Kapitel 26

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Allys Sicht:

In den letzten vier Wochen bin ich fast jeden Tag zur Therapie gegangen, damit ich endlich wieder laufen kann. Ich habe auch Fortschritte gemacht. Zum Beispiel habe ich es schon geschafft meine Zehen zu bewegen. Marco ist im Moment noch in Paris aber er wird heute Abend wieder Zuhause sein. Was unser Baby betrifft, da habe ich heute den Termin zur Befruchtung. Marco hat sein Sperma in der Klinik abgegeben und jetzt muss ich mich nur noch von ihnen befruchten lassen. Es ist komisch, dass wir es nun wirklich über diesem Weg machen. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so recht, ob wir das richtige tun. Es kommt mir so falsch vor. Aber ich möchte unbedingt noch ein Baby und Marco ebenfalls. Also muss ich da nachher durch. Ist einfach so. Mein Papa steht schon vor der Praxis, in der ich regelmäßig meine Physiotherapie habe. Er und ich werden jetzt in der Stadt etwas essen gehen und anschließend wird er mich in die Klinik begleiten. Erst habe ich Mum gefragt, aber sie kann heute nicht, weshalb mein Daddy gemeint hat, dass er mich auch begleiten würde. Erst war ich skeptisch im Bezug auf die Klinik aber er muss ja nicht mit in den Behandlungsraum kommen. Draußen vor der Tür warten reicht vollkommen aus. "Hey, Prinzessin. Wie geht's dir?", fragt mein Papa mich lächelnd und küsst meine Wange. "Gut. Heute ist es wirklich sehr gut gelaufen. Meine Therapeutin ist von meinen Fortschritten total begeistert. In wenigen Wochen werde ich wohl die ersten Gehversuche starten können.", erkläre ich ihm. "Na das sind doch ganz bezaubernde Nachrichten. Dann komm mal her." Er hebt mich hoch und setzt mich vorne auf den Beifahrersitz, ehe er meinen Rollstuhl zusammen klappt und ihn im Kofferraum verstaut. "Worauf hast du Lust? Chinesisch, Italienisch, Griechisch, typisch Deutsch, McDonald's? Du hast freie Auswahl.", "Italienisch klingt gut.", grinse ich. Papa schmunzelt und fährt los. "Ich wusste, dass du das antworten würdest. Aber mal was anderes. Wir haben schon ganz lange nicht mehr gesprochen. Wie hat dir denn Marcos Geschenk zum Hochzeitstag gefallen?" Ich sehe ihn verwirrt an. "Das ist schon schon 8 Wochen her, Dad.", lache ich. "Ja, ich weiß. Aber wir beide haben da irgendwie noch gar nicht drüber geredet.", lacht er. Ich gehe im Kopf alles durch. Er hat recht, wir haben wirklich nicht darüber geredet. "Du wusstest davon, oder?", "Na hör mal! Marco ist einer meiner besten Freunde. Noch dazu ist er mein Schwiegersohn. Natürlich wusste ich davon.", grinst er mich an. "Es hat mir richtig gut gefallen. Und wir werden den Urlaub im Dezember machen. In der Woche vor den Weihnachtsferien. Ich finde es übrigens wahnsinnig toll von euch, dass ihr in der Woche auf die Kinder aufpasst. Ich würde sie ungerne bei Emma lassen wollen." Papa lacht. "Ja, das wäre wahrscheinlich nicht so gut. Der kleine Wirbelwind hat gestern wieder was gerissen, das glaubst du gar nicht." Er lacht etwas verzweifelt auf und fasst sich kopfschüttelnd an die Stirn. "Was hat sie getan?", lache ich. "Sie kam halt nach Hause und hatte einen Kerl dabei. Der ging ihr wohl aber irgendwann auf den Sack und sie wollte ihn loswerden. Du glaubst nicht, was sie dafür gemacht hat." Er seufzt erneut ganz verzweifelt. Sie hat sich allen ernstes ihren Latexoverall vom Karneval angezogen und ihn angeschrien wie eine Domina, die ihren Sklaven bestraft." Ich schlage mir die Hände vor den Mund und muss lachen. "Sag mir, dass das nicht wahr ist.", "Ich wünschte ich könnte das.", jammert er. "Ist er dann gegangen?", "Nein, das ist ja das schlimme! Er stand total drauf! Dann kam Emma runter und hat mich gefragt, ob ich ihn vor die Tür setzen könnte. Ich habe dann ernsthaft einen Kerl mit Ständer vor die Tür gesetzt! Ally, allein dieser Anblick!" Wieder lache ich laut los. "Das ist cool. Das hätte ich gerne gesehen.", kichere ich. Papa sieht mich schmunzelnd an. "Okay, Themenwechsel sonst geht mein Puls wieder hoch. Wann kommt denn dein herzallerliebster Ehemann nach Hause?", "Heute Abend. Ich schätze so gegen 19 Uhr. Vielleicht auch früher. Ich weiß nicht mehr genau.", "Du hast ihm nicht zugehört.", trifft Daddy voll ins Schwarze. Ich werde rot. "Dass ich das nochmal erleben darf. Meine Tochter hört ihrem Ehemann nicht zu! Was für eine Seltenheit. Sonst ist es doch immer anders herum." Ich verdrehe die Augen. "Im Fernsehen kam meine Lieblingssendung.", versuche ich mich zu verteidigen, doch Papa lacht weiter.

Beim Italiener suchen wir uns einen Tisch für zwei Leute direkt am Fenster. Man kann dann nicht nur das tolle Essen genießen sondern auch die Leute auf der Straße beobachten und über sie herziehen. Mit meinem Daddy ist dies ziemlich lustig. Wir essen in Ruhe unser Essen und trinken noch einen Kaffee, ehe wir uns dann auf den Weg zurück zum Auto machen und Dad mir wieder ins Auto hilft. Ich muss wirklich zugeben, dass ich sehr nervös bin. Ich hatte zwar vor drei Wochen zusammen mit Marco ein Gespräch mit dem Arzt, der die künstliche Befruchtung durchführen wird, aber trotzdem bin ich irgendwie nervös. Außerdem kann man nicht einmal genau sagen, ob das auch wirklich funktioniert. Es könnte gar nicht klappen oder so gut klappen wie vor 9 Jahren, wo ich plötzlich mit Vierlingen schwanger war. Das wäre auch nicht schön. Heute kann man eine Abtreibung zwar so durchführen, dass der Embryo keinen Schmerz verspürt aber trotzdem ist es für mich sehr grausam.

Papa setzt mich wieder in meinen Rollstuhl und schiebt mich vom Parkplatz aus zur Klinik und dann zu der Abteilung, in die ich muss. "Ah, Frau Reus, da sind sie ja.", begrüßt mein Arzt mich. Sein Name ist Dr. Winkler und ich schätze ihn ungefähr Mitte Vierzig. Ein Recht attraktiver Mann, muss ich sagen. Nichts im Vergleich zu meinem Mann aber trotzdem attraktiv. "Dann kommen Sie mal mit, wir können sofort anfangen." Ich nicke und drücke Papas Hand, ehe ich dem Doktor in das Behandlungszimmer folge. "Okay, Sie können sich dann untenrum frei machen und sich dann hier auf den Stuhl setzen. Bekommen Sie das hin oder soll ich ihren Vater doch noch einmal dafür herein holen?" Ich sehe den Stuhl an und seufze. Der ist zu hoch, um alleine drauf zu kommen. "Ich schätze, dass ich meinen Vater brauche.", seufze ich. War für ein Glück, dass ich einen längeren Pullover an habe. "Herr Hummels? Würden Sie noch einmal kommen? Ihre Tochter benötigt etwas Hilfe.", höre ich Dr. Winkler sagen, während ich meine Hose und meinen Slip hinter dem Vorhang ausziehe. "Aber natürlich.", antwortet mein Dad und kommt dann ins Zimmer. Ich ziehe den Vorhang beiseite und deute auf den Stuhl. "Da komme ich im Leben nicht alleine hoch.", lache ich. Papa lacht auf und hilft mir mich hinzusetzen. "Okay, ruf mich, wenn ich wieder helfen soll." Ich nicke und schon geht er wieder raus. Ich nehme meine Beine und lege sie links und rechts auf die Halterung, ehe ich mich zurück lehne und Dr. Winkler seinen Platz einnimmt. "Ich mache erst noch einmal einen normalen vaginalen Ultraschall, bevor wir anfangen." Ich nicke und sehe mir die Lampen an der Decke an. Ich spüre nur ganz bisschen, dass er mir das Ultraschallgerät einführt verziehe das Gesicht. Aber gut zu wissen, dass ich wieder ein bisschen was spüren kann. Dr. Winkler lacht plötzlich und dreht den Bildschirm zu mir, damit ich ihn sehen kann. "Und warum genau sind Sie jetzt hier?", grinst er mich an. Ich sehe den Bildschirm an. "Ist das...? Oh mein Gott.", hauche ich und halte mir die Hände vor den Mund. "Ich würde sagen, dass meine Arbeit getan ist. Herzlichen Glückwunsch.", "Danke.", strahle ich ihn an. Ich bin schwanger! Und das auf natürlich Weise! "Wie weit bin ich denn?" Er sieht auf den Bildschirm. "Schwer zu sagen. Jedenfalls noch nicht sehr weit. Vierte, maximal fünfte Woche." Ich lächle verträumt. Marco und ich bekommen ein Baby. Ich setze mich auf und hole meine Beine wieder von den Halterungen herunter, während Herr Dr. Winkler wieder meinen Vater holt, damit er mir in den Rollstuhl hilft. "Du strahlst ja heller als die Sonne.", grinst er mich an. "Ich bin schwanger. Schon in der vierten Woche!" Er sieht mich verwirrt an, aber dann strahlt er selber. "Das ist ja Hammer! Und das hast du nicht gemerkt?" Ich schüttle den Kopf. "Komm, darauf gehen wir ein fettes Stück Kuchen essen und schicken deiner Mutter ein Bild davon.", grinst er teuflisch. Ich lache auf. Mama zwingt Papa gerade dazu, eine Diät zu machen, da er einen kleinen Bauch bekommen hat. Er sagt immer, dass das im Alter halt so ist und sie sich nicht so anstellen soll, aber Mama ist das egal und stellt Zuhause nur gesundes Essen auf den Tisch. Ich ziehe mich schnell an und dann schiebt Papa mich zurück zum Auto. Ich bin gespannt, wie Marco heute Abend reagieren wird.

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Ich weiß, es kam lange nichts. Aber ich hatte nicht so richtig Ideen aber jetzt werde ich mich etwas mehr anstrengen und versuchen mehr zu updaten :)

~Jassy

Family is foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt