder nicht?" Er musste sich endlich entscheiden. Ja, es war vielleicht nicht die netteste Art, ihn so klar vor die Entscheidung zu stellen, aber uns lief die Zeit davon.
Wir durften die abgemachte Zeit nicht verpassen, sonst würde der Deal platzen und alles wäre umsonst gewesen.
„Na schön," murmelte Flavio und gab sich geschlagen, es war aber offensichtlich, dass es ihm nicht passte.
„Und ihr nehmt den nächsten Flieger, richtig?" Jari hatte es noch immer nicht verstanden.
Ich nickte. „Ja, das tun wir. Aber du solltest gehen, sonst verpasst du noch euren. Und erinnere Candice daran, die Papiere für Ashtons Überweisung zu unterschreiben, sonst können sie ihn nicht in eine andere Klinik verlegen."

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Gangs 2 - Lost Boys
Genç KurguCierra Foster hat vieles hinter sich, das sie lieber vergessen möchte. Aber selbst mit neuem Namen und neuem Wohnort muss sie lernen, dass man seiner Vergangenheit nicht so einfach aus dem Weg gehen kann...