91. Erschöpfung

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Aiden P.O.V.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen mache ich mich wieder auf den Weg zurück zu Olivias Zimmer.

Ich öffne leise die Tür zu Olivias Zimmer und sehe meine Mutter auf dem Sessel neben dem Bett sitzen. Sie hält immer noch Olivias Hand. Meine Mutter dreht sich langsam in meine Richtung und lächelt mich an.

„Ich glaube jemand wartet schon auf dich.", sagt sie lächelnd zu mir.

Ich will etwas sagen, doch dann sehe ich es – Olivia hat ihre Augen leicht geöffnet. Für einen Moment stockt mir der Atem. Olivias und mein Blick trifft sich, und eine Mischung aus Erleichterung und Schock überrollt mich.

„Olivia...," flüstere ich und laufe ohne zu zögern zu ihr.

„Aiden.." sagt Olivia mit brüchiger Stimme, kaum hörbar unter der Sauerstoffmaske. Sie schließt für einen Moment wieder die Augen, und ich sehe, wie sie schwer atmet, als ob selbst das Sprechen sie an ihre Grenzen bringt.

Meine Mutter steht langsam auf und geht zur Seite, damit ich zu Olivia kann. Ich nehme ihre Hand und spüre, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet. „Ich bin hier, Süße.." sage ich leise, kämpfe gegen die Tränen, die sich in meinen Augen sammeln.

Olivia versucht zu Lächeln, aber es ist ein schwacher Versuch. Ich streiche sanft über ihre Hand, während meine Mutter uns schweigend beobachtet, Tränen in ihren Augen.

„Du wirst wieder gesund, Süße" sage ich, versuche ich sie und gleichzeitig mich selbst zu überzeugen, obwohl die Angst tief in mir sitzt.

Olivia nickt leicht, ein kaum merkliches Zucken ihres Kopfes. Ihre Hand in meiner fühlt sich schwach an, aber sie drückt sie trotzdem.

Dann verändert sich ihr Ausdruck. Sie atmet schwerer, ihr Körper verkrampft sich leicht, und ich spüre, wie ihre Hand noch schwächer wird, als ob jeder Atemzug, jede Bewegung zu viel wäre.

„Olivia..? Was ist los? " frage ich besorgt, meine Stimme zittert. Ihre Augen öffnen sich nur halb. „Schm..erzen..", sagt sie kaum hörbar.

„Warte, ich hole jemanden," sage ich schnell, lasse ihre Hand los und springe auf. Ich werfe meiner Mutter einen kurzen Blick zu, sehe, wie sie nervös dasteht, bereit, etwas zu tun.

„Bleib bei ihr.", sage ich und eile aus dem Zimmer. Im Flur halte ich sofort Ausschau nach dem Personal.

„Entschuldigung.", sage ich als ich einen jungen Pfleger sehe.

„Ja Bitte?" fragt er.

„Olivia hat starke Schmerzen. Bitte, können Sie sehen, ob sie mehr Schmerzmittel oder einfach ein Anderes bekommen kann?"

Er nickt ernst und folgt mir ins Zimmer. Ich bleibe paar Meter vom Bett entfernt stehen, sehe zu, wie der Pfleger zu Olivia tritt, ihre Werte überprüft. Er wirft einen Blick auf die Medikamente die sie bekommt. Mit routinierten Handgriffen wechselt er eine der Infusionen.

„Das ist schon das stärkste Schmerzmittel, das wir ihr geben können," sagt er. „Mehr kann ich im Moment nicht tun. Wir müssen abwarten."

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18:34 Uhr

Die Stunden vergehen und fühlen sich an wie eine Ewigkeit, während ich neben Olivia sitze und sie keine Sekunde davon aus den Augen lasse. Die Schmerzmittel und Medikamente, welche Olivia bekommt sind so stark, dass sie eigentlich fast durchgehend schläft. Meine Mutter versucht immer wieder mich zu überzeugen etwas zu essen, doch ich krieg noch keinen Bissen runter.

„Na gut Schatz, ich sollte langsam mal Nachhause zu Paul.", sagt meine Mutter irgendwann. „Ich komme morgen Nachmittag wieder her okay?"

Ich nicke. „Okay..danke, dass du hier warst.", sage ich und zwinge ein Lächeln auf meine Lippen.

OliviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt