Olivia

72. Kurz davor

Olivia P.O.V.

10:36 Uhr

Nervös wippe ich mit meinem Fuß. Ich kann mich absolut nicht konzentrieren. Ich denke ständig nur an Aiden.

Hab ich gestern überreagiert?

Verdammt vielleicht hätte ich wirklich einfach sofort mit ihm reden sollen. Ihm erklären, was in der Partynacht bei Tyler passiert ist.

Ich muss zu ihm. Ihm sagen, dass wir reden müssen.

Zum Glück erlöst mich wenige Minuten später schon die Glocke. Ich schnapp mir schnell meinen Rucksack und gehe zügig aus dem Klassenzimmer.

Aiden geht bestimmt in den Pausenhof.

Ich visiere die Glastür zum Hof an und will gerade nach dem Griff greifen, als ich grob an meinem Handgelenk zurück gerissen werde.

Als ich in Tylers Augen blicke, wird mir sofort eiskalt.

Er sieht mich an. Mit einem undefinierbaren Blick, während er mein Handgelenk fest zusammengedrückt festhält.

„Lass mich los...", sage ich ruhig, aber hörbar zittrig und versuche mich vergebens aus dem Griff zu lösen. „Tyler...lass mich los! Was willst du?!"

„Nichts. Richte Aiden schöne Grüße aus.", sagt er und grinst mich an. Dann lässt er mich abrupt los und verschwindet einfach.

Überrumpelt stehe ich da. Was war das denn!?

Okay. Egal. Ich muss zu Aiden.

Ich versuche halbwegs durchzuatmen und gehe schließlich in den Pausenhof. Sofort umgibt mich die eisige Dezemberluft. Ich verschränke die Arme um mich gegen den Wind zu schützen und scanne mit meinem Blick den relativ leeren Hof ab. Nur wenige Sekunden später sehe ich auch schon Aiden, seitlich an der Wand lehnend rauchen. Sein Rücken ist mir zugewandt, weshalb er mich noch nicht gesehen hat.

Zügig gehe ich in seine Richtung und bleibe schließlich einen Meter vor ihm stehen.

„Aiden..", sage ich leise, woraufhin er sich sofort zu mir umdreht. Er nimmt einen letzten Zug von der Zigarette, wirft sie auf den Boden und tritt sie aus. Dann wirft er einen Blick hinter mich. Als würde er den Hof nach irgendjemanden absuchen.

„Ähm..", beginne ich, die komische Stille zu unterbrechen. „Können wir reden?"

Nur für den Hauch einer Sekunde sieht er mich an. Dann wendet er seinen Blick weg.

„Olivia geh rein, es ist kalt."

„Dann reden wir eben drinnen. Ich wollte nur wegen gest-"

„Olivia bitte geh rein.", unterbricht er mich.

„Mir ist nicht kalt.", sage ich stur.

„Trotzdem.", antwortet Aiden kalt.

Sein Blick wandert meinen Körper entlang als er bei meiner Hand hängen bleibt. Auf seiner Stirn bildet sich ein Runzelnd.

„Wieso umgreifst du dein Handgelenk? Hast du Schmerzen?", fragt er und sieht mich eindringlich an.

Ich atme einmal tief ein.

„Tyler...", sage ich und zucke mit den Schultern.

Sofort spannt sich Aidens Körper an. Er greift zu meiner Hand und zieht meinen Ärmel hoch, sodass er einen Blick auf mein Handgelenk hat. Es ist total rot unterlaufen.