ºVon Schimmel zu 5Sternenº

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Ich stand in der Dusche und merkte, wie das Wasser von oben herunterkam und meinen Körper befeuchtete.
An dem Ort, wo ich mich damals immer geduscht hatte, war der Raum befleckt von schwarzem Schimmel, was in meiner heutigen Dusche gar nicht mehr so ist.
Jetzt duschte ich in einer Dusche, die aussah, als gehörte sie zu einem 5-Sterne-Hotel.
Aber wie kam es dazu?

Mein Name lautet Farah Mousib (Fa7ra ausgesprochen).
Meine Herkunft war Tunesien und Marokko.
Geboren bin ich in Deutschland,
um genau zu sein in Ludwigshafen,
einer Stadt, die oft vergessen wird und nur dafür da ist, Asylbewerber für einen kurzen Moment zu behalten, um sie dann wegzuschicken, wenn sie endlich in der Lage sind, die deutsche Sprache zu sprechen.
Hemshof,
auch bekannt als der Brennpunkt Ludwigshafens,
war der Ort, wo ich gehen und schreiben im 10. Stock gelernt habe.

Ich spülte die Haarmaske aus meinen Haaren und begann, mich zu trocknen.
Mein Leben war nicht immer leicht.
Die ersten 5 Jahre meines Lebens lebte ich großteils alleine mit meiner Mutter.
Ich hatte Alhamdulillah einen Vater, aber was passiert, wenn man zu jung Elternteil wird? Man vergisst seine Kinder oder ist einfach nicht bereit,
sich um sie zu kümmern.
Und so war es auch bei meinem tunesischen Vater.
Während wir schwer um die Ecke kamen, fand er es gut, sein Leben lieber damit zu verschwenden,
Billard zu spielen und Shisha zu rauchen mit seinen Freunden.

Irgendwann traf meinen Vater der Schlag, als er erfuhr, dass meine Mutter nochmal schwanger sei, mit meiner kleinen Schwester Huda.
Ab dem Moment versuchte mein Vater, sein Leben in den Griff zu bekommen,
und es dauerte einige Jahre, bis wir von unserer schimmeligen Wohnung in ein eigenes Haus kamen.
Ich begab mich in mein Zimmer und begann direkt, mich um meine lockigen Haare zu kümmern.

Heute war ich 15 Jahre alt und lebte mein Leben mit meiner Alhamdulillah gesunden Familie. Aber was tut man,
wenn die Vergangenheit nicht loslässt?
Was tut man, wenn man sich erinnert,
wie seine Mutter kaputt zu Hause lag,
weil sein Vater nicht bereit war?
Was tut man, wenn es heißt,
alleine gegen die Welt?
Genau,
man kifft sich seine Sorgen weg.
Genau das tat ich seit meinem 12. Lebensjahr,
und so plante ich es auch heute zu tun.

Aber sah ich so aus, als würde ich mir mein Gramm selber holen?
Ich bitte euch.
Es ist Freitag.
Irgendwo in Ludwigshafen gibt es eine Hausi, wo irgendwer kiffte.
Jetzt musste ich nur zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein.
Und so begab ich mich in mein Zimmer, denn man muss ja gut aussehen, um Haze von den Älteren zu bekommen.
Es hörte sich bestimmt nuttig an, und man denkt bestimmt,
ich muss halbnackt erscheinen, um mein Geschenk zu bekommen.
Aber paradox, wenn man bedenkt, dass ich mir gerade eine Baggy-Jeans und ein Real Madrid Trikot überzog.

Die eine wird Bonze, der andere bleibt Block.//Safraoui FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt