Kapitel 2

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Freitag, 13.06.2031

Lennis Sicht:

Frau Peters legt mir meine Matheklausur auf den Tisch und sieht mich vielsagenden an. Ich stöhne frustriert auf und sehe drauf. "Fuck." murmle ich als ich die fette rote Fünf unten stehen sehe. Naja, wenigstens keine Sechs, so wie bei der letzten Matheklausur. Allerdings hat Dad gesagt, dass diese Klausur hier mindestens eine Drei werden muss, wenn ich mein Handy behalten will. Das bin ich dann wohl los. "Ach komm schon, als ob dein Alter dir dein Zeug wegnimmt." lacht Jack neben mir. Ich sehe ihn wütend an. "»Mein Alter« wird das sehr wohl tun, du Depp. Also halt dein Maul." Jack verdreht die Augen und stopft seine Klausur in seine Tasche. "Kommst du nachher noch mit?" "Wohin?" murre ich. "Zum See, oder so. Wollen noch was trinken und ein Rauchen." "Ihr habt auch echt nichts besseres zu tun, oder?" Jack lacht. "Nö. Also was ist jetzt?" "Na schön. Aber ich bleibe nicht lange. Ich habe besseres zu tun, als zu kiffen und zu saufen." "Kylie kommt auch." grinst er und wackelt mit den Augenbrauen. Ich schnaube. "Die kannst du haben. Die ist 'ne Niete im Bett." Jack starrt mich mit offenem Mund an. "Du hast die schon geknallt? Wann das denn bitte?" "Letztes Wochenende, oder so. Ist mir doch auch scheißegal, Mann, was geht die mich an?" "Wow, Reus, du hast ja heute richtig gute Laune." lacht er. "Jack, Lennard, Ruhe jetzt!" meckert Frau Peters. Ich verdrehe die Augen und nehme mein Handy aus der Hosentasche, um nach der Uhrzeit zu schauen. "Lennard, Handy weg, sonst nehme ich es dir weg!" "Mann eh." murmle ich und stecke es genervt zurück in meine Hosentasche. Die Alte geht echt gar nicht. Die sollte man wegsperren. "Also kommst du nun mit zum See?" "Weiß nicht. Komme vielleicht nach. Habe erst noch Training." "Alles klar." nickt er. Ich sehe noch einmal unauffällig auf mein Handy. Noch eine Minute. Eine einzige Minute noch. Und BAM! Da klingelt es auch schon. Ich grinse zufrieden. Endlich Wochenende. Schnell stopfe ich meine Klausur in meine Tasche und renne aus dem Raum.

Aber kaum habe ich mir mein Fahrrad geschnappt, klingelt mein Scheißhandy in meiner Hosentasche. Genervt hole ich es raus und gehe ran. "Was?" "Sei mal nicht so genervt, wenn dein Alter Herr dich anruft." murrt Dad. Ich seufze. "Hallo, Papa, wie geht es dir? Warum rufst du an? Kann ich etwas für dich tun?" "Hör auf damit, Lenni, das ist ja gruselig. Aber ja, du kannst tatsächlich etwas für mich tun. Nämlich deine Schwester abholen und mit zum Training nehmen." Ich schnaube. Ist das zu glauben? "Dein Ernst?" "Ja, Lenni, das ist mein Ernst." "Aber warum? Ich habe keinen Bock sie mitzunehmen." "Lenni, sie hat Training und du auch. Also nimm sie mit. Hannah ist schon bei ihrer Tanzschule und ich musste mit deiner Mutter ins Krankenhaus." "Moment! Was? Wieso musst du mit Mum ins Krankenhaus?" Ich höre Dad seufzen. "Sie hatte einen kleinen Unfall. Nichts schlimmes." Hält er mich für bescheuert? "Dad, was ist mit Mum?" Er seufzt erneut. "Mach dir keine Sorgen, Lenni. Sie ist nur die Treppe herunter gestürzt in der Schule." Ich runzle die Stirn. In der Schule? Aber dann hätte ich das doch mitbekommen. "Es war während des Unterrichts. Jedenfalls wollte sie nicht mit dem Krankenwagen abgeholt werden, weshalb ich mit ihr hingefahren bin." "Na schön." murre ich. "Wir sehen uns heute Abend, ja?" "Holst du dann bitte Marah vom Training ab?" "Warum?" "Warum? Na weil ich auch noch ein Privatleben habe, das ich gerne ohne meine nervige Schwester verbringen möchte!" "Pass mal auf, wie du redest, mein Freund. Du wirst Marah abholen, dann geht ihr zum Training, anschließend ZUSAMMEN nach Hause. Und dort wirst du mit deinen Schwesterb bleiben, bis ich mit deiner Mutter Zuhause bin, hast du mich verstanden?" "Mann, ja!" maule ich und lege auf. Ich schwinge mich auf mein Fahrrad und fahre los, doch dann muss ich eine Vollbremsung hinlegen, weil ich sonst in Katniss rein gefahren wäre. Sie sieht mich erschrocken an und presst ihre Bücher an die Brust. Das sollte sie nicht tun. Damit drückt sie ihre Brüste hoch, was bei dem Top wahnsinnig sexy aus. "Sorry, Kat." lache ich. Sie dreht sich um und läuft schnell davon. Schon wieder. Ich verstehe dieses Mädchen echt nicht. Ich verdrehe die Augen und fahre nun endlich zur Schule meiner Schwester.

"Mach mal schneller, Marah. Ich hab nicht ewig Zeit." maule ich, als ich merke, dass sie mir nicht hinterher kommt. "Du gehts viel zu schnell, Lenni." jammert sie. Ich seufze und gehe etwas langsamer. "Du Lenni?" "Was?" "Warum fährt Papa Hannah zum Tanzen, mich aber nicht zum Training?" Ich sehe sie an und runzle die Stirn. "Na weil Papa nicht überall sein kann. Ist doch klar." "Aber er hat nur sie abgeholt und gesagt, dass du gleich kommen wirst, um mich mit zum Training zu nehmen." "Ja, und wo ist da jetzt das Problem?" Sie senkt den Blick. "Hat Papa Hannah mehr lieb als mich?" "Was? Nein! Dad liebt uns alle drei gleich doll. Wie kommst du auf so was?" "Weiß auch nicht." murmelt sie. "Hey, nun hör mir mal zu, Zwerg, Mum und Dad lieben dich. Genauso sehr, wie sie Hannah lieben und auch mich. Wir sind eine Familie, okay?" Sie nickt. "Mach dir keinen Kopf, Marah. Heute ist alles ein wenig durcheinander." "Okay. Und weißt du was?" "Was denn?" "Ich finde, dass du der tollste große Bruder bist. Auch, wenn du uns manchmal nicht magst." Ich lache laut auf. "Manchmal? Ihr treibt mich jeden Tag in den Wahnsinn ich denke, dass ich euch fast jeden Tag nicht mag!" Marah kichert und ich grinse sie an. "Was hat Mama denn überhaupt?" "Ich weiß nicht. Sie ist wohl heute früh in der Schule von der Treppe gestürzt. Keine Ahnung, ob sie sich dabei irgendwas gebrochen hat oder sich den Kopf angeschlagen hat, oder so. Werden wir wohl erst heute Abend erfahren, wenn Papa nach Hause kommt." "Na gut." antwortet sie mir. Sie hat große Ähnlichkeit mit Mum. Nur die Haarfarbe hat sie von Dad. Das hat sich wohl ordentlich durchgesetzt, denn niemand von uns dreien hat Mums kastanienbraunen Haare geerbt. "Lenni?" "Mh?" "Wolltest du eigentlich immer großer Bruder sein?" "Ja, aber ich wollte Brüder haben und keine nervigen kleinen Schwestern." Wieder kichert sie und ich muss schmunzeln. Naja, ganz so übel ist sie ja nun auch nicht. Eigentlich liebe ich Hannah und Marah. Aber manchmal sind die zwei einfach nur ätzend und nervig! Aber naja...

Am Trainingsplatz angekommen, bringe ich Marah zu ihrer Mannschaft. Allerdings zögert sie etwas. "Was ist?" "Ich hab irgendwie Angst." "Angst?" Sie nickt traurig. "Und wieso? Du spielst hier doch schon seit zwei Jahren Fußball." "Ich weiß. Aber jetzt ist da immer so ein Junge, der total gemein zu mir ist." Ich seufze. "Na schön. Ich bin mit meiner Mannschaft direkt auf dem Platz neben euch. Wenn er dir doof kommt, dann rufst du mich, okay?" Sie nickt und strahlt mich an. "Na komm her." Ich breite die Arme aus, woraufhin sie mich umarmt. "Egal was der sagt, es stimmt nicht. Und wenn der sein Maul auf macht, dann komme ich und trete ihm in den Hintern, okay?" "Okay." kichert sie und läuft zu ihrer Kabine. Ich sehe ihr grinsend hinterher und gehe dann in meine Kabine, wo sich der Rest meiner Mannschaft bereits umgezogen hat. "Wo warst du?" werde ich sofort gefragt. "Musste meine kleine Schwester noch abholen. Die hat jetzt auch Training und mein Alter hat es nicht geschafft sie her zu bringen, weshalb ich es halt machen musste." sie nicken alle und ziehe sich fertig um, ehe sie schon nach draußen gehen. Ich ziehe mich auch ganz schnell um und laufe ihnen hinterher. Auf dem Platz neben unserem sehe ich die kleinen Kinder gerade laufen. Marah hopst umher und strahlt vor sich hin. Das war schon von Anfang an so. Sie war die erste, die gestanden hat, die erste die gelaufen ist und ihr erstes Wort war nicht Mama sondern Ball. Wie bei mir. Was das betrifft, scheinen wir also von Grund auf gleich zu sein. Und wir beide kommen stark nach Dad. Obwohl Mum ja auch eine ganze Weile lang Fußball gespielt hat. Allerdings hat sie damit aufgehört, als sie mit Hannah und Marah schwanger wurde. Naja, mir auch egal. Ich beginne ebenfalls mich warm zu laufen und beobachte zwischendurch immer mal meine Schwester. Aber es scheint alles gut zu sein. Noch.

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