79. Wir sind so dumm

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Olivia P.O.V.

Montag 10:24 Uhr

„Es könnte etwas unangenehm sein, aber Sie sollten keine Schmerzen dabei haben.", warnt mich mein Arzt vor, bevor er beginnt die Fäden meiner Wunden zu ziehen.

Kurz zucke ich bei dem Gefühl zusammen, aber er hatte recht es tut nicht wirklich weh. Ohne dagegen etwas machen zu können, tauchen die Erinnerung auf,  als ich damals mit Aiden beim Arzt war. Auch wenn ich mich an vieles nicht mehr wirklich erinnern kann, werde ich eine Sache nie vergessen. Und zwar, dass er die ganze Zeit bei mir war und mich nicht alleine gelassen hat.

Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass eine eigentlich positive Erinnerung so schmerzhaft sein kann. Doch um ehrlich zu sein denke ich lieber an die Zeit zurück, als ich ihn noch nicht ausstehen konnte. Und er mich auch nicht.

Wobei wir an diesem Punkt ja jetzt eigentlich wieder sind. Und trotzdem ist es anders. Weil ich das Gefühl habe etwas verloren zu haben, was nie meines war.

„So wird sind fertig. Das wars.", sagt der Arzt und wirft nochmal einen kontrollierenden Blick auf die Wunden.

„Dankeschön.", sage ich schwach und stehe auf.

Ich nehme meine Sachen, verabschiede mich und verlasse die Praxis.

Vielleicht sollte ich mir etwas zu Essen holen? Oder einen Kaffee?

Zurück ins Haus will ich definitiv nicht. Ich halte diese Leere zurzeit einfach nicht aus. Vielleicht nehme ich mir einfach einen Kaffee zum mitnehmen und gehe bisschen spazieren. Ich schnappe mir mein Handy und beginne in den Chat mit Alina zu tippen.

O: „Hey! Ich hole mir einen Kaffee und gehe spazieren, bist du dabei?" 10:35 Uhr

Ich packe mein Handy wieder in meine Hosentasche und gehe zügig los.

____________

Ein Glockenton ertönt als ich das Café betrete. Ich lasse meinen Blick durch das relativ volle Café wandern. Gut da hätten wir ohnehin keinen Platz bekommen.

Selbst in der Schlange zum bestellen werde ich wohl etwas warten müssen. Gedankenversunken stelle ich mich hinter dem Typen in der Reihe an. Ich werfe einen Blick auf mein Handy als ich sehe, dass Alina mir geantwortet hat.

A: „Gerne! Treffen wir uns vorm Café? Könntest du mir nen Cappuccino mitnehmen?" 10:38 Uhr

Im Augenwinkel merke ich, dass der Typ vor mir sich kurz umdreht. Dann wirft er nochmal einen längeren Blick auf mich.

„Olivia?"

Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott.

„Tyler? Ähm..hi. Hab gar nicht gecheckt dass du vor mir bist.", sage ich und spüre wie ich leicht nervös werden. Selbst wenn er die letzten 2 Wochen gruselig nett war, wird die Angst nie weggehen.

„Schon gut. Möchtest du vor?", fragt er und geht einen Schritt zur Seite.

Was ist denn mit dem los?

„Ähm..nein..schon okay..danke.", antworte ich. Ich habe bei jedem Wort welches ich sage, Angst ihn zu verärgern. Und ich rechne jede Sekunde damit dass er gleich ausrastet.

Aber Tyler bleibt total ruhig.

Verdammt kann die Schlange nicht schneller gehen, ich will mich nicht mit ihm unterhalten.

OliviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt