Kapitel 18

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Lennis Sicht:

Die Tür geht auf und Mum kommt in den Klassenraum herein. "Entschuldigen Sie die Störung, aber es ist wichtig.", erklärt sie meiner Deutschlehrerin. Diese nickt etwas überrumpelt und dann tauchen hinter Mum plötzlich zwei Polizisten auf. Im Flur ist das laute Gebrüll eines Typen zu hören. Immer wieder ruft er, dass er nichts getan hätte. Was zum Henker ist hier los? "Jack Brauer, sie sind vorläufig festgenommen.", verkündete der größere der Polizisten und geht auf Jack zu. Jack springt auf und versucht zu fliehen, was ihm aber natürlich nicht gelingt. "Ich habe gar nichts getan!" brüllt auch er herum. Was läuft hier? Jack wird aus dem Raum gebracht und Mum sieht mich ernst an. "Lennard, du gehst bitte nach unten in mein Büro zu Katniss. Ich muss mich hier noch um einige Dinge kümmern und Katniss darf auf keinen Fall alleine bleiben." Nun wendet sie sich meiner Lehrerin zu. "Lennard und Katniss sind für den Rest des Tages vom Unterricht freigestellt. Herr Braun weiß bescheid." Meine Deutschlehrerin nickt noch immer überrumpelt. "Gut. Komm, Lennard.", sagt Mum zu mir. Ich nicke und packe schnell alles in meinen Rucksack. "Was ist hier los, Mum?", frage ich sie sofort, nachdem wir den Raum verlassen haben. "Das darf ich dir nicht sagen, Lenni. Aber geh bitte zu Katniss und sei für sie da, okay? Und ich möchte, dass ihr auch vorerst in meinem Büro bleibt, bis sich alles geklärt hat.", "Also hat Jack etwas gemacht, ja? Er hat dafür gesorgt, dass sie so ist, wie sie jetzt ist, habe ich recht?" Mum seufzt. "Ja, Lenni, und wenn Katniss es möchte, dann erzählt sie es dir. Ansonsten lässt du es bitte gut sein. Ich darf dir nichts erzählen, Schatz." Ich seufze. Das ist doch alles Scheiße. "Geh zu ihr und tröste sie, sei für das arme Mädchen da. Sie braucht dich jetzt." Ich nicke. "Gut, dann bis später. Ich hab dich lieb.", sagt sie leicht seufzend und zieht mich zu sich herunter, um meine Stirn zu küssen. Es muss wirklich schlimm sein, sonst würde sie das hier in der Schule niemals machen.

Ich atme tief durch und öffne dann die Tür zum Büro meiner Mum. Katniss sitzt in dem Sessel vor dem Schreibtisch und hat den Blick gesenkt. "Kat?", frage ich vorsichtig. Ich sehe, wie sie kurz die Luft anhält und dann langsam hoch sieht. "Hey.", sage ich leise und stelle meinen Rucksack ab, um zu ihr zu gehen. "Hey.", antwortet sie mir ebenso leise. "Geht es dir gut?" Sie schüttelt den Kopf und sieht wieder nach unten, ehe sie leise schluchzt. "Komm her.", murmle ich und hebe sie kurzerhand hoch, um mit ihr zum Sofa zu gehen, das hier im Raum steht, und lege sie darauf. "Nicht weinen. Das ertrage ich nicht." Sie schlägt ihre Augen auf und sieht mich verweint an. Sie sieht überhaupt nicht gut aus. Total fertig und kaputt. Und dennoch ist sie das schönste Mädchen dieser Welt. "Wieso bist du zu mir gekommen? Du hast doch Schluss gemacht.", murmelt sie schniefend. Ich sehe mich in Mums Büro um und finde auf dem Schreibtisch eine Packung Taschentücher, die ich Katniss dann gebe. "Danke." Ich lächle sie an und setze mich neben sie. Sie putzt sich die Nase und wischt sich ihre Tränen weg. "Ich bin hier, weil Mum gesagt hat, dass du nicht alleine sein solltest. Und dass dich jemand trösten sollte.", erkläre ich ihr. Sie runzelt die Stirn. "Mum?", "Ja, meine Mum. Das ist ihr Büro hier." Sie starrt mich mit offenem Mund an. "Ich dachte, der selbe Nachname sei ein Zufall.", gesteht sie schmunzelnd. Ich lache und schüttle den Kopf. "Nein, das ist meine Mum.", "Sie sieht noch so jung aus." Ich nicke. "Sie hat mich bekommen, als sie gerade mal 17 Jahre alt war. Ich bin das Endprodukt eines Quickies auf dem Klo. Zumindest behauptet mein Onkel das.", lache ich. Katniss muss kurz lachen. "Klo?" Ich nicke grinsend. "Mein Onkel Tommy sagt, dass mein Vater meine Mutter auf dem Klo in einem Club geschwängert hat. Ich habe meine Eltern öfter mal darauf angesprochen aber sie sind immer nur rot geworden und sind dem Thema ausgewichen, weshalb ich ganz stark davon ausgehe, dass es stimmt." Katniss kichert leise und ich sehe sie lächelnd an. Ich mag es, wenn sie so kichert. "Willst du mir erzählen, was passiert ist?", frage ich vorsichtig. Sie sieht wieder traurig runter in ihren Schoß, wo auch ihre Hände liegen. "Nur, wenn du mir versprichst mich danach nicht angeekelt anzusehen und mich so zu behandeln wie vor ein paar Wochen." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Angeekelt ansehen? "Du meinst so, wie an dem Tag, an dem wir zusammen gekommen sind?" Sie wird rot und nickt. Ich lächle. "Wenn es eine gute Erklärung für dein nicht Melden und dein Verhalten gibt, dann verzeihe ich dir alles.", "Und können wir dann auch wieder zusammen sein?" Ich nicke sofort. Nichts lieber als das! Sie seufzt. "Ich war nach der Arbeit auf dem Weg zum Heim und es war schon recht dunkel. Ich hatte etwas Angst und wollte dich anrufen, damit wir telefonieren und du mich ablenkst. Dann habe ich also mein Handy herausgeholt und wollte deine Nummer wählen, als mir jemand mein Handy weggenommen hat. Dann stand Jack mit noch drei anderen Typen von der Schule hier vor mir und hat mich so komisch angegrinst. Sie haben mich gepackt und mir die Augen verbunden, sodass ich nicht sehen konnte, wo sie mich hinbringen. Als sie das Tuch von meinen Augen genommen haben, da war ich in irgendeinem Zimmer. Ich vermute mal, dass es das von Jack war. Jedenfalls..." Katniss schluchzt und legt ihren Kopf an meine Schulter. "Alles ist gut. Ich bin hier.", murmle ich und lege meine Arme um sie. "Jedenfalls haben mich dann zwei festgehalten und Jack hat mir einfach meine Hose ausgezogen. Ich habe versucht mich zu wehren und wollte schreien, aber sie haben mich so doll festgehalten und meinen Mund haben sie mir auch zugehalten. Der vierte Typ hat eine Kamera angemacht und dann hat Jack einfach... er hat einfach..." Sie schluchzt laut auf und weint unaufhörlich. "Sch, du musst nicht weiter reden.", versichere ich ihr und drücke sie an mich. "Es tut mir so leid, Kat. Jack kam zu mir und meinte, er hätte mit dir geschlafen und dass er sogar einen Videobeweis hätte. Ich war so wütend, so entsetzt. Ich dachte wirklich, dass du mich betrogen hast und das, obwohl du mir gesagt hast, dass du dein erstes Mal mit jemandem haben möchtest, den du liebst. Ich habe immer wieder versucht dir zu schreiben oder dich anzurufen. Und dann warst du am Montag so zu mir. Ich habe rot gesehen, weshalb ich Schluss gemacht habe. Es tut mir leid, Kat, es tut mir so leid!" Sie schnieft und wischt sich über ihre Nase. "Sie haben mir mein Handy weggenommen und es kaputt gemacht. Ich weiß nicht, wo es ist. Ich habe kein Handy mehr." Ich seufze und drücke sie wieder fest an mich. "Jack hat mir etwas erzählt, als sie mich weggebracht haben.", sagt sie dann auf einmal. "Was denn?" Sie richtet sich auf und sieht mich mit verweintem Gesicht an. "Stimmt es, dass es eine Wette war? Habt ihr gewettet, dass der, der zuerst mit mir schläft, ein halbes Jahr lang keine Hausaufgaben machen muss?" Ich schlucke schwer. "Ja, das stimmt.", gebe ich leise zu. "Aber warum?", "Bevor ich dich richtig kennen gelernt habe, war ich anders. Du hast mich irgendwie geändert. Und ich bin ehrlich: ich wollte nicht mehr gewinnen. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als dir nachmittags auf den Sack zu gehen, weil du mir bei meinen kack Mathehausaufgaben helfen sollst." Sie muss wieder kurz lachen. "Bitte verzeih mir, Kat. Ich hatte nicht das Recht so etwas zu wetten. Aber ich habe mich geändert. Du hast mich geändert. Und ich..." Ich atme tief durch und sehe ihr dann in die Augen. "Ich liebe dich!"

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