1.Kapitel Rabenstern und Bachkralle

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1.Kapitel Rabenstern und Bachkralle

Ein kalter Wind zerzauste mir das Fell, worauf ich mich enger an Goldpfote drückte. Sie seufzte leise und murmelte:

„Wir halten zusammen Federpfote, was auch immer kommen mag."

Ich nickte nur traurig und vergrub meine Nase wieder in Rabensterns Fell. //Pass im SternenClan gut auf uns auf. //

Goldpfote und ich waren mittlerweile 11 Monde alt, schon bald alt genug, um Kriegerinnen zu werden.

Jetzt hatten wir niemanden mehr, unsere Eltern waren beide tot. Als wir knapp 8 Monde alt gewesen waren, war Bachkralles Patrouille von einem Dachs überfallen worden. Ich schauderte bei dem Gedanken an den Dachs. Gesehen hatte ich noch nie einen, aber die Ältesten hatten uns erzählt, dass es Tiere doppelt so gross wie eine Katze waren, mit riesigen Pranken, deren Hieb einem Krieger das Genick brechen konnte.

Bachkralle war in der Nacht darauf seinen Wunden erlegen.

Goldpfote und ich waren damals noch zu jung gewesen, um Totenwache für ihn zu halten, jedenfalls hatte Rabenstern uns das gesagt.

Rabenstern hatte ihre Gefühle meistens für sich behalten, aber Bachkralles plötzlicher Tod hatte sie hart getroffen...

Jetzt war sie ihm völlig unerwartet in den SternenClan gefolgt. Sie war am Vorabend noch bei Polarmond im Heilerbau gewesen, weil sie wie ich später von Polarmond erfuhr, Kopfschmerzen hatte.

Bei Sonnenhoch hatte sie sich seltsam bewegt und war kurz darauf auf der Lichtung zusammengebrochen. Ich werde den gequälten Blick ihrer Augen nie vergessen, weder wie hilflos sie mit Schmerzen dagelegen hatte.

Polarmond war sofort an ihrer Seite gewesen, aber hatte ihr auch nicht helfen können. Ich und Goldpfote hatten die ganze Zeit bei ihr gesessen und ihr beruhigend zugeredet, dass das vorübergehen werde, und alles gut werden würde.

Nachdem sie sich lange vor Schmerzen gekrümmt hatte, wurde es ganz plötzlich still.

„Mama?" Ich drückte mich ängstlich an die dunkelgraue Kätzin und schluchzte. „Mama, bitte... Komm zurück!" Polarmond seufzte und setzte sich schliesslich neben uns. «Sie hat jetzt keine Schmerzen mehr...» Goldpfote sprang mit gesträubtem Fell auf und fauchte Polarmond an: «Gerade du sagst das! Du bist die Heilerin, es ist deine Aufgabe Katzen zu helfen! Es ist deine Schuld, dass Rabenstern tot ist, nur deine!» Die weisse Kätzin legte die Ohren an. «Ich habe getan, was ich konnte!»

Ich zuckte erschrocken zusammen, als die tiefe Sitmme von Abendsonne über die Lichtung schallte: «Schluss damit, alle beide!» Polarmond nickte, neigte den Kopf vor ihrem neuen Anführer und zog sich in den Heilerbau zurück. Ich hob den Kopf und musterte Abendstern verstohlen.

Er war ein junger, muskulöser Kater mit weissem Fell und eisblauen Augen. Rabenstern hatte ihn erst vor kurzem zu ihrem Stellvertreter ernannt. Sein Bruder und vorheriger Zweiter Anführer Schattenkralle war in der gleichen Patrouille wie Bachkralle dabei gewesen und hatte ebenfalls tödliche Verletzungen davongetragen.

Die Ältesten hatten mal gesagt, dass Rabenstern den jungen Krieger nur zu ihrem Stellvertreter gemacht hatte, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Aber selbst wenn, was hätte das schon geändert? Jetzt waren wir auf uns gestellt.

Später...

«Sie sind noch so jung Abendsonne! Sie sollten noch keine Totenwache halten, auch wenn es ihre Mutter ist!» Der Anführer verdrehte die Augen und blaffte Lichtschweif an: «Dann hätte Rabenstern dir auch verbieten können, Totenwache für deine Jungen zu halten!» Die hübsche silbergraue Kätzin legte erschrocken die Ohren an. «Was weisst du schon über Junge? Gar Nichts!» Für einen kurzen Moment schwieg Abendsonne, dann neigte er den Kopf. «Gut.»

Sein Blick blieb Goldpfote und mir hängen, ich sah schnell weg. «Kommt her ihr beiden.» Goldpfote rappelte sich auf und tappte zu den beiden, ich blieb unschlüssig liegen. «Federpfote, komm her.» Ich zögerte noch ein wenig, gehorchte dann aber und ging zu Abendsonne.

Er musterte mich skeptisch, so fühlte es sich jedenfalls an und nickte der Kriegerin dann zu. «Lichtschweif, hiermit übertrage ich dir die Verantwortung für die beiden.»

Goldpfote nickte nur, ich legte die Ohren an. Lichtschweif kam etwas näher und lächelte sanft. «Keine sorge Federpfote, ich will Rabenstern nicht ersetzten. Jede Katze hat das Recht auf eine Familie, findest du nicht?» //Eigentlich hat sie ja Recht. // Ich nickte etwas unsicher und liess zu, dass die junge Kriegerin uns sanft aber bestimmt in Richtung Kinderstube führte...

Silbersterns SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt