Es ist schon dunkel und ich bin unterwegs nach Hause. Ich war nach der Schule beim Tanztraining und es ist irgendwie später geworden, als es geplant war. Meinen Eltern habe ich aber zur Sicherheit geschrieben, damit sie nicht gleich die Polizei rufen, weil ich nicht wie sonst um 19 Uhr Zuhause bin. Vor mir taucht ein großer schwarzer Hund auf ich bleibe wie erstarrt stehen. Scheiße, der sieht aus wie aus einem Horrorfilm entsprungen. Er steht da, Haare aufgestellt, knurrt laut, fletscht die Zähne. Ich schlucke schwer. Er läuft ein winziges Stück auf mich zu und er humpelt. "Oh, armes Baby. Hast du dich verletzt?", frage ich ihn traurig und schon ist meine Angst verschwinden. Ohne nachzudenken gehe ich langsam auf ihn zu und quatsche ihn voll. Er beruhigt sich und sieht mich an. Ich nehme meinen Rucksack vom Rücken und stelle ihn ab. Seine Vorderbein blutet ganz doll. "Zeig mal her.", murmle ich und nehme seine Pfote. Er quietscht kurz und setzt sich dann. Ich hole meine Wasserflasche aus meinem Rucksack und kippe etwas Wasser über die offene Wunde, damit der Dreck weggeht. Anschließend hole ich noch einen Verband heraus. Ich habe so was immer dabei, weil ich weiß, wie ungeschickt und tollpatschig ich manchmal bin. Ich verletze mich oft beim Skaten, beim Tanzen oder beim Fußball. Irgendwann hat Mama mir dann so eine Art Mini-Erstehilfekasten gegeben, damit ich dafür sorgen kann, dass ich nicht sofort verblute. "So, und jetzt kommst du mit mir nach Hause." Ich stehe auf und nehme mein Longboard hoch. "Na komm.", sage ich mit etwas höherer Stimme. Der Hund wedelt wie ein Irrer mit dem Schwanz und läuft mir humpelnd hinterher. Es ist schade, dass wir keinen Hund haben. Wir hatten mal einen. Carla. Aber die ist ja schon ganz lange tot. Und seitdem haben wir keinen Hund mehr. Carla war Papas ein und alles und er wollte deswegen keinen anderen Hund. Mama hat Carla auch sehr geliebt aber es war doch irgendwie nichts im Vergleich zu Papa. Papa hat sogar geweint, als Carla gestorben ist. Der schwarze Hund gehört jemandem. Er trägt ein Halsband mit einer Marke dran. Ich werde ihn mit nach Hause nehmen, Fotos von ihm machen und es ins Netz stellen. Ich bin mir sicher, dass sein Besitzer sich dann schnell melden wird. Naja, zumindest hoffe ich das. Und vielleicht sollten wir noch einen Tierarzt anrufen. Die Wunde ist nämlich ganz schön groß.
Zuhause angekommen gehe ich an der Seite rein. "Komm.", sage ich zu dem Hund. Er folgt mir vorsichtig ins Haus und schnüffelt umher. "Mama? Papa? Kommt mal bitte!", rufe ich ganz laut. Nur ein paar Sekunden später kommen sie in den Hauswirtschaftsraum und starren entsetzt den Hund an. "Er stand auf der Straße plötzlich vor mir. Er ist verletzt und er trägt ein Halsband mit Marke. Er gehört irgendwem. Können wir bitte einen Tierarzt anrufen?" Mama starrt ängstlich den Hund an und Papa sieht auch nicht begeistert aus. Naja, er steht ja auch hier neben mir und knurrt wie ein Irrer. "Na schön. Aber bring ihn raus in den Schuppen. Da ist genug Platz und er wird uns nicht gefährlich.", murmelt Papa und holt sein Handy heraus. Ich lächle und laufe nach draußen, um den Hund in den Schuppen zu bringen. "Schatz? Guck mal, hier kann er sich drauf legen." Mama hält mir eine alte Decke hin. "Danke, Mama.", lächle ich und nehme sie. "Nimm die beiden alten Stuhlauflagen für die Gartenstühle und leg die Decke da drüber. Dann hat er es nicht ganz so hart. Und drinnen ist noch Fleisch vom Abendessen übrig, das kann er auch haben. Und gibt ihm Wasser." Ich nicke. "Papa hat einen Tierarzt angerufen. Mal schauen, ob das was wird. Immerhin scheint er niemanden außer dich zu mögen, so wie er knurrt." Ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht. Zu mir ist er ganz lieb und knurrt nicht." Mama lächelt. "Du hast ein gutes Herz und ein Händchen für Tiere." Nun muss ich lächeln. Ich liebe Tiere. Ich habe auch zwei Goldhamster in meinem Zimmer, die ich unbeschreiblich doll liebe.
Der Tierarzt musste den armen Hund betäuben, da er den Arzt fast angegriffen hätte. Jetzt liegt der Arme mit seinem Kopf auf meinem Schoß und kommt langsam zu sich. Ich habe Bilder von ihm gemacht und sie überall hochgeladen, wo ich abgemeldet bin. Facebook, Insta, Twitter. Ich hoffe, dass sich jemand meldet. Papa hat die Rechnung für den Tierarzt übernommen und hat gesagt, dass er, je nachdem, wem der Hund gehört, das Geld auch nicht zurückverlangen wird. "Wie geht's ihm?", fragt Hannah und zieht sich ihre Jacke enger um den Körper. "Ich glaube gut. Ich hoffe, dass sich ganz schnell jemand meldet." Hannah nickt. "Du solltest jetzt aber reinkommen. Es ist spät. Mama hat gesagt, dass ich dich holen soll." Ich seufze und stehe vorsichtig auf. "Na gut. Sie hat ja recht, morgen ist immerhin wieder Schule." Ich schalte das Licht aus und folge meiner Schwester nach drinnen. "Ist alles gut? Ist er schon wach?", fragt Papa mich. "Geht. Er ist noch dabei aufzuwachen. Hat sich schon jemand gemeldet?" Papa schüttelt den Kopf. "Dir ist aber bewusst, dass wir ihn nicht behalten können, wenn sich niemand meldet?", "Ja, aber wieso eigentlich nicht? Wir hatten doch schon mal einen Hund. Das Grundstück ist riesig. Ich bin eh den ganzen Tag draußen, da kann ich ihn mitnehmen." Papa schüttelt den Kopf. "Er knurrt uns alle an, Prinzessin, da können wir ihn nicht behalten. Vielleicht können wir ja noch einmal einen Hund haben aber nicht diesen. Es ist zu gefährlich." Ich sehe ihn traurig an. Aber ich weiß, dass er recht hat. Ich bin die einzige, die der Hund nicht angreifen wollte. "Na gut. Ich gehe jetzt ins Bett und versuche zu schlafen. Morgen werde ich zur Not noch ein paar Plakate aufhängen, damit wir den Besitzer finden.", "Ist gut. Gute Nacht, Prinzessin." Er nimmt mich kurz in den Arm und küsst meine Stirn, ehe er in die Stube zu Mama geht.
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Family is forever
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu "Das Mädchen von der Straße". Bitte erst den ersten Teil lesen und dann diesen hier, da es sonst schwer ist hineinzufinden. Bildmaterialen stammen von Tumblr. Die Geschichte ich meiner eigenen Fantasien entsprungen. Kopi...