Kapitel 42

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(immer noch Andre)

Nach längerem Suchen finde ich am Flughafen endlich meine Tasche auf dem Fließband und steige kurz darauf in das Taxi, welches ich bereits vor meinem Abflug bestellt habe. Ich befreie mein Handy aus dem Flugmodus und werde natürlich sofort mit Nachrichten überhäuft. So ist das immer. Kaum habe ich das iPhone mal für ein paar Stunden nicht in der Hand, kann ich mich kaum vor dem darauf folgenden Nachrichtenstrom retten. Leider ist keine von Jan dabei, wie ich gehofft hatte. Also schaue ich mir zunächst an, was Cengiz geschrieben hat.

„Hi Waix, hoffe du hattest nen guten Flug. Bin mit Sarah auf dem Weg zu ihrer Tante im Schwarzwald. Sie hat morgen Geburtstag und wir bleiben noch das Wochenende über dort, damit Sarah ihre Familie besuchen kann. Hatte ihr das schon voll lange versprochen, deswegen konnte ich auch nicht Jan nach Stadthagen begleiten. Sein Dad hat ihn gerade abgeholt. Ihm geht's nicht so gut, seine Oma ist gestorben und du weißt ja, wie viel sie ihm bedeutet hat. Heute Abend ist das Begräbnis. Naja, vielleicht schaust du mal bei ihm vorbei oder tröstest ihn, wenn er wieder daheim ist. Kannst du bitte noch das Video für TV hochladen? Dsche und ich haben bisschen vorproduziert. Mach's gut, Opfero. Man sieht sich..."

Ich lasse das Handy sinken. Jans Oma ist also tot. Das tut mir echt mega leid für ihn. Sie war immer sehr nett zu mir, wenn ich mal mit Jan bei ihr zu Besuch war und ihr Apfelkuchen war echt... Mann, ich halte mich schon wieder mit Nebensächlichkeiten auf. Der arme Jan. Höchstwahrscheinlich hat er mich gestern deswegen angerufen. Und ich Vollidiot hab ihn einfach abblitzen lassen und stattdessen... Ich unterbreche den unangenehmen Gedanken. Trotzdem wird mein schlechtes Gewissen noch größer, wenn das überhaupt geht. Was bin ich nur für ein Freund?! Die Bezeichnung Freund  klingt sehr seltsam, wenn ich an Jan denke. Klar ist er mein Freund und doch ist er es nicht. Ich hasse diese Doppeldeutigkeit. Und ich bereue das, was ich getan habe ziemlich. Letztendlich war es auch noch sinnlos. Ich weiß nämlich immer noch nicht, wozu das gut sein sollte und ob es mir etwas gebracht hat oder nicht.

Der Taxifahrer reißt mich aus meinen Gedanken, indem er abrupt vor der von mir genannten Adresse anhält und sein Geld verlangt. Ich gebe ihm die Bezahlung und steige aus. Meine Situation bereitet mir übles Kopfweh. Ich würde am liebsten auf der Stelle mit Jan reden. Diese Ungewissheit, wie er reagieren wird, macht mich fertig. Aber warum eigentlich nicht? Wieso sollte ich ihm nicht hinterherfahren, so wie Cengiz es angedeutet hat? Ich sehe dem sich entfernenden Taxi nach.

Mein Entschluss steht fest. Plötzlich habe ich wieder neue Energie. Schnell laufe ich die Treppe zu unserer Wohnung rauf, werfe meine Tasche auf das Sofa und suche im Internet nach einem Autoverleihservice. Keine Minute später rufe ich an und vereinbare mit der Frau am anderen Ende der Leitung, dass ich in einer halben Stunde einen Mietwagen abholen möchte.

An meinem Computer starte ich den Upload des neuen TV Videos und hoffe, dass es funktionieren und nicht mittendrin abbrechen wird. Wenn alles nach Plan verläuft, kommt es erst online, wenn ich schon auf dem Weg nach Stadthagen bin. Sicherheitshalber ziehe ich mir eine Kopie des Videos auf meinen Laptop. Wenn es nicht klappt mit dem Upload, dann muss ich es eben noch mal dort versuchen.

Ich gebe Regina Bescheid, dass sie morgen mal nach den Katzen schauen soll und stelle den Kleinen frisches Wasser und Futter hin. Dann werfe ich die wenigen Klamotten, die ich nach Berlin mitgenommen habe in die Wäsche und stopfe an ihrer Stelle eine frische Jogginghose, zwei T-Shirts und einen Kapuzenpullover in meine Tasche. Mir fällt ein, dass wohl auch ein Anzug ganz angemessen wäre. Zum Glück finde ich einen in der hintersten Ecke meines Kleiderschranks. Den hatte ich nicht mehr an seit der Taufe von meinem Cousin. Wozu auch? Sonst laufe ich eh immer in Sweatpants rum, sogar auf dem roten Teppich. Ich schlüpfe kurz hinein. Er sitzt ein bisschen eng, aber von der Länge her passt er noch ganz gut.

In letzter Zeit habe ich anscheinend doch etwas an Muskeln zugelegt, obwohl ich das selbst nicht so krass gemerkt habe. Für einen kurzen Augenblick bin ich zufrieden. Das harte Training lohnt sich also doch. Aber sofort sind meine Gedanken wieder bei Jan. Ich muss endlich los. Allerdings besitze ich keine einzige Krawatte. Und so was gehört zu einem Anzug leider dazu. Vor allem im Falle eines Begräbnisses.

Ich rase in Jans Zimmer und reiße die Türen von seinem Schrank auf. Nach einer kleinen Suchaktion finde ich eine schwarze, jedoch ungebunden. Egal. Hauptsache ich habe irgendwas. Wie man in das blöde Teil einen Knoten rein bekommt, werde ich schon auch noch herausfinden. Also wandert die Krawatte ebenfalls in meine Tasche und ich schließe kurz darauf die Tür erneut hinter mir. Zum zweiten Mal an diesem Tag rufe ich bei der Taxizentrale an.


Etwas kürzer, aber hat hier vom Cut her einfach besser gepasst... Geht aber bald weiter, höchstwahrscheinlich am Freitag... :)

Mittlerweile 8k? Ist ja unfassbar! :o *-* VIELEN DANK dafür :*

Und wieder eine Frage an alle, die Bock haben, mitzumachen: Habt ihr schon mal die Apes (oder einen von ihnen) getroffen? Ich leider noch nie, was ich unglaublich bedauere... ;( Aber ich wohne fünfeinhalb Stunden von Köln entfernt, ganz im Süden von Deutschland. Deswegen ist es auch nichts mit der Tubecon geworden. Ist von euch jemand dort am Start?


 

Memories never die | JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt