Teil 8

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~Samu~

Er registrierte erleichtert, wie sich Jessicas Wut auf ihn langsam wieder auflöste. Einen Augenblick lang hatte Samu schon befürchtet, sie würde dem Sicherheitsmann sagen, er würde sie belästigen, und dann wäre er mit Sicherheit rausgeschmissen worden. Gar nicht das, was er jetzt noch brauchte. Was er überhaupt brauchte.

„Okay, dann schieß mal los."

Jessica sah ihn auffordernd an.

„Erklär mir, weshalb ich mich eben dadrin total zum Affen gemacht habe."

„Das hast du nicht, okay?"

Samu seufzte. Das würde auf keinen Fall einfach werden.

„Laß uns woanders hingehen, ja? Hier sind wir zu sehr auf dem Präsentierteller."

Jessica schien zu überlegen.

„Na gut, gehen wir woanders hin," meinte sie schließlich resignierend.

„Ich will ja nicht, daß die Presse davon Wind bekommt und dein Image als Womanizer einen Kratzer."

„Glaub mir, das ist mir scheißegal. Und ich bin sicher kein Womanizer." erwiderte Samu, während er Richtung Drehtür ging. Daß Jessica ihm nicht folgte, merkte er erst, als er dort war.

Er sah zurück.

„Kommst du nicht?"

„Erst wenn du mir sagst, wo wir hingehen."

Jessica sah ihn auffordernd an.

„Dahin, wo ein bißchen mehr Privatsphäre herrscht. Keine Sorge, ich werde schon nicht über dich herfallen."

„Würdest du eh nicht schaffen. So unwiderstehlich bist du nicht."

Jessica ging zu ihm und gemeinsam traten sie durch die Drehtür nach draussen.

„Ich habe mich noch nie für unwiderstehlich gehalten, ob du es glaubst oder nicht."

Samu sah sich aufmerksam um, ehe er Jessica in Richtung zweier großer schwarzer Tourbusse mit verdunkelten Scheiben führte, die etwas Abseits standen. Glücklicherweise waren wohl die meisten Fans schon da und warteten vor der Bühne, sodaß er völlig unbemerkt blieb.

„Ich glaube, ich ziehe es vor, dir das nicht zu glauben."

„Auch gut."

Samu verdrehte die Augen und fragte sich auf einmal, warum er das alles überhaupt machte. Warum wollte er sie unbedingt davon überzeugen, daß er nicht dem gängigen Musikerklischee entsprach? Im Moment kam ihm die Frau, die er im Kino noch für so besonders gehalten hatte, nämlich vor wie alle anderen Frauen. Vielleicht sogar noch ein bißchen zickiger als normal. Falls das überhaupt ging, denn was das Gezicke anging, schienen alle Frauen echte Vollprofis zu sein und eine Steigerung war kaum möglich.

Nachdem er Dave, einem der Securitymännern, die vor den Tourbussen postiert waren, seinen Backstageausweis gezeigt hatte, ging Samu mit Jessica zum linken Bus und gab einen Code ein, woraufhin sich die Tür zischend öffnete.

„Das war eben Dave. Er ist schon jahrelang bei unserer Securitycrew und er kennt mich schon dementsprechend lange, aber trotzdem will er immer noch meinen Pass sehen. Ziemlich gründlich, der Kerl," erklärte Samu Jessica grinsend, die es jedoch nur mit einem kurzen „Aha" kommentierte. Er seufzte. Das konnte ja was werden.

~Jessica~

Sie gab es nicht gerne zu, aber als sie sich mit Samu den Tourbussen näherte, wurde ihr doch ein bißchen mulmig. Die Wut, die sie vor einigen Minuten noch auf Samu hatte, war völlig verschwunden und der Nervosität gewichen, die jetzt in ihr hochkroch. Jessica vermutete, daß sich in den Tourbussen, oder zumindest in dem, den Samu ansteuerte, der Rest der Band auffhielt und sie traf nunmal nicht alle Tage richtige Stars. Auch wenn sie sie nicht kannte und sie auch nur mit Wasser kochten. Dazu kam noch, daß sie sich insgeheim fragte, ob es so klug war, mit einem ihr fremden Mann mitzugehen und noch dazu in einen Tourbus, wo es so gut wie keine Fluchtmöglichkeit gab. Ihr rutschte das Herz sozusagen in die Hose, je näher sie dem Bus kamen und als die Tür aufging und Samu die kleine Treppe hochstieg, die in den Bus führte, zögerte sie deshalb einen Moment. Die Neugier über das, was Samu ihr zu sagen hatte, siegte jedoch schließlich und sie folgte ihm in den Bus. Außerdem war sie neugierig, wie die anderen Bandmitglieder so waren.

You can try to find strength in my armsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt