º Geburtstag º

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Wenn ihr mich nach meinen Erinnerungen im Block fragt, könnte ich euch ein Buch schreiben, über alles, was ich dort erlebt habe. Egal, ob ich dort gelebt habe oder nicht, die Zeit, die ich dort verbracht habe, war geprägt von positiven Erinnerungen, wie der ersten Liebe, aber auch von Erinnerungen wie Verrat. Verrat von der ersten großen Liebe. Aber konnte ich der großen Liebe es böse nehmen? Im Endeffekt hat diese Person aus Emotionen und einem Selbstschutzmechanismus so eine Reaktion und Aktion gezeigt. Aber nur weil es das Verhalten entschuldigt, ist es keine Entschuldigung für die Tat. Das ist einer der Dinge, die ich von meiner Therapeutin gelernt habe.

Heute war der 21.11., auch bekannt als der Geburtstag einer meiner besten Freundinnen, oder besser gesagt, Exfreundinnen – Hannah. Ich hatte mit Dr. Leinar oft darüber gesprochen, ob ich mich wenigstens an ihrem Geburtstag mit ihr treffen würde. Vielleicht war das auch eine gute Idee, die ich jedoch verneinte. Stattdessen plante ich, mein Geschenk an ihre Haustür zu legen.

Ich hatte noch Khadijas Instagram-Account, weswegen ich beschloss, ihr über diesen Account zu schreiben, dass sie vor die Haustür kommen soll. So war auch mein Plan. Ich fuhr heute das erste Mal in den Block und betete, dass ich niemanden sehen würde. Ich stieg in die Straßenbahn und fuhr in Richtung Block mit einer Box in meiner Hand. Mein Geschenk für Hannah hatte ich schon geplant, als wir noch befreundet waren, denn ihre Mutter half mir etwas dabei. Ich plante, aus einem alten T-Shirt von Hannah ein Kuscheltier machen zu lassen, einen Hund, da Hannah ja selber als Kind mit ihrem Vater immer Gassi mit deren Hund gegangen ist.

Ich stieg aus der Straßenbahn, und der Geruch von Nostalgie stieg mir direkt entgegen. Ich lief mit meinen Kopfhörern rum und hörte das Lied „Casablanca" von den Jungs, das Feature, auf das sich Safraoui so sehr gefreut hatte.

Ich lief in Richtung Hannas Wohnblock. Der Hauseingang bei ihnen war auch im Winter offen, da es sonst zu sehr nach Pisse stinken würde. Ich lief die Treppen in den 3. Stock hoch und klopfte an die Tür. Ich starrte für einige Sekunden auf die Tür. Ich erinnere mich, wie viele Erinnerungen ich doch in dieser Wohnung hatte. „Das alles ist Nasip" sang der Marokkaner in mein Ohr.
Alles was zwischen uns gesehen sei.
War das wirklich Nasip?
Ich realisierte nach einigen Sekunden wieder alles. Ich hatte mich für mein jetziges Leben entschieden. Es gibt kein Zurück mehr, egal wie sehr ich es möchte.
Das war wohl mein Nasip

Ich rannte die Treppen runter, versuchte meine Tränen zurückzuhalten, aber es ging nicht. Ich hatte alles verloren. Ich lief aus dem Wohnblock raus und stand vor der Tür. „Ich brauch jetzt erstmal meine Vape," dachte ich mir, als ich komplett verheult war. Ich zog meine Vape raus und zog dran. Sie blinkte. Scheiße, sie war leer. Ich dachte nach: Riskiere ich jetzt und hol mir eine bei Amo Ahmad? Ja.

Ich bewegte mich zum Kiosk. Während mir weiter der von mir immer noch geliebte Marokkaner in mein Ohr sang, „Lecke die Pussy deiner Freundin wie mein Paper,"

kam ich irgendwann bei Amo Ahmad an, aber er war wieder nicht da. Es war das Mädchen, das Safraoui damals so angestarrt hatte. Ich ging zur Kasse.

„Gib mir mal eine Cherry Cola Vape, 7K," sagte ich, und das Mädchen sah mich an.

„Ok," sagte sie und drehte sich zum Regal. Sie holte die Vape, als die Tür hinter mir aufging. Ich drehte mich nicht um. Ich hatte Angst, Angst vor einer Interaktion, Angst, wieder zurückzukommen.

Die eine wird Bonze, der andere bleibt Block.//Safraoui FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt