~Samu~
Er war Jessica dankbar, dass sie dieses Thema fallenließen, denn er wollte einfach nicht darüber nachdenken, dass er sich in zwei Wochen schon wieder von seiner Familie verabschieden musste. Allein der Gedanke daran sorgte dafür, dass er einen dicken Kloß im Hals hatte. Zumal es dieses Mal nicht nur der Abschied von seiner Familie sein würde, sondern auch auf unbestimmte Zeit von Jessica. Deswegen wollte er nur an die bevorstehenden zwei Wochen denken und an die Zeit, die er mit seiner Familie und mit Jessica verbringen würde. Diese Aussicht war viel zu schön um sie sich mit viel zu voreiligem Abschiedsschmerz vermiesen zu lassen.
Samu sah kurz zu Jessica, die sich die wunderschöne Landschaft von Finnland ansah und ab und zu ein Foto machte, was er absolut verstehen konnte. Er selbst kannte diese Gegend zwar in- und auswendig und er hatte keine Ahnung, wie oft er sie schon mit seiner Kamera festgehalten hatte, aber er konnte sich nicht daran sattsehen. Insbesondere, wenn er nach Monaten wieder zu Hause war. Jessica hatte Recht. Da er ständig unterwegs war, wusste er nicht nur seine Familie, seine Freunde und die Zeit, die er mit ihnen verbrachte, mehr zu schätzen, sondern auch seine Heimat. Das Land, in dem es im Winter so verdammt kalt war, in dem es oft düster und regnerisch war und das er deswegen schon so oft verflucht hatte, aber das er trotzdem liebte. Samu wusste nicht, wie oft er schon darüber nachgedacht hatte, sich in Deutschland eine Zweitwohnung zu kaufen. Vor allen Dingen, wenn er mal wieder tierisch angenervt war vom Wetter, aber auch, weil Deutschland für ihn wie eine zweite Heimat war und das nicht nur, weil sein Vater dort herkam. Vielleicht sollte er sich nun wirklich mal ernsthaft darum kümmern, eine Wohnung zu finden, zumal er jetzt noch einen Grund hatte, öfter mal nach Deutschland zu fliegen. Ja, der Gedanke gefiel ihm, aber er wartete erstmal die nächsten zwei Wochen ab.
„Sag mal, wir werden aber getrennte Schlafzimmer haben, oder?" riss Jessica ihn plötzlich aus seinen Gedanken.
„Wenn das mit dem Platz hinhaut, ja. Warum fragst du? Möchtest du getrennte Schlafzimmer? Ich fand es eigentlich nicht schlecht, so wie es in den letzten Nächten war," entgegnete er schmunzelnd, doch sein Schmunzeln wurde direkt breiter, als er Jessicas Herumdrucksen bemerkte.
„Naja, ich auch nicht. Ich meine, es muss nicht unbedingt sein, aber wenn du das nicht willst.. Also ich meine, ach, du weißt schon. Das wäre dann auch okay. Es würde doch auch ziemlich seltsam aussehen, wenn wir uns ein Zimmer teilen würden, oder?"
„Seit wann interessiert es dich denn, was andere denken oder denken könnten? Hast du nicht mal gesagt, es sei dir egal?" fragte er amüsiert, blinkte links und bog in einen Waldweg ein, der zum Sommerhaus führte. Nur noch ein paar Minuten und sie waren da.
„Das ist mir auch egal. Ich habe ja nur daran gedacht, wie es für deine Familie aussehen könnte, wenn wir uns ein Zimmer teilen und in einem Bett schlafen, obwohl wir nur befreundet sind," erwiderte Jessica.
„Die würden das nicht so eng sehen, glaub mir. Wie schon gesagt, wir müssen mal sehen, wie das mit dem Platz klappt. Das Haus ist zwar groß und hat einige Schlafzimmer, aber wenn die Jungs über Nacht bleiben, wird es etwas eng werden. Ich gehe mal stark davon aus, dass sie bleiben werden, denn sie werden sicher nicht nein zum Bier und zum Wein sagen. Es sei denn natürlich, ihre Freundinnen trinken nichts und fahren zurück, aber das werden wir dann ja sehen. Ich denke aber, dass wir auf jeden Fall ein Zimmer für dich haben werden und ich werde wohl eine Nacht auf der Couch verbringen," antwortete Samu und drosselte das Tempo etwas. Der Weg war ziemlich steinig und er wollte nicht, dass der Lack von seinem Baby etwas abbekam.
„Das ist doch Quatsch, Samu. Ich kann genauso gut auf der Couch schlafen. Für eine Nacht geht das," protestierte Jessica sofort und Samu schüttelte schmunzelnd den Kopf. Entweder wusste sie wirklich nicht, was sie wollte, oder sie wusste es ganz genau und traute sich nicht, es zu sagen. Da Samu davon überzeugt war, dass es das zweite war, fragte er sie daher geradeheraus.
„Okay, raus mit der Sprache. Sollen wir unsere Schlafgewohnheit der letzten Nächte beibehalten und schlafen zusammen in einem Bett, oder nicht?"
Er sah kurz zu ihr.
Jessica schwieg einige Augenblicke und starrte auf ihre Hände, ehe sie ihn ansah.
„Ich hätte nichts dagegen."
Na, eine wirklich klare Antwort war das ja nicht unbedingt. Die konnte das eine oder das andere bedeuten. Um Jessica noch ein wenig zu ärgern, hakte er also nochmal nach.
„Ja oder nein?"
Samu hörte, wie Jessica seufzte und schließlich sagte: „Ja, okay? Ich möchte, dass wir es beibehalten, in einem Bett zu schlafen. Ich habe nämlich noch nie besser geschlafen als in den letzten Nächten. Zufrieden? Mann, kannst du nervig sein!"
Jessica war hörbar aufgebracht, weswegen er allerdings lachen musste. Es war einfach zu süß.
„Klar weiß ich das, aber ich habe nunmal gerne klare Antworten," grinste er, woraufhin Jessica ihm kurz in die Seite knuffte.
„Na gut, das werde ich mir merken. Solange ich die von dir auch bekomme," meinte sie dann.
„Immer. Das müsstest du doch schon gemerkt haben," antwortete Samu und konnte nun von weitem das Sommerhaus und die vielen Autos, die davor geparkt standen, sehen. Sofort erkannte er, dass Sami, Jukka, Raul, Riku und Osmo jeder mit dem eigenen Auto gekommen waren, was so typisch war. Von Fahrgemeinschaften hatten die noch nie etwas gehört. Nichtsdestotrotz beschleunigte sich sein Herzschlag bei der Vorfreude darauf, seine Familie komplett wiederzusehen. Naja, außer seinen Vater, der mal wieder geschäftlich unterwegs war.
„Ja, das stimmt, aber ich werde es trotzdem bei Gelegenheit mal testen, wenn du es am wenigsten erwartest."
Samu sah kurz zu Jessica und erwiderte ihr Schmunzeln, ehe er seinen BMW neben dem Auto seiner Mutter parkte und den Motor abstellte.
„Da habe ich keine Angst vor. Aber du scheinst durch dein Reden gar nicht mitbekommen zu haben, dass wir da sind," grinste er dann, schob sich die Sonnenbrille in die Haare und schnallte sich ab.
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You can try to find strength in my arms
RomanceJessica wollte einfach nur ins Kino gehen und entspannen. Sie hätte nie geahnt, daß dieser Kinobesuch ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellt. *Diese FF ist bereits abgeschlossen. Daher werde ich regelmäßig updaten :)* *Kommis sind immer willkommen...