Lennis Sicht:
Wütend packe ich meinen Wecker und schmeiße ihn gegen die Wand, sodass er auch sofort aufhört zu klingeln. Heute geht die Schule wieder los. Die Schule! Und dann sehe ich Kat wieder. Naja, zumindest hoffe ich das. Ich habe von ihr nichts mehr gehört. Ich war immer wieder mal bei ihr am Heim aber angeblich war sie nie da. Keine Ahnung, ob ich das glauben soll. Aber Fakt ist, dass ich jetzt tatsächlich glaube, dass sie mit Jack gevögelt hat. Warum sollte sie sich sonst vor mir verstecken und nie an ihr Handy gehen, zurück schreiben oder zurück rufen? Ich schnalle das nicht.
"Lennard Reus! Bist du des Wahnsinns?" ruft mein Vater, als er die Tür aufreißt. "Was ist denn?" stöhne ich genervt. "Du hast gerade dein Handy an die Wand gepfeffert!" schreit er mich an. Ich reiße die Augen auf und setze mich hin. "Scheiße." fluche ich, als ich feststelle, dass ich mir gestern Abend tatsächlich meinen Handywecker gestellt habe und deshalb mein Handy an die Wand geflogen ist. "Was ist denn in dich gefahren, mein Gott!" Ich seufze und stehe aus meinem Bett auf, um zu meinem Handy zu gehen. "Fuck. Das Display ist komplett im Arsch." jammere ich. Dad seufzt laut und kommt zu mir. "Das kann ich mir vorstellen. Wieso hast du es gemacht?" "Ich dachte es war mein normaler Wecker. War es wohl aber nicht." Dad setzt sich auf mein Bett und deutet mir, mich zu ihm zu setzen. "Was ist los?" "Nichts." Er verdreht die Augen. "Ich kenne dich nun schon seit über 16 Jahren. Glaubst du nicht, dass ich es merke, wenn du mich anlügst?" Ich zucke mit den Schultern. "Komm schon, Lenni." Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dad davon erzählen soll. Aber er ist auch ein Mann und versteht mich vielleicht besser als Mum. "Ich habe euch doch von Kat erzählt." beginne ich und Dad nickt sofort. "Wir haben in den ersten Wochen der Sommerferien ja immer Mathe zusammen geübt, damit ich für das nächste Jahr jetzt vorbereitet bin. Dann kam es irgendwie dazu, dass wir halt ein Paar geworden sind und dann..." Ich seufze und fahre mir über mein Gesicht. "Dad, ich habe mit Jack eine Wette abgeschlossen. Darin ging es darum, wer es zuerst schafft mit Kat zu schlafen, muss ein halbes Jahr lang keine Hausaufgaben haben, weil der Verlierer diese machen wird. Ich habe mich dann halt an Kat rangemacht und so aber sie hat mir dann erzählt, dass sie noch Jungfrau ist und ihr erstes mal mit dem haben will, den sie liebt. Erst habe ich innerlich darüber gelacht aber dann ist mir mehr und mehr klar geworden, dass ich sie liebe. Ich habe mich so richtig in sie verliebt, Dad, und deshalb hing ich in den Sommerferien halt auch ständig bei ihr. Aber dann kam Jack vor einer Woche und hat gemeint, dass er die Wette gewonnen hätte. Ich habe ihm natürlich nicht geglaubt und dann meinte er, er hätte sogar ein Video. Ich war so sauer! Auf ihn! Auf Kat! Auf alles und jeden! Ich habe mir das Video natürlich nicht angesehen. Ich wollte das nicht sehen. Ich bin zu Kat zum Heim gefahren, in dem sie wohnt und wollte sie zur Rede stellen. Immerhin hat sie mich offenbar betrogen. Und das nach nur zwei Wochen Beziehung! Sie war aber angeblich nicht da und die Heimleiterin hat mich weggeschickt. Seit dem habe ich auch weiterhin nichts mehr von Kat gehört oder gesehen. Ich war noch dreimal dort aber angeblich war sie nie da. Ans Handy geht sie auch nicht. Und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll, Dad. Es ist doch total verdächtig, dass sie mir jetzt aus dem Weg geht, oder?" Dad sieht mich traurig an. "Zuerst mal, war es großer Mist, dass ihr eine solche Wette abgeschlossen habt. So etwas macht man einfach nicht, Lenni. Aber ich kann dich verstehen. Mir ging es einmal ähnlich." Ich starre ihn mit großen Augen an. "Mum hat dich betrogen?" Er lächelt etwas und schüttelt den Kopf. "Nein, das hat sie nicht. Ich dachte es aber. Es ist schon lange her." Er fährt sich durch sein Gesicht. "Kurz nachdem du geboren wurdest hatte ich bei einem Spiel einen kleinen Unfall." "Dir hat doch nicht einer aus Versehen in die Eier getreten, oder?" frage ich entsetzt. Dad verzieht das Gesicht und nickt. "Oh Gott! Das muss irre wehtun!" "Ja, ich konnte danach auch nicht mehr weiter spielen. Jedenfalls hatte ich dann Angst, dass ich bleibende Schäden davon trage. Ich hatte Angst, dass ich keine Kinder mehr Zeugen kann. Ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass deine Mum den Traum hat, eine große eigene Familie zu haben. Sie hat davon geredet mindestens 4 Kinder zu haben. Deshalb habe ich mich testen lassen und dieser Test ergab, dass ich nicht mehr zeugungsfähig bin. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich wollte ihr diesen Wunsch immer erfüllen aber ich hatte dann Angst, dass sie mich verlässt. Ich habe sie deshalb sehr oft belogen und behauptet ich wolle keine Kinder mehr, weil es mir zu viel Stress und zu viel Verantwortung sei. Das war alles gelogen. Aber es gab ihr die Hoffnung, dass ich meine Meinung irgendwann ändern würde und wir doch noch Kinder bekommen. Ich hatte Angst, dass sie mich verlässt, wenn sie weiß, dass wir keine mehr bekommen können, dass ich nicht in der Lage bin, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Es hat mich fertig gemacht. Und dann, Jahre später, finde ich einen Schwangerschaftstest in ihrer Handtasche. Wir hatten dich gerade ins Bett gebracht und ich bin aber eher runter gegangen. Ihr Handy hat geklingelt, weshalb ich es aus der Tasche holen wollte. Und dann fand ich diesen Test. Ich ging davon aus, dass ich noch immer zeugungsunfähig bin und habe gedacht, dass deine Mum mich betrügt. Wir haben gestritten, sehr doll sogar. Und dann bin ich gegangen. Ally hat mir erzählt, dass du es gehört hast. Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst. Du warst 7. Aber du hast alles gehört und sie sogar gefragt, ob du großer Bruder wirst und ob ich nicht mehr wieder komme deswegen. Jedenfalls war sie dann am nächsten Morgen weg, als ich nach Hause kam. Wenig später kam sie dann aber. Wir haben wieder gestritten und sie hat mich vor die Wahl gestellt. Entweder ich glaube ihr oder sie geht und nimmt dich mit. Sie so zu sehen, hat mir das Herz zerrissen. Ich bin zu einem Arzt gefahren und habe mich wieder testen lassen. Der Schnelltest ergab, dass ich wohl doch zeugungsfähig sei und der Arzt sagte, er sei zuversichtlich, dass auch das andere Ergebniss nichts anderes aussagen wird. Ich hin also wieder nach Hause und da finde ich deine Mum mit einem großen Koffer. Sie wollte gehen. Ich habe ihr alles erklärt und wir haben uns vertragen. Das alles war ein riesiges Missverständnis. Eine Weile später hat sie das Baby dann aber verloren." Ich nicke. "Bei diesem Überfall in der Bank, richtig? Danach haben wir die Europareise gemacht." lächle ich und sehe zu meinem Regal, auf dem die vielen Bälle stehen." Dad nickt lächelnd. "Und was sagt dir das?" "Dass ich mit Kat reden sollte? Und mir alles erklären lassen sollte?" "Ganz genau." lächelt Dad. "Danke, Papa." Er grinst. "Nicht dafür." "Ich liebe eure Geschichten. Ich bin mir sicher, dass ich noch längst nicht alle kenne." Dad grinst und schüttelt den Kopf. "Noch lange nicht. Aber jetzt mach dich fertig, sonst macht deine Mutter uns die Hölle heiß." Ich lache auf. "Das bezweifle ich nicht mal." Dad verlässt lachend mein Zimmer und lässt mich alleine, damit ich mich anziehen kann.
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Family is forever
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu "Das Mädchen von der Straße". Bitte erst den ersten Teil lesen und dann diesen hier, da es sonst schwer ist hineinzufinden. Bildmaterialen stammen von Tumblr. Die Geschichte ich meiner eigenen Fantasien entsprungen. Kopi...