Jan
Die Haustür fällt mit einem lauten Rums ins Schloss und ich schrecke aus dem Schlaf hoch. Mann, immer diese rücksichtlosen Mitbewohner. Manchmal verfluche ich die WG dafür und gleichzeitig liebe ich die Tatsache, dass immer jemand daheim ist und ich nie alleine bin. Mit einem Seufzen lasse ich mich zurück in die Kissen fallen und taste nach meinem Handy auf dem Nachttisch, welches wie immer am Ladekabel hängt.
15:02. Ich reiße die Augen auf. Mist, habe ich lange geschlafen. Aber kein Wunder, schließlich saß ich heute Nacht noch bis 7 Uhr am Laptop und habe geschnitten, bis ich schließlich so dermaßen müde war, dass ich ins Bett gegangen bin und direkt schlafen konnte, ohne noch über etwaige Probleme in Bezug auf Andre nachdenken zu müssen. Mein Plan ist also aufgegangen. Doch nur bis jetzt, denn alle Fragen, die ich bisher erfolgreich verdrängt habe, befinden sich nun wieder in meinem Kopf und hämmern so fest von innen gegen meine Schläfen, dass ich auf der Stelle Kopfschmerzen bekomme.
Stöhnend hieve ich mich aus dem Bett, wobei ich überlege, ob ich überhaupt aufstehen oder gleich den ganzen Tag vor lauter Selbstmitleid liegen bleiben soll. Irgendwie kommt mir das TV Video von neulich in den Sinn, in dem ich den Leuten meine besten Tipps gegen schlechte Laune erklärt habe. Eine Sache war: mit guter Musik duschen. Ich glaub, das mache ich jetzt. Ich lasse mich einfach nicht unterkriegen, sondern lade noch ein TV Video für heute hoch, damit die Community die tägliche Dosis Blödsinn erhält. Ich nicke zufrieden, habe wieder neuen Elan. Ich sollte mich echt nicht immer selber fertig machen. Irgendwann demnächst wird Andre von ganz alleine auf mich zu kommen, wenn ihm was an mir liegt und dem ist offensichtlich so, wenn ich seinen Worten von vor zwei Wochen Glauben schenken darf. Ich öffne ich die Tür und kann mich buchstäblich im letzten Moment davor retten, den nächsten Schritt zu machen, indem ich mich reflexartig am Türrahmen festhalte und dabei ziemlich ins Wanken gerate. Ungläubig starre ich auf den Boden. Der Anblick, der sich mir bietet, zerreißt mir fast das Herz und ich habe plötzlich einen riesigen Kloß im Hals, der sich nicht hinunterwürgen lässt. Direkt vor meiner Zimmertür auf dem kalten Parkett liegt Andre. Ohne Decke, nur mit einem Kissen unter dem Kopf, eng zusammen gekauert und schläft. Ein Schritt weiter, und ich wäre voll auf ihn drauf getreten. Aber wer rechnet schon damit?!
Ich steige vorsichtig über ihn drüber und gehe neben ihm in die Hocke, um ihn zu betrachten. Seine Haare fallen ihm zerzaust in die Stirn. Ich kann nicht widerstehen und streiche sie zur Seite. Mein Blick fällt auf seine Wangen. Darauf sind Spuren getrockneter Tränen zu erkennen. Ich spüre, wie meine Kehle noch enger wird, sodass ich kaum noch Luft bekomme. Seine Finger hat er um ein Taschentuch geschlungen, das er an seine Brust drückt, als hinge sein Leben davon ab. Sein Atem geht flach und regelmäßig. Ohne das ich etwas tun kann, schießen mir die Tränen in die Augen. Wieso war ich verdammt noch mal schon wieder so grob zu ihm gestern Abend? Er wirkt immer so stark und unerschütterlich, dabei ist er das Gegenteil. Er braucht mich so sehr. Und was ist das einzige, was mir Idiot in den Sinn kommt? Ich muss natürlich...
„Jan?" Sarah klappert in der Küche mit dem Geschirr.
„Andre?... Kann einer von euch beiden mir eben mal helfen?"
Ich richte mich auf und will gehen, bevor Andre noch aufwacht. Im Weggehen höre ich, wie er sich bewegt und bleibe wie angewurzelt stehen. Er murmelt meinen Namen. Ich drehe mich zu ihm um und mein Atem stockt, als ich in seine rot geweinten, blutunterlaufenen Augen sehe. Dunkle Ringe, der Blick vollkommen matt und kraftlos. So schlimm habe ich ihn noch nie gesehen. Nicht mal, als er von ein paar Jungen aus seiner Klasse verprügelt wurde und danach mehrere Tage im Krankenhaus lag. Reglos stehe ich da und schaue ihn an. Mein Herz klopft wie wild in meiner Brust. Ich weiß nicht, was ich machen soll, bin komplett überfordert mit der Situation.
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Memories never die | Jandre
FanficFür Sina2810 #Jandre ist real? Nicht ganz. Denn obwohl sich Andre unglaublich stark zu Jan hingezogen fühlt und es so scheint, als würde dieser seine Gefühle erwidern, kann Andre eine Sache nicht vergessen: seine Vergangenheit. Sie steht dem Glück d...