º Cry baby º

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**FARAHS POV:**

Ich packte gerade Puder auf mein Gesicht. Das letzte Mal, dass ich mich so stark geschminkt habe, war an dem Tag, als Abdal erstochen wurde. Ich war komplett Full Face geschminkt. Ich sah mich im Spiegel an. Ich hatte einen grauen Zweiteiler an. Heute war Hannas Feier. Ich zog mir meine schwarze Jacke über und sprühte noch etwas Parfüm auf mich, bevor ich das Haus verließ. Auch wenn Hannah schon ihr Geschenk bekommen hatte, beschloss ich, ein kleines Rituals-Set zu holen, denn mit leeren Händen dort hinzugehen, wäre respektlos. Ich bewegte mich aus dem Haus und atmete noch einmal tief durch.

War das eine gute Idee? Laut Dr. Leinar schon. Aber will ich jetzt wirklich wieder zurück? Ich stieg in die Straßenbahn und dachte darüber nach. Ich dachte darüber nach, ob die Trennung in den letzten Monaten unnötig war. Irgendwann kam ich am Block an. Hannah feierte bei sich zu Hause mit ihrer Familie. Laut Frau Battouq waren wir ein Teil ihrer Familie. Deswegen hatten Khadija und ich immer Angst, dass sie uns auch schlägt, wenn sie Hannah ausschimpft.

Ich stieg aus und am Blockbahnhof wartete schon Khadija auf mich.

„Ewa," sagte sie.

„Ewa, labas," sagte ich und fühlte mich wie damals, wie am Anfang, bevor ich Safraoui kannte, bevor der Spuck-Tag geschehen ist. Ich bewegte mich mit Khadija Richtung Hannahs Wohnung. Ich redete mit Khadija auf dem Weg, aber es ging eher um sie und Mali.

„Ja, bei denen läuft Musik, ja hayat, ich weiß nicht, ob du was von dem Song 'Barrio' mitbekommen hast, aber der ist echt viral gegangen," sagte sie.

Irgendwann kamen wir bei Hannah an. Khadija klingelte gerade. Ich würde Hannah jetzt das erste Mal seit dem Gericht wiedersehen. Meine Mutter war gut mit Frau Battouq, sehr sogar. Aber meistens sind sie gemeinsam brunchen gegangen, einfach weil Frau Battouq aufgrund ihrer Arbeit als Reinigungskraft ab 15 Uhr keine Zeit mehr hat. Bis 0 Uhr ist der Hausbesuch immer recht schwer. Der Hauseingang war wie immer offen. Daher standen wir schon an ihrer Haustür, die sie öffnete.

„OMG, hi!" sagte sie direkt und umarmte mich und Khadija. Wir begaben uns in die Wohnung und wurden von ihrer Familie begrüßt, als wären wir ein wirklicher Teil ihrer Familie.

„Kinder, wollt ihr was trinken?" fragte die Mutter mit ihrem westafrikanischen Akzent. Frau Battouq war einfach eine Süße.

Und so feierten wir mit Hannahs Familie, als wären wir ein Teil ihrer Familie. Vielleicht waren wir es auch mal. Wir saßen alle dort und tranken Kaffee, außer wir, weil Frau Battouq uns lieber klatschen würde, als uns 16- und 17-Jährigen Kaffee zu geben.

„Ey, lass mal durch die Siedlung gehen? Ich bin voll bloated vom Kuchen," fragte sie. Khadija sagte ja, also stimmte ich einfach zu. Hannah sagte ihrer Mutter Bescheid und verabschiedete sich auch von ihren Onkeln und Tanten. Sie bewegte sich dann mit uns Richtung Tür. Wir zogen unsere Jacken an und verließen die Wohnung. Wir gingen und begannen zu reden und zu lachen, bis Hannah mich auf einmal ansah.

„Farah?" fragte sie mich.

„Ja?" sagte ich, während ich noch mein Lächeln auf den Lippen hatte.

„Farah, I swear, es tut mir so leid, dass wir dir nicht geglaubt haben. Ich hab einfach gedacht, dass du eine Snitch seist, weil das jeder so dargestellt hatte. I'm so stupid, I'm sorry," sagte das Mädchen und bekam auf einmal eine Träne in ihren Augen.

Hannah war nie ein Crybaby. Wirklich weinen sehen habe ich sie zuletzt bei der Auseinandersetzung mit Khadija wegen Mali. Ich nahm sie in meine Arme.

„Alles gut," sagte ich und merkte, wie Khadija sich auch mit uns umarmte. Ich glaube, ich habe mich entschieden. Ich gehe mit zu der Feier.

Die eine wird Bonze, der andere bleibt Block.//Safraoui FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt