Kapitel 48

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Allys Sicht:

Ich sitze an der Bettkante und starre die Wand an. Ich bin enttäuscht. Zutiefst enttäuscht von meiner Familie. Enttäuscht von meinen Kindern. "Schatz?" Marco setzt sich neben mich. "Du darfst es ihnen nicht böse nehmen.", "Ich bin nicht böse, Marco. Ich bin traurig und enttäuscht. Sie sind Geschwister und doch verleugnen sie sich und verheimlichen uns solche Sachen. Was sind wir für eine Familie, wenn wir so miteinander umgehen? Das ist schrecklich. Es macht mich so traurig, verstehst du?" Er nickt und legt seinen Arm um mich. "Aber du musst sie auch verstehen.", "Das tue ich doch. Ich liebe unsere Kinder mehr als mein Leben und ich würde ihnen alles verzeihen. Ich bin ihnen wirklich nicht sauer. Wirklich nicht.", "Ich weiß, Schatz. Aber das denken sie. Vor allem Marah, wo sie doch gar nichts gemacht hat. Sie braucht uns jetzt. Uns alle. Marah leidet. Sie will nicht in die Schule. Und ich habe das auch zugelassen. Hannah ist auch Zuhause geblieben und Leo und Elliot auch. Lenni ist auch hier. Und ich bin der Meinung, dass eine Familiesitzung mehr als überfällig ist. Die Kinder sitzen schon am Tisch. Nur du und ich fehlen da noch. Also was ist, kommst du mit? Ich finde, wir sollten das alles jetzt aus der Welt schaffen und eine Lösung finden was Marah betrifft." Ich nicke und wische mir die Tränen weg. "Na komm." Marco küsst mich liebevoll und steht dann auf. Ich atme tief durch und ergreife seine Hand, die er mir hinhält. Wir gehen zusammen in die Stube zum Essbereich, wo der große Esstisch steht und setzen uns hin. "Also.", beginnt Marco und verschränkt seine Finger miteinander. "Ich schätze mal, dass ihr alle wisst, dass es so nicht weiter gehen kann. Mama und ich sind ziemlich traurig darüber, dass ihr uns so viel verheimlicht habt und ich gehe davon aus, dass wir noch immer nichts von dem Video gewusst hätten, wäre ich gestern nicht noch einmal nach Hause gefahren, weil ich mein Handy vergessen habe. Habe ich Recht?" Lenni, Marah und Hannah nicken niedergeschlagen. "Ich bin euch nicht böse. Das dürft ihr nicht denken.", sage ich nun. "Ich bin nur traurig darüber, dass ihr uns offenbar nicht genug vertraut, um uns das alles zu erzählen. Wir sind doch eure Eltern." Lenni will mir dazwischen reden, doch ich hebe die Hand, damit er schweigt. "Ruhe, jetzt rede ich. Ich will von dir nicht hören, dass du es uns ja sagen wolltest, Marah es aber nicht wollte. Weißt du was? Das kann ich verstehen. Aber als großer Bruder hättest du es uns trotzdem sagen müssen. Ich will nicht, dass du deiner Schwester das jetzt in die Schuhe schiebst. Verstanden?" Er nickt und seufzt ergeben. "Gut. Also. Dann seid ihr dran.", sagt Marco. Leo und Elliot werden hierzu wohl nichts weiter sagen, denn die haben damit eigentlich nichts zu tun aber sie gehören zu dieser Familie und haben an diesem Gespräch teilzunehmen. "Es tut mir leid. Ich hätte euch früher davon erzählen sollen. Aber ich kam immer damit klar. Bis zum Video waren mir die Beleidigungen egal. Wirklich! Ich dachte, dass ich das alles alleine hinbekomme.", sagt Marah traurig. "Und mir tut es auch leid. Ich hätte zu Marah stehen sollen und nicht dabei zusehen sollen, wie meine angeblichen Freunde meine Zwillingsschwester fertig machen. Ich habe sie doch lieb. Genauso wie euch alle. Ohne euch wäre alle total scheiße. Wir sind die tollste Familie der Welt.", weint Hannah und wird dann von Marah in den Arm genommen. Es ist so ein schöner Anblick, wie die beiden sich in den Armen liegen und weinen; sich verzeihen. Ich wische mir schnell eine kleine Träne weg und sehe Lenni an. "Du hast Recht, Mom. Ich hätte trotzdem zu euch kommen müssen. Aber das habe ich nicht getan, weil meine kleine Schwester mich darum gebeten hat, es nicht zu tun. Deswegen weiß ich nicht genau, ob ich mich jetzt bei euch entschuldigen muss oder nicht. Ich wollte Marah nicht hintergehen, versteht ihr?" Marco und ich nicken. "Das mit dem Einbruch war dumm. Das gebe ich offen zu. Und ich weiß auch, dass es nichts gebracht hätte, diese Karte zu stehlen. Das tut mir wirklich leid. Aber für das Dichthalten werde ich mich nicht entschuldigen, denn ich wollte Marah wie gesagt nicht hintergehen. Das hätte sie mir nämlich nicht verziehen." Er lächelt leicht und legt seine Arme um seine noch immer in einer Umarmung steckenden Schwestern. "Ich will, dass wir uns alle gegenseitig vertrauen. Keine Lügen, keine Geheimnisse, nichts. Wir sind eine Familie und Familie ist das wichtigste.", sage ich. Ich stehe auf und breite die Arme aus. "Kommt schon her meine Babys." Sofort springen sie alle fünf auf und umarmen mich. "Papa! Du musst auch!", beschwert Leo sich. Marco lacht und umarmt uns. "Familie ist das wichtigste.", murmle ich lächelnd.

Family is foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt