14.06.2031
Allys Sicht:
Marco öffnet den Kofferraum und holt meinen Rollstuhl heraus, ehe er mich hoch hebt und mich dort hinein setzt. "Geht?" "Ja." sage ich und lächle ihn an. "Okay. Ruf mich an, wenn ich dich abholen soll. Ich werde mein Handy immer bei mir haben." Kiki taucht auf und grinst mich an. "Hey, Süße." sie küsst meine Wange zur Begrüßung, das gleiche bei Marco. "Dann lass uns mal spazieren gehen." Lächelt Kiki und schiebt mich vom Auto weg. Marco steigt ein und fährt los. Kaum ist er weg, breche ich in Tränen aus. "Hab ich's mir doch gedacht." murmelt Kiki und bleibt stehen. Sie geht vor mir in die Hocke und zieht mich in ihre Arme. "Wieso tust du das denn, Mensch?" seufzt sie. "Was denn?" schluchze ich. "Du darfst deine Gefühle vor Marco nicht verbergen! Du musst ihm zeigen oder sagen, dass es dir mies mit der Scheiße hier geht." Ich schüttle den Kopf. "Marco arbeitet im Moment so viel und die Kinder sollen davon auch nichts mitbekommen. Lenni sowieso nicht." "Lass es raus, Ally. Ich bin ja da." Ich schlinge meine Arme um sie und weine einfach, lasse alles raus, was ich gestern verdrängt habe, um meiner Familie keinen Grund zur Sorge zu geben. "Wie fühlst du dich?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich bin irgendwie komplett fertig mit den Nerven. Aber ich kann eigentlich einfach nur froh sein, dass ich das überlebt habe. Ich sollte dankbar sein, dass ich nur im Rollstuhl und nicht unter der Erde gelandet bin." Kiki nickt verständnisvoll. "Komm, wir gehen erst einmal ein Stück spazieren." Sie steht auf und tritt hinter mich, ehe sie den Rollstuhl schiebt. "Wie fühlt sich das an?" "Es fühlt sich gar nicht an. Ich habe keine Schmerzen, nichts. Ich spüre ja nicht einmal ansatzweise etwas." Ich seufze niedergeschlagen. Es tut so unglaublich gut endlich sagen zu können, was wirklich in mir vor sich geht. "Hier am See spazieren gehen oder lieber irgendwo hinsetzen und was essen?" "Essen." sage ich sofort, da ich einfach total Hunger habe. Kiki grinst mich an schiebt mich den Weg entlang. "Moment! Ist das nicht Lenni?" Kiki bleibt stehen und folgt meinem Finger, der in eine bestimmte Richtung zeigt. "Ja, ich würde mal sagen, dass dein Sohn Spaß hat." Ich verziehe das Gesicht. Er sitzt in Badehose auf einem Handtuch, auf seinem Schoß ein Mädchen, das gerade sein Gesicht auffrisst. Also das will eine Mutter nun wirklich nicht sehen. "Er ist wie Marco damals." seufze ich. "Da widerspreche ich dir nicht einmal." murmelt Kiki und setzt sich wieder in Bewegung. "Apropos Marco." setzt Kiki an. Oh man. Was kommt jetzt? "Wie sieht es aus bei euch? Habt ihr überlegt, ob ihr aufhört?" Ich presse die Lippen aufeinander. "Nein, wir haben noch nicht drüber geredet. Aber da ich jetzt im Rollstuhl sitze, hat sich die Sache eh erledigt." "Warum?" Ich verdrehe die Augen. "Weil ich ganz sicher nicht noch einmal schwanger werden möchte, wenn ich im Rollstuhl sitze. Davon mal abgesehen klappt es eh nicht." Ich seufze erschöpft bei dem Gedanken. 5 verdammte Jahre versuchen wir es. Ich träume seit ich ein kleines Mädchen war von einer großen Familie. Und das ist mit 3 Kindern eben nicht getan, wie ich finde. Marco war ja auch der Meinung, nur hat es noch nicht wieder geklappt. Und langsam gebe ich es auf. Wir haben alles versucht. Sogar mit Hormontherapie und so weiter. Nichts. Gar nichts. Umso schlimmer finde ich es, dass ich meiner letzten Schwangerschaft zur Hälfte ein Ende setzen musste und nur Hannah und Marah auf die Welt bringen konnte. "Du wirst jetzt aber nicht so verbittert und schläfst gar nicht mehr mit ihm, oder?" fragt Kiki entsetzt und zieht einen Stuhl vom Tisch weg, damit sie mich mitsamt Rollstuhl dort hinstellen kann. Sie setzt sich mir gegenüber und sieht mich fragend an. "Erstmal wird nichts mehr sein." Sie verdreht die Augen. "Als ob Marco das stört, dass du nicht mehr oben liegen kannst." Ich stöhne genervt. "Darum geht es nicht. Was ist denn, wenn ich gar nichts mehr spüren kann? Also nicht mal..." Ich sehe mich kurz um und werde dann leiser. "...wenn wir miteinander schlafen. Stell dir mal vor, ich merke dabei gar nichts. Das wäre..." Ich schüttle den Kopf. Das wäre einfach grauenvoll. Kiki greift über dem Tisch hinweg nach meiner Hand. "Natürlich wäre es nicht schön. Schon gar nicht für dich. Das ist aber noch lange kein Grund, dass du Marco gar nicht mehr anrührst oder dich nicht mehr von ihm anfassen lässt. Werde mir mit deinen 33 nicht schon zur Oma!" Ich verziehe das Gesicht. "Ich bin keine Oma!" "Dann benimm dich auch nicht so." Na sie ist ja eine tolle Freundin. "Sieh mich nicht so an. Du weißt, dass ich recht habe." Mmh! Ja, das weiß ich leider wirklich. "Mum? Was machst du denn hier?" Ich sehe auf und entdecke Lenni. Er kommt zu uns und setzt sich zu uns an den Tisch. Er hat immer noch nur Badehose an und seine Haare sind noch ein wenig nass. "Kiki und ich wollten was essen." lächle ich und fahre ihm durch die Haare. "Geil! Darf ich auch was? Mein Geld reicht nämlich nur noch für eine Kugel Eis." er sieht mich schmollend an. "Wieso das denn? Ich habe dir heute morgen 20 Euro gegeben!" "Ja eben. Heute morgen. Und seitdem bin ich Fahrrad gefahren und ganz viel im Wasser gewesen." "Dass du noch nicht fett bist, ist ein Wunder." murre ich. "Tja, ich verdaue gut." "Lenni!" jammere ich, doch er grinst nur. Dieser Junge isst einfach zu viel. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er schwanger ist. "Dann gehst du rein und holst uns drei etwas zu essen?" Er nickt und hält mir seine Hand in, in die ich dann das Geld lege. "Hier bist du." ertönt eine hohe Mädchenstimme. Lenni zuckt zusammen und dreht sich um. "Was machst du denn hier? Komm wieder zu uns." "Geh mir doch mal von der Pelle, Alter! Das ist ja nervig." stöhnt er und steht auf. "Du bist ganz schön scheiße." "Und du ganz schön ätzend." murrt Lenni und geht rein, um uns etwas zu Essen zu holen. Das Mädchen schnaubt und dampft an. "Wow. Dein Sohn hat echt so gar kein Mitgefühl. Hat er überhaupt Gefühle, außer sein Hungergefühl?" lacht Kiki. "Nein, hat er leider wirklich nicht. Obwohl, doch! Ich glaube ja, dass er sich verliebt hat." "Ach ja?" fragt sie überrascht. Ich nicke. "Er redet ständig über so ein Mädchen, das seit kurzem in seiner Klasse ist. Katniss heißt sie. Nur wenn er sie anspricht, dann sagt sie keinen Ton und ergreift die Flucht." "So etwas gibt es? Wäre ich noch 16 würde ich Lenni hinterher sabbern und mit ihm ins Bett wollen." Ich schnappe entsetzt nach Luft. "Kiki!" "Was denn? Dein Sohn ist mit Abstand der süßeste und heißeste 16-Jährige, den je gesehen habe." "Aber du kannst doch nicht so etwas sagen! Er ist mein Baby!" Kiki lacht auf. "Baby? Er knutscht am Strand mit irgendwelchen Weibern herum, die er kurz darauf abblitzen lässt!" Ich verdrehe die Augen. Das muss sie mir natürlich auch noch unter die Nase reiben. Es geht mir total gegen den Strich, dass er so mit den Mädchen umgeht.
Lenni kommt mit einem Tablett zurück, auf dem sich 4 Teller stehen. "Wieso denn 4?" "Weil ich Hunger habe!" rechtfertigt er sich und setzt sich hin. "Das schaffst du alles?" Er nickt und beginnt zu essen. Das gibt es doch wohl nicht. Was habe ich da bloß herangezogen? "Kannst noch was abhaben, wenn du willst. Ich weiß ja, dass du auch gerne viel isst." grinst er mich an. "Wow, wie freundlich von dir." lache ich. Er grinst mich an und schiebt sich einpaar Pommes in den Mund. Es wundert mich ja, dass er sich hier zu uns setzt und nicht abhaut. "Hallo, Frau Reus." werde ich plötzlich begrüßt. Lenni stöhnt genervt. "Boah! Du hast was zu essen!" Jack schnappt sich drei Pommes von Lennis Teller. "Verpiss dich, Alter! Das ist mein Essen!" beschwert Lenni sich. Jack grinst nur. "Tschüss, Frau Reus." winkt er und klaut Lenni noch 4 Pommes, was Lenni mit einem wütenden Knurren kommentiert, und geht dann dorthin zurück, wo er herkam. "Ich hasse Jack!" murrt Lenni. "Warum? Was hat er getan?" Lenni starrt mich an, als wolle er fragen, ob das gerade mein Ernst ist. "Er hat gerade was von meinem Essen geklaut?!" Ich lache. "Hab dich nicht so mädchenhaft. Wirst schon nicht sterben." Er zieht 'ne Schnute, schiebt sich dann aber ein großes Stück von seinem Schnitzel in den Mund. Verrücktes Kind...
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Family is forever
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu "Das Mädchen von der Straße". Bitte erst den ersten Teil lesen und dann diesen hier, da es sonst schwer ist hineinzufinden. Bildmaterialen stammen von Tumblr. Die Geschichte ich meiner eigenen Fantasien entsprungen. Kopi...