Lennis Sicht:
Kat kommt vorsichtig um die Ecke und schaut mich fragend an. Ich nicke und deute neben mich. Sie kommt zu uns und setzt sich auf das Sofa. "Nicht mehr weinen, Mama.", murmle ich und streichle meiner Mom über den Kopf. Sie richtet sich auf und atmet tief durch. "Glaubst du ihm?" Mama lächelt traurig. "Nein, Lenni, ich glaube ihm nicht. Es ist offensichtlich, dass er mich damit nur verletzen wollte." Ich sehe sie fragend an. "Damals, als ich mit dir schwanger war, da hat er sich von mir getrennt, weil er mich betrogen hat. Mit einer Paulina. Es ist offensichtlich, dass er mich jetzt damit verletzen will." Ich runzle die Stirn. "Und wieso weinst du dann so doll?", "Die Tatsache, dass er mich damit so gezielt verletzen wollte, macht mich sehr traurig, verstehst du? Wir streiten nie. Aber wenn, dann richtig. Ich liebe deinen Vater sehr, Lenni. Und in einer Ehe muss es manchmal Streit geben. Das ist eben so. Aber sieh mich an. Ich bin hochschwanger und meine Hormone drehen total durch. Wenn ich im Fernsehen einen Werbespot über die hungrigen Menschen in Afrika sehe, dann heule ich wie ein Schlosshund. Ich bin im Moment sehr emotional. Es ist also kein Wunder, dass ich nach diesem Streit hier so sehr in Tränen ausbreche." Mom seufzt. "Was war der Auslöser?", "Meine mangelnde Vorsicht. Dein Dad hat recht, ich nehme alles auf die leichte Schulter, nehme nichts so richtig ernst. Dabei sollte ich das. Ich bin schließlich mit Zwillingen schwanger. Aber ich sehe nicht ein, dass ich wegen ein paar Schmerzen gleich ins Krankenhaus soll. Dein Dad ist da ganz anderer Meinung. Und das doofe ist, dass er auch noch recht hat. Ich habe aber im Moment so dermaßen üble Stimmungsschwankungen, dass ich es nicht einsehen will und einen Streit in Kauf nehme. Ich mache auch Fehler, Schatz. Jeder macht Fehler. Fehler sind menschlich. Und wenn ich schwanger bin, neige ich dazu, mehrere Fehler auf einmal zu machen. Ich hätte deinen Vater aufhalten sollen. Es ist meine Schuld, dass wir Streit hatten und ich habe ihm wieder vorgeworfen fremdzugehen." Mom zuckt und stöhnt wieder qualvoll auf. "Mom?", "Okay, ganz ruhig bleiben. Das ist dann doch ernster.", murmelt sie. "Bitte?", frage ich entsetzt. "Schau mich an!", weist sie mich an. "Du gehst jetzt zum Telefon und... Ah! Scheiße!", schreit sie und kneift die Augen zu. "Du gehst zum Telefon und rufst einen Krankenwagen." Ich glaub' ich spinne! "Lenni!", faucht Mom und sieht mich etwas gestresst an. Ich stehe auf und renne zum Haustelefon, um den Notruf zu wählen. Eine Frau geht ran und fragt mich, wie sie helfen kann. "Ich, äh, ich brauche einen Krankenwangen.", murmle ich perplex. "In Ordnung. Können Sie mir sagen, wo sie sich befinden?" Ich nenne ihr unsere Adresse. "Gut. Was ist denn passiert? Aus welchem Grund benötigen Sie einen Krankenwagen?", "Äh...", murmle ich ratlos. "Mom? Warum brauchst du den Krankenwagen?", "Ich habe Wehen!", schreit sie mich an. Na ganz toll. Ging der Zeitpunkt noch ungünstiger? "Meine Mutter hat Wehen.", gebe ich weiter. "Okay. In welcher Schwangerschaftswoche befindet sich ihre Mutter?" Woher zum Teufel soll ich das denn wissen? Ich bin überfordert. "Mom? Wie weit bist du?", rufe ich. "28. Woche!", schreit Mom erneut zurück. Auch diese Info gebe ich weiter und füge noch hinzu, dass es Zwillinge sind. Ich glaube irgendwie, dass das bisschen zu früh ist. "In Ordnung. Es wird gleich jemand bei Ihnen sein." Ich nicke und lege auf. Moment, warum nicke ich? Egal. Ich laufe zurück ins Wohnzimmer, wo meine Mutter meiner Freundin gerade die Hand bricht und komisch atmet. "Du musst mir eine Tasche packen. Klamotten und Waschzeug." Ich nicke und laufe ins Schlafzimmer meiner Eltern. Toll, wahrscheinlich darf ich jetzt auch noch Hebamme spielen, oder was? Wieso musste Dad denn ausgerechnet jetzt abhauen? Ich haue alles, was ich finden kann, in eine Reisetasche und gehe weiter ins Bad, wo ich Moms Waschzeug in ihre Kulturtasche schmeiße. Anschließend packe ich die in die Reisetasche und stelle sie in den Flur. Mom schreit weiterhin das Haus zusammen und ich will einfach im Erdboden versinken. "Lenni?", ruft Mom. Sie klingt etwas verzweifelt. "Ja?" Ich gehe zu ihr und sehe sie fragend an. "Du musst versuchen deinen Vater zu erreichen. Wenn der nicht rangeht, dann rufst du Oma an. Ich gehe mal davon aus, dass du nicht bei der Geburt dabei sein willst." Ich schüttle sofort den Kopf. Auf. Gar. Keinen. Fall! Ich hole mein Handy heraus und rufe Dad an, der aber nicht an sein Handy geht. Deshalb rufe ich Oma an, die ganz aufgeregt redet und meint, dass sie mit Opa zum Krankenhaus kommen wird. Als es an der Tür klingelt, renne ich hin und öffne sie. "Meine Mom ist im Wohnzimmer.", erkläre ich den drei Männern und zeige in die Richtung des Wohnzimmers. Sie nicken und folgen den Schreien, die meine Mutter von sich gibt. Als ich an der Treppe vorbei gehe, entdecke ich meine beiden Schwestern. "Oh Gott, euch hab ich ja ganz vergessen.", seufze ich überfordert. Kat taucht neben mir auf. "Mach dir um die zwei keine Sorgen. Ich bleibe mit den beiden hier und passe auf. Fahr du mit deiner Mama mit." Ich sehe meine Schwestern an. "Ist das okay? Mama muss wirklich dringend ins Krankenhaus sie bekommt ihre Babys.", erkläre ich den beiden. Sie nicken und lächeln Kat an. "Lasst das Haus stehen. Ich schreibe dir nachher, ja?" Ich küsse Kat kurz und lächle sie dankbar an. Auf ins Krankenhaus.
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Family is forever
ФанфикDas ist die Fortsetzung zu "Das Mädchen von der Straße". Bitte erst den ersten Teil lesen und dann diesen hier, da es sonst schwer ist hineinzufinden. Bildmaterialen stammen von Tumblr. Die Geschichte ich meiner eigenen Fantasien entsprungen. Kopi...