Neue Erkenntnisse

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Flavio sah mich noch immer an, seine Worte hingen wie eine schwere Decke über uns am Himmel, und ich versuchte, so kühl und gelassen zu wirken, wie nur möglich, obwohl ich tausende Fragen hatte.

Tom war mit ihm hier, Tom, der Flavio doch hassen sollte. Er hatte die Red Moons verraten, und soweit ich darüber informiert war, war Tom ein Red Moon, warum also waren die beiden gemeinsam hier bei Ashton gewesen?

Hatte Candice Kontakt zu ihnen?Das ergab doch alles überhaupt keinen Sinn, jedenfalls nicht in meinem Kopf, es schien alles...völlig verdreht und durcheinander zu sein.

Um nicht zu zeigen, wie sehr mich Flavios Worte getroffen hatten, setzte ich ein gekünsteltes Lächeln auf und sah zu meinen Lost Boys herüber, die immer noch wie Bodyguards um mich herum standen.

„Jungs," sagte ich laut und deutlich, als hätte ich nicht am liebsten geweint, „gehen wir. Los."

Und ohne meinen Ex auch nur eines einzigen weiteren Blickes zu würdigen, gingen wir um ihn herum Richtung Haupteingang der Klinik, in der Ashton behandelt wurde.

Meine Freunde schienen von meinem Verhalten etwas irritiert zu sein, stellten aber keine Fragen, sie wussten, dass sie mir vertrauen konnten.

Sie folgten mir ohne einen einzigen Kommentar.

„C-Cierra!" hörte ich jemanden hinter mir rufen, aber es war nicht jene Stimme, die ich hören wollte.

Es war Tom, der sich da meldete und meine kleine Truppe schneller einholte, als mir lieb war.„Warte!" rief er erneut, als ich und die Jungs nicht stehen blieben und so taten, als hätten wir ihn nicht gehört.

Nur noch wenige Meter und wir würden den Eingang erreicht haben, aber Tom war zu meinem Leidwesen schneller.

„Cierra," sagte er erneut und griff nach meinem Arm, was dazu führte, dass Theo ihn unsanft von mir wegdrückte und Tom einen mörderischen Blick zuwarf.

Dieser ignorierte das und sah nur weiterhin zu mir: „Bist du es wirklich? Du bist zurück? Ihr seid alle wieder da?"

„Nicht für lange," antwortete ich knapp und sah von ihm weg, sein Anblick löste zu viele Erinnerungen in mir aus, die ich nicht haben wollte.

Aber Tom schien bei all seiner Freude meine abweisende Art gar nicht zu bemerken, ein fettes Grinsen schlich sich in sein Gesicht, als er mich abrupt in eine Umarmung zog und mir dabei fast die Luft abschnürte.

Und das war der erste Moment, seit wir aus dem Auto ausgestiegen waren, dass meine harte Fassade begann, sich in Luft aufzulösen. Die schützende Mauer, die ich um meine Gefühle gebildet hatte, fiel langsam in sich selbst zusammen und ich erwiderte Tom's Geste mit grösster Freude, als ich meine Arme um ihn schlang.

Ich hatte ihn vermisst, wirklich von ganzem Herzen.

„Tom," flüsterte ich, als ob ich nicht ganz begreifen konnte, was gerade passierte und er drückte mich noch etwas näher zu sich.

„Wie geht's dir?" wollte er wissen, liess mich dabei aber noch nicht los, was völlig ok für mich war.

„Es ging mir schon besser, und dir?" fragte ich zurück und drückte meinen Kopf gegen seine Brust. War er muskulöser geworden?

„Mir geht's gut, Kleine - gut, dass du wieder da bist," hörte ich ihn sagen und sah in sein Gesicht, in dem ich erkennen konnte, dass er all seine Worte ernst meinte.

Er hatte mir so sehr gefehlt, mein alter, riesiger Freund.

„Das finden wohl nicht alle," meinte ich etwas schnippisch und wagte einen kurzen Blick zu Flavio, der einige Meter entfernt von unserer Gruppe entfernt alleine stand und in die Ferne schaute, als würde ihn all das hier nicht interessieren.

Gangs 2 - Lost BoysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt