Kapitel 28

6.1K 397 11
                                    

Lennis Sicht:

Dass meine Eltern jetzt noch ein Baby bekommen ist irgendwie ganz cool. Nur mache ich mir etwas Sorgen wegen Marah. Sie ist so schon immer eifersüchtig auf Hannah, wenn diese mir Dad kuschelt. Marah ist einfach ein Papakind. Das war sie von Anfang an. Bloß was ist, wenn jetzt noch ein Baby dazu kommt, das Daddys ganze Aufmerksamkeit bekommt? Marah weint oft, wenn Dad die beiden Mädels begrüßt und er zu Hannah Prinzessin sagt, während er aber zu Marah nur "meine Kleine" sagt. Da fehlt immer das "Prinzessin". Und ich weiß ganz genau, dass Marah das traurig macht. Sie ist eben keine kleine Tussi, die auf Balett und Reiten steht. Marah steht auf Hip Hop, Dubstep und Fußball. Man sollte meinen, dass ihm dann Marah lieber wäre aber offenbar ist es nicht so. Und das bereitet mir Sorgen. Ich glaube, dass Dad manchmal blind ist. Marah hat kaum Freunde, während Hannah gefühlt tausende hat. Ich will nicht sagen, dass ich Marah mehr lieb habe als Hannah. Das ist nicht so. Aber Marahs Gegenwart ist aus meiner Sicht viel angenehmer. Hannah wird eine eingebildete Tussi werden. Das weiß ich jetzt schon. Vielleicht sollte ich Marah fragen, ob wir beide etwas nach draußen wollen. Ich nicke über meinen Gedanken und stehe entschlossen auf, um nach nebenan ins Zimmer meiner Schwestern zu gehen. "Marah? Hast du Lust mit mir nach draußen zu gehen? Wir könnten irgendwo etwas Fußball spielen?", "Oh ja!", ruft sie und springt auf. "Also ich will nicht.", sagt Hannah. "Weiß ich.", seufze ich. "Mach die Tür zu, ich will in Ruhe spielen.", zickt sie mich an. "Pass mal auf, dass dein Kopf nicht dazwischen ist, wenn ich die Tür zu mache.", murre ich. Hannah steht auf und kommt zu mir gestampft. "Tschüss.", sagt sie und drückt die Tür zu. "Was hat sie heute wieder?", frage ich Marah seufzend. Sie zuckt mit den Schultern und läuft in mein Zimmer. "Was machst du?", lache ich. "Ich will auch so eine Mütze wie du.", sagt sie und reißt die Türen von meinem Kleiderschrank auf. "Hm, ich weiß nicht, ob die dir passen.", murmle ich und krame zwischen meinen Mützen herum. "Die möchte ich bitte.", ruft sie strahlend und zeigt auf eine rote Beanie Mütze, die einen großen weißen Stern an der Seite hat. Ich nicke und gebe sie ihr. "Oh. Die ist viel zu groß.", sagt sie traurig, als sie sie ganz auf ihren Kopf gezogen hat. Ich lache und gehe vor ihr in die Hocke. "So wird die aufgesetzt.", erkläre ich ihr und schiebe die Mütze zurück, sodass sie hinten eben etwas hängt. "Cool!", ruft sie und läuft dann nach unten. "Los, Lenni! Wir wollen doch draußen spielen!", ruft sie ganz aufgeregt. Ich grinse und laufe ihr hinterher. "Wo wollt ihr denn hin?", fragt Mum verwirrt, als Marah an ihr vorbei in den Hauswirtschaftsraum renn und sich ihre rot-weißen Converse Chucks anzieht. Aha! Deswegen hat sie sich die rot-weiße Mütze ausgesucht. "Wir gehen irgendwo draußen Fußball spielen.", lächle ich und schnappe mir einen meiner vielen Fußbälle. "Und Hannah?", "Ich sagte Fußball, Mum. Und außerdem will Madam eh nicht. Sie will lieber in Ruhe mit ihren Barbies spielen." Mum nickt. "Seid aber bitte um 18 Uhr wieder Zuhause, okay?" Marah und ich nicken. Ich ziehe mir auch schnell meine Chucks von Converse an und dann laufen Marah und ich schnell nach draußen, bevor Mum uns noch länger ein Ohr abkaut. "Lenni?", "Ja?", frage ich und sehe meine kleine Schwester an. "Bekommt Mama wirklich ein Baby?" Ich nicke lächelnd. "Haben sie uns nicht mehr lieb?", "Wie kommst du denn darauf?", "Na weil sie dann ein neues Baby haben." Ich seufze. Genau das meine ich. Marah hat immer Angst, dass irgendwer sie nicht mehr lieb hat. "Nein, Marah. Mama und Papa haben uns trotzdem total lieb. Wenn du älter bist, wirst du das auch verstehen, warum Mama und Papa noch ein Baby haben möchten." Sie nickt nur und nimmt mir vorsichtig den Ball aus der Hand. "Meinst du Papa denkt daran, dass er morgen zu meinem Fußballspiel kommen muss?" Fuck. Dad fährt doch heute Abend wieder weg, glaube ich. Oh nein, das geht nicht gut. "Ich weiß nicht. Bestimmt.", murmle ich, damit sie jetzt nicht noch trauriger wird. "Hoffentlich. Ich bin nämlich schon viel besser geworden." Mittlerweile sind wir am Sportplatz angekommen, der hier um die Ecke ist. Ich grinse. "Na dann zeig mal." Ich schlage ihr den Ball aus der Hand und renne mit ihm vor den Füßen los. "Hey! Das war unfair!", ruft Marah lachend und kommt mir hinterher gelaufen. Ich laufe etwas schneller, damit sie mich nicht einholt und schieße auf das Tor. "Also als Torwart bist du schon mal eine Niete." Sie verschränkt schmollend die Arme vor dem Körper. Aber dann rennt sie los und schnappt sich den Ball. Es ist schön sie so zu sehen. So unbeschwert. Sollte Dad wirklich heute Abend noch wegfahren, dann wird dieses strahlende Gesicht nicht mehr lange vorhanden sein.

Family is foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt