Andre lässt seinen Blick umher huschen, zieht mich mit sich und bleibt dann einige Meter entfernt mit dem Rücken zum Taxi stehen, sodass er mich mit seinen Schultern und seinem Oberkörper abschirmt. Er ergreift meine Hände und sieht mir fest in die Augen.
(immer noch Jan)
„Danke Jan!"Ich bin überrascht, dass er sich bei mir bedankt. Ich hätte mit allem gerechnet. Dass er mir eine Ausrede präsentiert, warum er nicht hineingehen will oder dass er mir seine Angst gesteht und mich bittet, auf der Stelle zurück zu fahren oder dass er sich noch mal vergewissern will, dass ich ihn begleite.
„Äh... wofür denn?", frage ich perplex.
„Für alles!" Seine grünen Augen sind so offen und ehrlich in diesem Augenblick. Nichts ist mehr von dieser Fassade zu erkennen, mit der er sein Inneres sonst immer geschickt vor den anderen und selbst vor mir verbirgt. Jetzt muss ich schlucken, da ich ziemlich gerührt bin von seinen Worten.
„Ist doch... selbstverständlich..."
„Nein, auf keinen Fall. Wegen dir stehe ich jetzt hier und habe den Mut, hineinzugehen. Nur wegen dir, Jan!"
„Wegen mir?"
„Ja!"
Ich glaube, wenn der Taxifahrer nicht da wäre, würde ich ihn auf der Stelle küssen. Andre scheint auch darüber nachzudenken, entscheidet sich aber letztendlich dafür, mich stattdessen in den Arm zu nehmen. Fest drücke ich ihn an mich, spüre seine Hände, die über meinen Rücken streichen.
„Jan, ich möchte nicht, dass du mich begleitest." Ich versteife mich augenblicklich in der Umarmung, „Es ist eine Sache zwischen mir und ihm. Lass mich das alleine regeln, ok?", flüstert er mir ins Ohr und seine Lippen streifen für weniger als eine Sekunde meine Haut. Dennoch reicht es aus, dass ich am ganzen Körper Gänsehaut habe. Er löst sich von mir und sieht mir wieder in die Augen. Scheinbar wartet er auf eine Antwort meinerseits. Ich bin noch immer überrumpelt und überlege im Schneckentempo, da mein Gehirn durch seine Berührung ganz vernebelt ist.
„In Ordnung", sage ich nach einer halben Ewigkeit.
Erleichtert sieht er mich an. „Du bist nicht sauer, wenn...?"
„Nein, ich verstehe das vollkommen. Es ist eine Sache zwischen ihm und dir!", unterbreche ich ihn. Insgeheim bin ich natürlich ein wenig enttäuscht, doch das lasse ich mir nicht anmerken. Ich weiß, wie schwer das alles für ihn ist. Es wäre unfair, wenn ich ihn jetzt auch noch belaste. Wegen einer Kleinigkeit.
„Ich hole dich dann einfach nachher hier wieder ab und du erzählst mir jedes noch so kleine Detail, einverstanden? - Unser Taxi erkennst du ja schon von Weitem..." Ich grinse ihn an.
Er nickt und lächelt so lieb, dass mir ganz warm im Bauch wird.
„Ich komme in einer Stunde. Oder brauchst du mehr Zeit?" Ich hoffe inständig, dass er nein sagt, denn ich möchte nicht noch länger von ihm getrennt sein.
„Eine Stunde wird reichen..." Er nimmt mich noch mal in den Arm. Sein Atem geht schnell, er zittert unmerklich und ich weiß genau, wie nervös er ist.
„Du schaffst das, Andre!" Er drückt seinen Kopf gegen meinen Hals. Einige Sekunden stehen wir beide da und rühren uns nicht vom Fleck. Der Taxifahrer hupt ungeduldig.
„So ein Idiot!", murmle ich.
Schnell lässt Andre mich los. „Bis nachher...", sagt er leise und wendet sich ab.
„Bis nachher... Und denk dran, dass ich in Gedanken bei dir bin!" Er nickt und wirft mir einen letzten Blick zu. Eine Mischung aus Furcht und Zuversicht. Ich schaue ihm nach, wie er mit eiligen Schritten auf das Krankenhaus zugeht. Die breiten Schultern in der Lederjacke, die blonden Haare, die der leichte Winde ein wenig zerzaust, die langen Beine in der dunkelblauen Jeans, seine hellen Sportschuhe. Ich kann mich nicht von seinem Anblick losreißen, bis der Taxifahrer ein weiteres Mal hupt und ruft, dass er jetzt gleich ohne mich abfährt. Andre öffnet die Eingangstür und verschwindet dahinter. Durch die Spiegelung der Häuser in der Umgebung im Glas kann ich nur noch vage seine Umrisse erkennen, die schließlich ganz verschwimmen. Mit schwerem Herzen drehe ich mich um. „Bis nachher, Andre...", flüstere ich, „und vergiss nicht, dass ich in Gedanken immer bei dir bin..."
Noch mal bezüglich Andre und Jan im Auto: Ich habe NICHTS gegen Homosexuelle und finde das auch nicht komisch. Sonst würde ich ja keine Jandre FF schreiben... ;) Nur, falls das manche vielleicht falsch verstanden haben. <3 Es sind JANS Gedanken in diesem Fall.Nächstes Kapitel um 23:30 Uhr, früher schaffe ich es nicht, sorry <3 <3 <3
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Memories never die | Jandre
FanfictionFür Sina2810 #Jandre ist real? Nicht ganz. Denn obwohl sich Andre unglaublich stark zu Jan hingezogen fühlt und es so scheint, als würde dieser seine Gefühle erwidern, kann Andre eine Sache nicht vergessen: seine Vergangenheit. Sie steht dem Glück d...