Andre
Was wird er jetzt wohl sagen? Er wird mich von sich schieben. Nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Er wird sagen, dass er mich auch hasst. Das ich nie eine Chance bei ihm hatte. Er wird über mich lachen, mich verachten. Mich fallen lassen wie ein benutztes Taschentuch. Innerlich mache ich mich auf das Schlimmste gefasst. Wie damals. Ich erwarte, dass er mich schlägt, mindestens. Mein Vater hat mich immer geschlagen. Immer und immer wieder, bis ich mich nicht mehr wehren konnte. Bis ich nichts mehr sagen konnte. Bis ich nichts mehr hören konnte. Bis ich nichts mehr sehen konnte. Um mich herum war es schwarz und doch nahm ich alles war, was er mit mir gemacht hat. Es war...
„Ich liebe dich auch!", höre ich Jans Stimme neben mir. Ich kneife die Augen fest zu und rufe mir den Satz noch mal ins Gedächtnis, bis ich den Sinn begreife.
„Das kannst du nicht sagen."
„Es ist die Wahrheit." Wieder diese grünen Augen. Nein, sie sind blau. Blau, verdammt, das ist Jan! Niemand anderes als JAN!
„Niemand kann jemanden wie mich lieben."
Ich spüre seine Haare an meiner Schulter. Diesmal bin ich es, der den Kopf hebt und mich an seine Brust drücke. Er schlingt augenblicklich die Arme um mich.
„Ich habe Angst, Jan. Angst, dir weh zu tun. So wie mein Vater es damals mit mir gemacht hat. Ich könnte es nicht ertragen, dir so weh zu tun. Und ich habe Angst vor mir selbst. Immer wenn ich jemandem zu nahe komme, dann sehe ich ihn vor mir, wie er ausholt. Wie er zuschlägt. Immer wieder."
Jan
Ich wusste, dass Andres Vater ihn damals nicht nur geschlagen, sondern auch vergewaltigt hatte. Er war schwul gewesen, hatte es aber nie akzeptieren wollen und daher Andres Mutter geheiratet. Und seine ganze Wut dann an seinem Sohn ausgelassen. Andre hatte es mir vor langer Zeit erzählt. Seitdem hatte er nie jemanden an sich heran gelassen. Nur mir hatte er manchmal einen Blick hinter seine harte Fassade gegönnt.
„Andre, du bist nicht wie dein Vater. Ich weiß, dass du mir niemals wehtun würdest. Lass es uns miteinander versuchen, ja?" Ich sah, wie er überlegte. Schließlich schüttelte er verzweifelt den Kopf.
„Es ist zu gefährlich." Ich spürte, wie sich eine kalte Hand um mein Herz schloss. Aber ich wollte nicht aufgeben. Nein, ich KONNTE nicht.
Andre
Ich schicke ihn fort. Es zerbricht mir das Herz, als ich seinen traurigen Blick sehe, aber es muss sein. Es ist besser für uns beide. Im Türrahmen dreht er sich zu mir um.
„Andre?" Ich sehe in seine blauen Augen. Noch ein mal. Nur dieses eine Mal erlaube ich mir, mich darin zu verlieren.
„Darf ich?" Sein Blick ist bittend. Ich schließe kurz die Augen und sammle mich. Dann nicke ich. Ich lasse die Augen geschlossen und spüre, wie er seine Arme um mich schlingt. Es tut so gut. Seine Lippen berühren meine. Ich genieße es. Präge mir dieses Gefühl so gut wie möglich ein. Ich werde diesen Moment in meinem Herzen bewahren. Er ist so wunderschön. Doch ich weiß, dass ich damit aufhören muss. Sonst kann ich mich nicht mehr beherrschen. Ich entziehe mich Jans Umarmung.
„Gute Nacht, Dsche." Bevor er irgendwas erwidern kann, schließe ich die Tür.
Hallo ihr lieben, tut mir leid, dass etwas länger nichts kam. Ich bin schon wieder im Schulstress, ihr auch?
Für Weihnachten plane ich eine Lesenacht, als "Geschenk" und Dankeschön für 1k Reads :)

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Memories never die | Jandre
FanfictionFür Sina2810 #Jandre ist real? Nicht ganz. Denn obwohl sich Andre unglaublich stark zu Jan hingezogen fühlt und es so scheint, als würde dieser seine Gefühle erwidern, kann Andre eine Sache nicht vergessen: seine Vergangenheit. Sie steht dem Glück d...