Glücksspiel

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Mein Vater hatte mir schon früh, später hatte er meine Familie schliesslich im Stich gelassen, einiges übers Pokern beigebracht. Er hatte mich gelehrt, was die 52 Karten zu bedeuten hatten, wie gespielt wurde und vor allem – wie man seine Gegner austricksen konnte.

Als Kind war meine Aufgabe immer jene gewesen, die heute Abend Alessandro zugestanden worden war, der Gehilfe.

Der Gehilfe war immer dann gut und nützlich, wenn man vorhatte, ein Spiel zu manipulieren, denn so sank die Anzahl der gegnerischen Spieler und somit auch der Karten, die man nicht kannte.

Etwas weiteres Praktisches war, dass Pokerspielen, kein Glücksspiel war. Man brauchte kein Glück, um zu gewinnen, man musste das Spiel nur verstehen.

Besser als alle anderen, wenn möglich.

Denn heute ging es um die Pokerart Texas Holdem, die rein gar nichts mit Glück am Hut hatte. Sie war etwas kompliziert, hatte man sie aber erst einmal verstanden, war sie leicht, jedenfalls für mich.

Ich hatte mich auf den heutigen Abend gut vorbereitet, nochmal mein Pokerwissen aufgefrischt und mich natürlich über den Club, sein Ambiente und meine Gegner informiert.

Im Diamond Club waren nur reiche Leute zu Gast, allesamt Millionäre, wenn nicht sogar einige Milliardäre, und sie waren nicht durch legale Tätigkeiten so vermögend geworden, was mich nervös machte.

Ich würde gleich gegen Männer und Frauen spielen, die nicht davor zurückscheuen würden, mir wehzutun, wenn sie bemerkten, dass ich ein falsches Spiel spielte.

Alessandro und mir wurden Drinks überreicht, die wir annahmen, um den Schein zu wahren und wir liefen durch die Massen von gut angezogenen Menschen, während mir Colin in meinem Ohr Pokerface von Lady Gaga vorsang.

Er nervte mich gewaltig, ich konnte ihm das aber nicht gut mitteilen, sonst würde es aussehen, als spräche ich mit mir selber.

Ich schlang meinen Arm enger um jenen von meinem, neu gefundenen, Bruder und sah besorgt zu ihm, doch er lächelte mich an, als sei alles in bester Ordnung.

„Wir müssen uns zuerst umsehen, bevor wir zum Pokertisch gehen, wir dürfen nicht auffallen," flüsterte er mir ins Ohr und ich stimmte leise zu. Er hatte damit völlig Recht, es musste für jeden, der uns beobachtete so aussehen, als wären wir ein normales Pärchen das nur nach Unterhaltung suchte.

Das wir eigentlich kurz davor waren, ein Verbrechen durchzuziehen und ein Spiel zu faken, das wusste niemand.

Aber wir mussten es tun, um den Boss zu treffen, es gab keine andere Möglichkeit, seinen Wohnsitz hatten wir nicht ausfindig machen können.

„Singt Colin bei dir auch noch oder hat der ne Dauerschleife reingelegt?" fragte Alessandro und ich grinste.

„Nein," meinte ich, „bei mir singt er auch noch, er hört einfach nicht auf."

Colin, der wohl alles gehört hatte, schrie uns praktisch ins Ohr: „Ihr wisst, dass ich euch hören kann, oder?!"

„AU!" meinte ich und fasste mir ans Ohr, „verdammt, das war viel zu laut Colin, nur weil du uns nicht so gut hörst wegen der Musik heisst das noch nicht, dass du schreien musst!"

„Sorry," hörte ich ihn zurücksagen, als Alessandro schon kurz davorstand, den kleinen Sender aus seinem Ohr zu entfernen. Colin nervte schon jetzt, ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie ich in einigen Stunden darüber denken würde.

„Ist es jetzt Zeit?" wollte ich wissen, an beide meiner Jungs gerichtet. Ich wollte nicht das grosse Spiel verpassen.

„Auf den Aufnahmen der Kameras sieht es so aus, als ob sie gerade damit beginnen, einige Spieler zu suchen, ihr solltet euch melden. Der Einstiegspreis ist 2000 pro Person. Habt ihr so viel?"

Gangs 2 - Lost BoysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt