87. Unter Schock

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Aiden P.O.V.

Mit zitternden Knien setze ich einen Fuß vor den anderen, meine Augen starr auf Olivia gerichtet. Plötzlich hebt Tyler die Pistole, seine Hand zittert und für einen Augenblick steht die Zeit still. Er drückt den Lauf der Pistole gegen seine Schläfe, und der dritte und letzte Schuss zerreißt die Stille.

„NEIIIN", brüllt Olivia, als Tylers lebloser Körper auf ihr zusammensackt.

Nein.

Nein.

Nein.

Nein.

Meine Beine geben nach und ich falle auf meine Knie.

Nein

Nein

Nein

Aiden reiss dich zusammen. Du musst zu Olivia.

Obwohl meine Sicht verschwimmt, hole ich einmal tief Luft zwinge meinen Körper aufzustehen. Meine Beine geben fast nach, aber ich schaffe es irgendwie zu Olivia zu taumeln. Vor ihr falle ich wieder auf meine Knie.

Sie dreht langsam ihren Kopf in meine Richtung und sieht mich mit leerem Blick an. Ihre Pupillen sind erweitert, ihre Lippen zittern unaufhörlich und über ihr gesamtes Gesicht sind Blutspritzer von Tyler verteilt.

Mit einem Kloß im Hals und zitternden Fingern greife ich nach Tylers reglosem Körper, dessen Gewicht sich schrecklich schwer anfühlt, und schiebe ihn mühsam von Olivia herunter.

Ich greife zu ihrem Gesicht und wische ihr etwas Blut weg. Sie atmet so schnell und so unregelmäßig, als ob ihre Lunge nicht genug Luft fassen kann. Und ich denke nicht, dass ich jemals so viel Schock in den Augen eines Menschen gesehen habe, wie gerade in ihren.

„Alles gut, alles gut, alles gut..", wiederhole ich immer wieder und glaube mir dabei kein Wort.

„A-aid..en...e-er...h-hat..", stammelt sie kaum hörbar, doch bricht mitten im Satz ab. Ihr Zustand zerreißt mir das Herz.

„Alles gut...es wird alles gut...", flüstere ich und streiche ihr über ihre kalten Wangen.

„Komm, ich helfe dir auf..", sage ich und greife vorsichtig unter ihre Schultern. Ich stehe auf und nehme sie in der Bewegung mit. Ich muss sie fest stützen, denn ihr Körper zittert unkontrolliert und so heftig, dass sie kaum noch aufrecht stehen kann.

Sie klammert sich benommen an mich, ihre Finger graben sich in meine Arme. Es ist, als würde sie jederzeit zusammenbrechen. „E-er...h-hat..", beginnt sie, doch schafft kein weiteres Laut von sich zu geben.

„Alles gut, Süsse, alles gut...", versuche ich sie zu beruhigen, als mein Blick Tylers leblosen Körper neben uns fällt. Aus seinem Kopf fliest so viel Blut dass sich bereits eine Lacke gesammelt hat.

Der Anblick schnürt mir die Kehle zu, und ein kalter Schauer läuft meinen Rücken hinunter.
Ich zwinge mich, wegzusehen, aber die Bilder brennen sich in mein Gedächtnis ein. Ich spüre, wie mein eigener Kreislauf ins wanken gerät, als ob meine Beine unter dem Gewicht der Situation nachgeben könnten.

Ich gehe mit Olivia paar Meter weiter und drehe sie so, dass Tyler nicht in ihrem direkten Blickfeld ist.

„I-ich muss die Rettung anrufen...oder die Polizei...keine Ahnung..", sage ich aufgelöst während sich Olivia einfach an mir festhält und undefinierbare Geräusche von sich gibt.

Plötzlich bemerke ich im Augenwinkel, wie die Tür des Schulgebäudes aufschwingt. Ein Typ tritt hinaus und zündet sich gedankenverloren eine Zigarette an. Die Tür fällt mit einem dumpfen Geräusch ins Schloss.

OliviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt