ºStalkenº

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Manchmal durchläuft man Phasen, in denen man denkt, dass man den perfekten Menschen gefunden hat – jemanden, mit dem alles so harmonisch erscheint, dass es sich anfühlt, als wären eure Wege schon immer füreinander bestimmt gewesen. Doch wie in vielen Hollywood-Filmen gibt es auch im echten Leben diesen Moment von "Right Person, Wrong Timing." Und genau das habe ich erlebt.

Ich habe mich verliebt, aber es war einfach der falsche Zeitpunkt. Und jetzt höre ich seine Musik auf jedem Bolzplatz, und jedes Mal zieht es mir das Herz zusammen. Es ist nicht, weil ich ihm seinen Erfolg nicht gönne. Ganz im Gegenteil, das war doch immer mein Wunsch für ihn. Ich wollte, dass er ein Star wird, und ich an seiner Seite stehe. Doch nur ein Teil dieses Traums ist wahr geworden, und dass es so kam, daran trage ich selbst die Schuld.

Ich fuhr in Richtung Hemshof, erst gestern aus Tunesien zurückgekommen. Ja, dieser Sommer waren es die Ferien in Tunesien, und obwohl ich mich auf Tunis gefreut hatte, sehnte sich mein Herz doch auch nach Nador.

"Damn, du bist ja fast so schwarz wie ich," sagte Hannah, als ich aus der Straßenbahn stieg.

„Cü, bist du braun geworden", sagte Khadija.

Ich stand komplett ungeschminkt vor ihnen, nur mit Wimpernzange und Labello auf den Lippen, denn wer hat schon Lust, sich zu schminken, wenn man schön gebräunt ist?

„Bockt, sei ehrlich," sagte ich lachend.

Ich hatte zwei Tüten in der Hand, eine etwas größere für Hannah und eine kleinere für Khadija. Ich überreichte den Mädchen ihre Geschenke. Sie freuten sich über die Kleinigkeiten, und wir begannen, durch die Siedlung zu gehen.

Beton. Ein Block voller Beton. Es war irgendwie der hässlichste und schönste Ort zugleich, gefüllt mit so vielen Emotionen, gefüllt mit so vielen Gefühlen. Positive Gefühle, negative Gefühle und Gefühle gegenüber bestimmten Menschen. Gefühle, die dein Herz schmerzen lassen beim bloßen Gedanken daran, dass man alles weggeworfen hat.

„Und Khadija, wie geht es Mali?" fragte ich. Natürlich interessierte es mich nicht wirklich, wie es Mali ging. Also doch, schon, aber das war nicht der Grund meiner Frage.

„Gut, sehr gut sogar. Die Jungs sind ja jetzt auf Tour", sagte sie.

Ich wusste von der Tour, aber nur durch Jamals Instagram, denn Safraoui hatte mich blockiert, einige Tage nach der Trennung. Aber ich konnte es ihm nicht böse nehmen. Wie sollte ich auch? Ich wollte, dass sich unsere Wege trennen, und jetzt muss ich damit klarkommen.

Wir liefen im Block hin und her.

„Ich will meine Haare kürzer schneiden," sagte ich. Ich dachte in letzter Zeit oft darüber nach.

„Wie kurz?" fragte Khadija.

Ich zog an meinen Haaren. „Guck, ich habe ja Locken, das heißt, ich würde sie im nassen Zustand bis zur Brust schneiden. Wenn sie trocken sind, gehen sie etwas über mein Kinn, so schulterlang."

„Boah, nein, Mann," sagte Khadija.

„Wird doch bocken, oder? Und dann blonde Strähnen," sagte ich und sprach weiter über meine Idee.

„Oder ein bisschen helleres Braun," ergänzte ich.

„Es sind Haare, die wachsen nach, also why not?" sagte Hannah.

„Aber am Ende rennst du voll hässlich rum. Willst du das?" fragte Khadija.

„Nein, so schlimm wird es nicht aussehen," sagte Hannah, und sie und Khadija fingen an, über meine Haare zu reden.

„Wie hätte er sie wohl gewollt?" fragte ich mich. Safraoui mochte meine langen Locken.

„Ich sag: go for it," sagte Hannah, und ich nickte nur.

Die eine wird Bonze, der andere bleibt Block.//Safraoui FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt