Kapitel 40

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Wow, die FF hat jetzt schon 40 Kapitel... Werden aber noch ein paar mehr, versprochen. :D

Wollte eigentlich schon gestern uploaden, aber dann war ich noch feiern und es hat nicht mehr gereicht. Darum kommt es erst jetzt. :)

Jan

Ich vertreibe mir den Tag, indem ich mit Cengiz und Melina ein Video für ihren Kanal drehe. Danach fahren wir gemeinsam mit Nico, Sascha, Julien und Joon in die Innenstadt zum Dom. Selbstverständlich machen wir Fotos mit Fans und kaufen noch ein neues Stativ für unsere Cam. Später geht es noch zu Starbucks. Wir setzten uns an einen freien Tisch am Fenster.

Die anderen quatschen und lachen, nur ich bin mit meinen Gedanken woanders. Was Andre wohl gerade macht? Soll ich ihn vielleicht mal anrufen? Bisher hat er sich nur gemeldet, um Bescheid zu geben, dass er gut angekommen ist. So viel zum Thema „wir telefonieren". Mann, ich sollte echt nicht so ungeduldig sein. Bestimmt ist er im Augenblick sehr beschäftigt. Ein kurzer Blick auf die Uhr. Viertel nach vier. Also das Frühstücksfernsehen ist mit Sicherheit längst vorbei. Warum meldet er sich dann nicht? Ich drehe mein iPhone in der Hand. Ich denke schon wie eins dieser Stalker-Girls, die immer alles von ihrem Freund wissen müssen. Wirklich peinlich, Jan.

Melina reißt mich aus meinen Gedanken, indem sie vor meinem Gesicht herum schnippst. „Erde an Jan Christoph Meyer!"

Ich zucke leicht zusammen. „Was?", frage ich gereizter, als ich wollte.

Sie lacht. „Du sitzt die ganze Zeit da, seufzt vor dich hin, starrst immer wieder auf dein Handy und dein Kaffee ist inzwischen kalt geworden... Was ist los?"

„Nix", sage ich und kann ein erneutes Seufzen nur mit großer Mühe unterdrücken.

„Haha und ich bin die Kaiserin von China. Das kannst du mir nicht erzählen..."

War eh klar, dass sie mir das nicht abkaufen wird. Darum entscheide ich mich dafür, einfach gar nichts mehr zu sagen. Dann kann ich mich schon nicht verplappern.

„Ist es wegen Andre?" Scheiße, woher weiß sie das?!

„Du wirst rot, also JA." Sie grinst.

„NEIN!"

„Mann Jan. Ich kenne dich nun schon seit einigen Jahren. Mir kannst du nichts vormachen.

Ich greife nach meinem Kaffeebecher und nippe an dem Getränk, um Zeit zu gewinnen. Keine Sekunde später verziehe ich das Gesicht. Das Zeug ist tatsächlich nur noch lauwarm.

„Leute, wollen wir noch zu uns gehen?", schlage ich vor und stehe rasch auf, auch wenn Melina mich mit tadelnden Blick anschaut.

„Ich erkläre es dir später, ok?", flüstere ich ihr zu. Sie nickt zwar, sieht aber nicht sonderlich zufrieden aus.

Die anderen erheben sich ebenfalls und ich werfe den Becher mit dem Kaffee in den Mülleimer am Ausgang.

*Zeitsprung*

Wir sitzen alle gemütlich bei uns im Wohnzimmer auf dem Sofa und Sarah verwöhnt uns mit selbstgebackenen Brownies. Da Melina mich schon wieder mit auffordernden Blicken bombardiert, stopfe ich mir schnell den Mund voll. Sie verdreht die Augen.

Kaum habe ich runtergeschluckt, greife ich nach dem nächsten Stück.

„Da scheint es aber jemandem zu schmecken..." Sarah filmt mich, wie ich sie anlächle und den Daumen nach oben strecke.

Das bringt mich auf eine gute Idee. Ich ziehe ebenfalls mein Handy raus und beginne, einen Snap aufzunehmen. „Jo, Leute... Wir sitzen hier grade in ner echt nicen Runde. Ist mega..." Mitten in der Aufnahme klingelt mein Handy. Ich schnappe nach Luft. Vor lauter Nervosität rutscht es mir aus der Hand und landet auf dem Boden. Shit. Ich bücke mich danach und schaue aufs Display. Er ist es nicht. Zischend lasse ich die Luft entweichen, die sich in meinem Mund angestaut hat. Melina sieht mich ahnend und zugleich misstrauisch an.

„Hi Mama."

„Dein Ernst?" Melina schüttelt den Kopf.

Ich stehe auf und entferne mich von dem Lärm der anderen, um meine Mutter besser verstehen zu können.

„Ja, es geht mir gut", antworte ich auf ihre Frage nach meinem Befinden, „Und dir?"

Sie zögert am anderen Ende der Leitung. Kein gutes Zeichen. „Den Umständen entsprechend schon einigermaßen."

„Den Umständen entsprechend?"

Ich höre, wie sie tief ein- und ausatmet und ihre Stimme zittert, als sie weiter spricht.

„Deine Großmutter."

„Was ist mit ihr? Geht es ihr wieder schlechter? Ist sie immer noch im Krankenhaus?"

„Sie ist vorgestern gestorben." Ich bin inzwischen in meinem Zimmer angekommen und lasse mich auf mein Bett sinken. Es ist still, nur das weit entfernte Lachen der anderen ist noch zu hören und das Schluchzen meiner Mutter an meinem Ohr.

Ich muss schlucken, mein Hals ist auf einmal staubtrocken.

„Jan?"

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Meine Stimme klingt ganz rau und fremd, sodass ich sie selbst nicht wieder erkenne.

„Schon gut." Ich höre meinen Vater im Hintergrund reden.

„Könntest du vielleicht vorbei kommen?" Ich nicke, bis ich bemerke, dass meine Mutter das am anderen Ende der Leitung ja nicht sehen kann.

„Ja, natürlich."

Mein Mutter verabschiedet sich und gibt mich an meinen Vater weiter.

„Hallo, Jan. Die Beerdigung ist leider schon morgen. Es tut mir leid, dass wir erst jetzt anrufen, aber es war einfach sehr stressig, alles zu organisieren. Und ihr Tod kam trotz allem doch ziemlich unerwartet. Es ging ihr gerade etwas besser und wir haben sie am Montag Mittag noch im Hospital besucht..."

Wir besprechen, dass er mich morgen gegen 11 Uhr abholt, damit ich noch rechtzeitig in Stadthagen sein kann.

Nach dem Telefonat mit meinen Eltern fühle ich mich seltsam leer. Eigentlich hatte ich erwartet, dass ich weinen muss. Ich liebe meine Großmutter wirklich sehr. Sie ist immer für mich da. Nein, war immer für mich da. Es fühlt sich seltsam an, in der Vergangenheitsform an sie zu denken und zu wissen, dass sie nun nie wieder da sein wird.

Als Kind hat sie mir immer Geschichten erzählt aus ihrer Jugend, während wir Kekse gebacken haben. Sie war eine richtige Bilderbuch-Oma mit weißen Locken, großen und gütigen blauen Augen und sie hat immer gelächelt. Wenn ich was ausgefressen hatte und daheim Ärger drohte, bin ich oft zu ihr gegangen, weil ich wusste, dass ich bei meiner Oma immer einen liebevollen Ort vorfinde. Auch jetzt wo ich älter bin und in Köln lebe, habe ich hin und wieder mit ihr telefoniert. In letzter Zeit seltener, aber ganz weg war der Kontakt nie.

Ich habe mir früher immer vorgestellt, wie es wohl sein wird, wenn meine Oma mal stirbt. Ich hatte immer wahnsinnige Angst und habe geheult, doch jetzt, wo es so weit ist, fühlt es sich einfach nur so an, als hätte man mir eine Tür vor der Nase zugeschlagen. Ich befinde mich in einem kahlen weißen Raum, ohne Fenster, ohne Möbel, ohne Leben. Einfach nur Leere.

Wie von selbst greife ich nach meinem iPhone. Ich muss jetzt mit ihm reden, will unbedingt seine Stimme hören, wenn er schon nicht hier sein kann. Ich weiß, dass es mir helfen wird. Genau in dem Moment, als ich seine Nummer eintippen will, klingelt mein Handy und sein Name erscheint auf dem Display. Mein Herz macht einen Sprung. Das muss Gedankenübertragung sein. Bestimmt hat er gespürt, dass es mir schlecht geht und ich ihn brauche, deshalb ruft er mich an.

Ich melde mich mit einem Lächeln. „Hi, Andre. Bist du schon im Flieger? Soll ich dich dann am Flughafen abholen?" Ich spüre die Vorfreude, die in mir hochsteigt und allein der Gedanke daran, dass ich bereits heute Abend wieder in seinen Armen liegen werde, lässt mich meinen Kummer schlagartig vergessen. Schon unglaublich, was er mit mir anstellt.


 

Na, ihr wisst ja schon, warum Andre anruft... Wie Jan diese ganze Situation empfindet gibt's dann im nächsten Kapitel... :)


 


 


 

Memories never die | JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt