Oft vergibt man Menschen für ihre Taten.<
So sollte man das auch.
Man sagt im Islam oft:
„Vergib jemandem, so wie du möchtest, dass Allah (Gott) dir vergeben soll."
Zumindest war das oft ein Satz, den meine Mutter mir mitteilte, wenn mein Vater mal wieder Scheiße baute.
Aber ihm für all seine Taten zu vergeben, konnte ich irgendwie nie.Menschen zu vergeben hört sich so leicht an.
Aber ist es das auch? Ich persönlich würde „nein" sagen.
Aber was ist, wenn man eine Person liebt? Wenn eine Person zeigt, dass sie einen Fehler gemacht hat und ihn einsieht? Nicht wie mein Vater, der sich entschuldigt und seine Fehler dann wiederholt. Sollte ich dann der Person verzeihen?Das war das heutige Thema meiner Therapiestunde. Und so saß ich in dem Raum, in dem ich schon gefühlt meine Seele ausgeweint habe. Meine Schulsachen lagen in der Ecke des Therapieraums, einem Raum, der für mich eigentlich nie vorstellbar war. Denn hätte ich meiner arabischen Mutter damals gesagt: „Mama, ich möchte zur Therapie", hätte sie mich nur darüber angemeckert, dass ich ja eigentlich gar keine Probleme im Leben habe.
Vielleicht war das ein Vorteil, der sich in meiner Aussage versteckt hatte.
„Hast du es je in Erwägung gezogen, mit ihm darüber zu reden, Farah?", fragte Dr. Leinar mich.
„Ich bitte Sie, Frau Leinar. Ich kann doch nicht zu dem Jungen hingehen, mit dem alles wieder gut läuft, und sagen: ‚Immer wenn ich deine Stimme höre, muss ich an deine Audio denken, in der du mich beschimpfst'", sagte ich verächtlich zur Therapeutin.
„Farah, dieser Safraoui scheint mir ein Junge zu sein, der für deine Liebe einiges durchmachen würde. Ich glaube nicht, dass er wegen so einer Komplikation zurücktreten würde", sagte Dr. Leinar.
„Farah, ist deine Mutter nochmal auf das verheimlichte Treffen eingegangen?"
„Was meinen Sie?", fragte ich nach.
„Farah, du hattest ja erwähnt, dass du bei Sa-fr-aoui warst – entschuldige die Aussprache, Namen sind nicht gerade meine Stärke – und deine Mutter nicht wirklich erfreut war."
„Ach, meine Mutter ist nie darauf eingegangen. Komisch für eine Mutter mit Migrationshintergrund", sagte ich lachend.
Es war Februar.
Dies war nicht nur der Geburtsmonat des Lockenkopfs, sondern auch offiziell der Monat, seit dem wir ein Paar sind. Ich redete mit meiner Therapeutin, bis die Zeit verschwand – die Zeit für unsere Gespräche, für immer höchstwahrscheinlich.„Farah, es hat mich gefreut, deinen Prozess zu sehen, die Entwicklung deiner Liebe, aber auch deines Charakters. Auch wenn ich immer noch deine Aussage vor Gericht bezweifle, glaube ich, dass deine Tat ihre Gründe hatte. Und wenn du jemals wieder jemanden brauchst, bleibt deine Akte immer offen für mich", sagte Dr. Leinar und umarmte mich.
Ich hatte keine Therapie mehr. Ich ging auf die Umarmung ein.
„Ich danke Ihnen, Dr. Leinar. Mir war nie bewusst, wie sehr ich sowas brauchte", sagte ich und verließ schließlich den Raum. Während ich ging, hörte ich sie noch sagen: „Wenn sich irgendwas zwischen dir und deinem Lockenkopf ändert, kannst du mich gerne kontaktieren."
Und so verließ ich traurig, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, den Raum. Ich war glücklich – keine Therapie mehr. Aber Dr. Leinar war mir ans Herz gewachsen, sehr sogar. Aber wie es aussieht, hatte ich jetzt eine neue Vertrauensperson namens Safraoui. Nur wie schafft man das mit einem Kanaken? Das ist nicht das Gleiche wie mit einer älteren, reifen deutschen Dame. Aber im Endeffekt meine ich es ja ernst mit ihm, also musste ich mein Bestes versuchen.
„Salamu aleikum, omri", sagte ich, als mein Handy klingelte.
„Ewa, zina (Hey Hübsche). Wo bist du?", fragte mich der Junge, über den ich die letzten Stunden gesprochen hatte.
„Auf dem Weg nach Hause", sagte ich.
„Tmm, ruf mich an, wenn du zu Hause bist. Ich geh dann los", sagte er.
„Wer sagt, dass ich raus möchte?", sagte ich lachend, als ich an der Bushaltestelle stand.
„Rede nicht und tu es einfach", sagte Safraoui.
„Eh, pass mal ganz schnell auf, wie du redest", sagte ich lachend.
„Nö, halt die Fresse. Bis gleich", sagte Safraoui und legte auf. So respektlos, dieser Junge.
Irgendwann stieg ich in den richtigen Bus ein und fuhr nach Hause. Ich kam zu Hause an.
„FARAH!", schrie meine Mutter direkt. Ich hatte nicht mal meine Schuhe ausgezogen.
„JA", rief ich durch die Wohnung.
„KOMM HER", schrie sie, und so bewegte ich mich zu ihr.
„Gib ein bisschen Öl in diesen Topf", sagte sie. Ich hatte Angst, dass sie mich irgendwie anschreit, Digga.
Ich wusch schnell meine Hände und half meiner Mutter. Ich unterhielt mich mit ihr über meine letzte Therapiestunde. Ich blieb zehn Minuten in der Küche, bis ich mich endlich in mein Zimmer verpissen durfte. Ich legte meine Schultasche in die Ecke und rief Safraoui an.
„Ana fi dar" (ich bin zu Hause auf Tunesisch) sagte ich in mein Handy.
„Shnu?" (Was?) sagte Safraoui.
„Ich bin zu Hause", sagte ich.
„Sag das mal nochmal auf Arabisch", sagte Safraoui, und man hörte, wie die Haustür höchstwahrscheinlich ins Schloss fiel.
„Ana fi dar", sagte ich.
„HAHAHAH MISKINA, WAS DAS LAN", sagte er lachend.
„Ich hasse dich", sagte ich nur.
„Was ein Schwanz-Tunesisch", sagte er.
„Wie redest du? Du redest wie so ein dorftrotteliger Araber", sagte ich genervt.
„Jaja, aber am Ende bist du trotzdem bint bladi." (Bint bladi heißt wörtlich übersetzt „Mädchen meines Dorfes", aber es wird als „Landsfrau" benutzt.)
„Uskot" (sei ruhig), sagte ich lachend.
„Ewa, ich bin in 15 Minuten da. War bis gerade im Studio", sagte er.
„Okay, Omri, bis gleich. Wir treffen uns bei der Straßenbahn", sagte ich und legte auf.
Ich wechselte schnell meine Klamotten, denn der Geruch von marokkanischem Essen klebte einfach an meinen Klamotten. Ich nahm meine Tasche und meine Jacke und verließ das Haus.
„MAMA, ICH BIN MIT DEN MÄDELS DRAUSSEN", rief ich und verließ das Haus.
Ich schrieb dazu in die Gruppe:
Ey, hab meiner Mutter gesagt, ich sei mit euch. Ihr wisst, was ihr tun müsst, wenn sie anruft.
Ich packte mein Handy weg und verließ meine Nachbarschaft. Ich bewegte mich zur Straßenbahn und sah, dass die nächste in 3 Minuten kam. Wenn Safraoui wirklich pünktlich war, müsste das seine Straßenbahn sein. Ich zog mein Handy raus.
Okey dokey stand nur als Antwort auf meine Nachricht für die Mädchen.
Kannst du mir bitte die Mathebuchseite schicken?
stand im Chat zwischen mir und Luna.Hey, bin nicht zu Hause. Ich weiß auch nicht, wann ich wieder zu Hause bin. Ich kann's heute Abend versuchen, aber es könnte spät werden.
Ich schickte meine Nachricht ab und sah, wie Safraoui mir schrieb, dass er in der nächsten Straßenbahn sei.
Ja, dann Versuch es einfach heut Abend danke
Schrieb Luna
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Die eine wird Bonze, der andere bleibt Block.//Safraoui FF
FanfictionEs heißt immer: "Im Block gönnt man jedem sein Glück." Aber was ist, wenn man den Block verlässt? Gönnt man dir dann noch dein Glück? Farah verließ mit zwölf Jahren den Block und findet doch immer wieder Platz darin. Aber wie es aussieht, gefällt es...