FARAHS POV:
Ich begann, ihr zu erzählen, was einerseits auf dem Treffen oder Date mit mir und Safraoui geschehen war. Dazu redeten wir auch über das Thema „meine Eltern". Den einzigen Menschen, dem ich je erzählt hatte, was bei mir im Privaten abging, waren Hannah, Khadija und Abdal. Ich konnte Safraoui nicht erzählen, was los war. Er hat selbst Probleme, und am Ende denkt er: „Wow, was für Probleme eine Bonze nur hat." Menschen vergaßen oft, dass eine Familie ohne Frieden einen zerstören kann.
„Bruder, du bist stark. Du hältst das durch und nicht nur für dich, sondern auch Huda", teilte mir Khadija mit, während wir auf ihrem Bett saßen.
„Wie soll ich dort Frieden finden, Bruder?" sagte ich.
Sie sah mich an.
„Ich weiß es selber nicht, Habibti", sagte sie.
Wir sahen uns an.
Sie griff dann zu ihrem Handy.
„Lass mal in 30 Minuten rausschleichen, ich hab Bock auf 'ne Kippe", sagte Khadija, und ich nickte.Khadija schlich sich fast immer raus, einfach weil es ihr zu riskant war, im Zimmer zu rauchen. Khadijas Wohnung war aber auch recht groß für eine Wohnung im Block, weswegen sie einen einfachen, leisen Weg zur Haustür hatte. Khadijas Familie gehörte zu den Familien, die schon längst den Block hätten verlassen können, weil sie das Geld dafür haben. Aber sie entschieden sich, hier zu bleiben, weil sie hier alles kennen und auch jeden. Im Block zu leben heißt halt wirklich, eine extra Familie zu haben.
Khadija und ich saßen noch etwas herum, bis sie der Meinung war, dass wir uns endlich rausschleichen könnten. Es war einige Minuten vor 1 Uhr morgens, als wir im Aufzug ankamen. Wir fuhren raus.
„Boah, wollen wir gleich E-Scooter fahren?" fragte sie mich. Sie wollte, dass ich mich ablenke, und das merkte man.
„Ja, lass Hannah anrufen, vielleicht kommt sie auch raus", sagte ich und nahm mein Handy, um die Ghanaerin anzurufen.
Doch diese verneinte ein Treffen mit der Aussage: „Girl, ich brauch meinen Schönheitsschlaf, ich will ja nicht so ugly sein wie ihr."
Und so rannten Khadija und ich durch den Block. Sie rauchte eine Zigarette, und ich ging neben ihr entlang. Wir redeten, während wir meinem Handy folgten, das uns die Route zum nächsten E-Scooter vorgab. Irgendwann kamen wir an.
„Willst du Musik hören?" fragte ich sie.
Sie nickte, und so gab ich ihr meinen AirPod. Während sie ihn reinsteckte, entlockte ich den Scooter. Wir stiegen auf, und die Musik begann zu spielen: Luciano – Geh mein Weg.
Wir fuhren und fuhren. Khadija hielt sich an mir fest. Manchmal ließ sie sich los. Wir sangen auch zu den Liedern, die liefen.
„ICH LAD DIE SCHARFE NACH 9MM BRA HURENSÖHNE WOLLEN AN MEIN HAQ DOCH ICH SCHIEß SIE AB",
sangen wir beide.
„Du und Soufian, ne?" sagte Khadija lachend.
„Was meinst du?"
„Soufian, Haftbefehl und Kurdo sind wirklich so die, die eine Playlist übernehmen", sagte Khadija lachend.
Ich lachte, und wir fuhren weiter, bis wir irgendwann an einer Tischtennisplatte nahe des Bolzplatzes ankamen. Ich sah auf einmal ein mir bekanntes Fahrzeug: Yamaha.
„Verpisst euch mal alle", sagte mir eine zu sehr bekannte Person.
„Khadija?" fragte Mali direkt, als er das algerische Mädchen neben mir sah.
Sie sah ihn an, sie sah ihn so verliebt und gleichzeitig mit so viel Hass an.
„Ewa Farah", sagte der Junge, der gerade noch wollte, dass ich mich verpisse.
„Salamu aleikum", sagte ich und sah den Jungen nicht an. Ich stieg vom Scooter mit Khadija herunter.
Ich meldete mich vom Scooter ab.
„Wie geht's?" fragte Jamal mich.
„Hamdulillah und dir?" fragte ich ihn.Ich wollte Safraoui irgendwie gerade nicht ansehen. Wie peinlich, Digga, vorhin verpisse ich mich ganz schnell von ihm und jetzt trifft er mich hier. Am Ende denkt er, ich meine es nicht ernst mit ihm. Wie peinlich, omg.
„Was macht ihr hier?" fragte Mali uns.
Ich sah zu Mali und spürte Safraouis Blicke auf mir. Wie gerne ich jetzt in diese Augen sehen würde.
„Bisschen Luft schnappen, und ihr?" fragte Khadija und versuchte, ihn so neutral wie möglich anzusehen.
Mali schien etwas schockiert, dass sie antwortete und nicht ich.
Wir unterhielten uns für zehn Minuten, als Jamal plötzlich hektisch wegmusste. Keiner wusste warum. So standen wir zu viert noch dort.
Ich unterhielt mich mit Mali, während Khadija und Safraoui nur daneben standen.
„Äh, ich will etwas rumgehen", sagte Mali und sah zu Khadija.
„Wollt ihr mit?" fragte Mali. Man merkte, dass seine Frage eigentlich nur auf Khadija bezogen war.
„Nein", sagte sie.
„Aimshi (geh mit)", sagte ich zu ihr auf Arabisch. Ich wusste, dass Mali somalisches Arabisch sprach, aber da es so weit vom nordafrikanischen Sprachstammbau entfernt war, hoffte ich einfach, dass er mich nicht verstand.
„Lash? (Warum?)" fragte sie.
„La alash, yallah aimshi( kein warum, Yallah geh mit) ", sagte ich, und sie ging mit ihm.Gute Idee oder?
Nein.
Jetzt stand ich mit Safraoui dort, und er sah mich an.
„Rede doch mit mir, oder was? Du redest mit den Schwarzen", sagte er abgefuckt.
Ich sah ihn nur an. Mir war es einfach peinlich, mit ihm darüber zu reden, was vorhin geschehen ist.
Er sah mich an und atmete plötzlich aus.
„Yallah, komm", sagte er und zog mich plötzlich in eine Umarmung.
Es war so eine innige Umarmung. Ich fühlte mich wie zu Hause in dieser Umarmung, so als ob ich gerade Frieden bekommen würde, Frieden in seinen Armen.
Ich bemerkte, wie der Junge mit Locken gerade meinen Kopf küsste.
„Farah?" sagte er plötzlich.
Ich sah zu ihm hoch.
„Shnu?" fragte ich.
„Kenbrighk (ich liebe dich)", sagte er plötzlich.
Ich sah tief in seine Augen.
„7atana, kenbrighk barsha (ich dich auch, ich liebe dich auch sehr)", sagte ich und sah ihn an.
Plötzlich legte er seine Lippen auf meine. Seine Lippen schmeckten etwas nach Zigaretten und Airwaves-Kaugummi, aber es war schön.Chapter Spam kommt entweder bald oder wenn ich wieder in Alemania bin drarris
Ly
DU LIEST GERADE
Die eine wird Bonze, der andere bleibt Block.//Safraoui FF
FanfictionEs heißt immer: "Im Block gönnt man jedem sein Glück." Aber was ist, wenn man den Block verlässt? Gönnt man dir dann noch dein Glück? Farah verließ mit zwölf Jahren den Block und findet doch immer wieder Platz darin. Aber wie es aussieht, gefällt es...