Kapitel 38

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Marahs Sicht:

Die Tür zu meinem Zimmer öffnet sich, und ich höre, wie jemand mein Zimmer betritt. "Marah?" Ich seufze. "Was ist denn?" Ich setze mich auf und sehe meine Schwester an. "Wegen Jenny und so. Sie waren ja heute wieder nicht ganz so nett." Ich winke ab. "Ist mir egal, Hannah. Du sagst jedes mal, dass du nichts dagegen tun kannst, weil sie halt deine Freunde sind. Mir reicht es, wenn du einfach nicht auf die Beleidigungen eingehst." Hannah nickt. "Du weißt, dass ich dich lieb habe. Aber es ist schwer. Wenn ich etwas gegen sie sage, dann zerfleischen die mich." Ja, das weiß ich. Einmal hat Hannah versucht mich zu verteidigen. Das war, als unsere Klasse vor zwei Jahren auf Klassenfahrt war. Anschließend hat man ihr eine dicke Haarsträhne abgeschnitten und seitdem trägt Hannah einen Pony. Sie muss mich wirklich nicht verteidigen. Solange sie da nicht mitmacht, ist alles in Ordnung. Naja, zumindest fast. "Naja, tut mir jedenfalls leid, okay?" Ich nicke und lege mich wieder hin. "Ist alles gut? Du siehst so komisch aus. So blass.", "Mir geht's gut. Wahrscheinlich bin ich einfach nur müde von der anstrengenden Woche. Nichts weiter." Hannah nickt, wenn auch eher mit skeptischem Blick. "Ach, übrigens habe ich heute aufgeschnappt, dass jemand wohl was von dir will. Und dreimal darfst du raten, wer es ist." Ich runzle die Stirn. Wer soll denn schon auf mich stehen? "Ist es jemand von unserer Schule?" Hannah nickt und setzt sich wieder zu mir auf mein Bett. "Groß, blond, grüne Augen. Klingelt es?" Mir klappt der Mund auf. "Bitte? Als ob der auf mich steht!", "Naja, also ich denke, dass er auf dich steht. Er beobachtet dich immer so komisch. Nicht so, wie es andere verliebte Kerle tun, aber er starrt dich halt an." Okay, jetzt bin ich verwirrt. "Wir spielen in der Selben Fußballmannschaft, Hannah. Da kennt man sich halt irgendwie vom Sehen her." Hannah schüttelt den Kopf. "Er hat dich aber nie so angesehen. Erst die letzte Woche über." Ich zucke mit den Schultern. Er starrt mich an, weil er mich für die selbe Witzfigur hält, wie die anderen. Er gehört eben zu den Beliebten. Und ich zu den absoluten Losern der Schule. Socken-Marah eben. Wer kommt auf so einen bescheuerten Namen? "Marah!", stöhnt Hannah etwas genervt. "Du denkst schon wieder zu viel nach. Das sieht man dir sofort an. Du solltest ihn ansprechen.", "Sicher nicht! Er ist ein gemeiner und gefährlicher Typ!" Sie vergreht die Augen. "Nicht die Augen verdrehen. Es ist die Wahrheit. Er hat mich sogar schon mal körperlich verletzt." Sie stöhnt erneut genervt. "Das ist 8 Jahre her und ihr wart Kinder!", "9.", antworte ich etwas eingeschnappt. "Was?", fragt sie verwirrt. "9. Es ist 9 Jahre her, dass er mir den Fuß und die Hand gebrochen hat.", "Jetzt übertreibst du aber. Sei nicht so nachtragend. Das ist eine Eigenschaft, die Männer total unsexy finden." Nun verdrehe ich die Augen. Als ob sie weiß, was Männer wollen. Naja, sie hatte schon öfter mal einen Freund. Ich nicht. Und da bin ich stolz drauf. Mich musste Mama noch nicht trösten, weil ein Typ mir das Herz gebrochen hat. Das Problem ist wahrscheinlich, dass ich für alle eher eine gute Freundin bin. Ich bin bei allen in der Friendzone. Und ist man da einmal drin, kommt man da nicht mehr herraus. Nicht unbedingt günstig für mich, wenn ich einen Freund wollen würde, aber alle meine Freunde sind bei mir auch in der Friendzone. Ich liebe sie alle ganz doll. Als Kumpels. Niemals als festen Freund. "Marah? Du hast mir doch versprochen, dass wir Fußball spielen.", kommt nun Elliot angelaufen. "Oh, stimmt. Geh schon mal raus, ich komme gleich. Er nickt und rennt wieder nach unten. Hannah seufzt. "Du solltest mehr Mädchenkram machen. Du bist viel zu cool. Du musst süß werden, wenn du einen Freund willst.", "Ich will ja gar keinen. Außerdem bin ich lieber cool, als dass ich mir mein Gesicht ankleister und ein Tütü anziehe.", "Ballett ist sehr schön.", "Mag sein, aber nicht für mich." Ich stehe auf und strecke mich. "Ich würde dich voll gegen die Wand tanzen, Schwesterherz.", grinse ich und wackle mit den Augenbrauen auf und ab. "Dass wir Zwillinge sind, kann man echt keinem erzählen.", "Stimmt, ist viel zu peinlich." Hannah schnaubt. "Für mich ist es peinlich, ja!" Ich schüttle lachend den Kopf und gehe die Treppe hinunter, Hannah hält mich aber auf. "Du, also Jenny, Liza, Vanessa und Isabell sind noch hier. Und sie schlafen auch hier. Also wegen Abendessen später und so, meine ich. Ich hoffe, dass das okay ist." Ich schüttle den Kopf. "Nein, das ist es nicht. Aber ich komme damit schon irgendwie klar. Ich verziehe mich nachher eh in mein Zimmer. Außerdem kannst du meine Freunde doch auch nicht so richtig leiden." Hannah lächelt. "Ich hab dich lieb, Mari.", "Ich dich auch, Hani." Ich gehe nun ganz runter und ziehe mir im Hauswirtschaftsraum meine Schuhe an. "Ist Elliot schon draußen?", frage ich Mom. "Ja, er wartet schon sehnsüchtig auf dich." Ich grinse und gehe nach draußen zu meinem kleinen Bruder. Er sitzt auf der Bank unter dem Baum, den Papa vor vielen Jahren hier gepflanzt hat. Ich weiß auch, dass es einen Grund gibt, weshalb er den Baum gepflanzt hat. Und Bibbel, der goldene Koi in unserem Teich, hat diese Bedeutung. Wir kennen sie aber nicht. Lenni schon. Aber Mama, Papa und er reden nicht darüber. Wenn ich Jaa darauf anspreche, dann lächelt sie mich immer nur traurig an. Mehr nicht. Es muss also etwas sehr trauriges sein. Bibbel ist aber wunderschön. Wie haben viele hübsche, bunte Kois in unserem großen Teich. Aber Bibbel fällt besonders auf, weil er ganz groß ist und goldene Schuppen hat. Ich glaube, dass er schon 18 Jahre alt ist. Deshalb ist er auch so groß. Elliot springt von der Bank und sieht zum Baum hoch. "Ob Mama und Papa uns jemals sagen werden, weshalb der Baum hier ist?" Ich lächle ihn an. "Keine Ahnung. Aber ich glaube, dass es Mama mal sehr glücklich gemacht hat, dass Papa ihn gepflanzt hat." Elliot nickt und sieht zum Teich. "Warum habt ihr ihn Bibbel genannt?" Ich lache. "Hannah und ich haben früher gerne Barbie Feritopia geguckt und da war ein Elfenköpfchen, das Bibbel hieß. Daraufhin haben wir dann gesagt, dass der Fisch auch so heißen soll." Elliot schüttelt den Kopf. "Der arme Fisch. Wegen Barbie!" Ich lache und nehme ihm den Ball aus der Hand. "Na, was ist? Ich dachte, wir wollten Fußball spielen?" Elliot beginnt breit zu grinsen und dann fangen wir auch schon zu spielen an.

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