You can try to find strength in my arms

Teil 18

Drei Wochen später

~Samu~

„Mönchengladbach 10 km"

Ungewollt huschte Samu ein Lächeln über sein Gesicht, als er das blau – weiße Autobahnschild las. Noch höchstens eine halbe Stunde und sie würden mit dem Tourbus am Hockeypark ankommen, wo er Jessica schon ein ganzes Stück näher war als er es in den vergangenen 4 Wochen war. Er hoffte nur, er würde sie auch wirklich finden.

Samu hatte sich vorab schon danach erkundigt, wo in Mönchengladbach überall Bars zu finden waren. Übernachten mußte er dann wohl in einem Hotel, aber das war das geringste Problem. Wie sich herausgestellt hatte, gab es in der Stadt nur eine Adresse mit den angesagtesten Bars und das war der sogenannte „Alte Markt". Dort würde er wohl mit seiner Suche beginnen, systematisch alle Bars abklappern und wenn er dort kein Glück hatte, würde er einfach weitersuchen. Er hatte für diese Suche extra noch ein paar Sätze dazugelernt, da er mit „Ich habe Verstopfung" und „Ich habe Gemüse gegessen mit meinem Opa" wohl nicht wirklich weit kommen würde. Er konnte sich zwar, abgesehen von diesen Sätzen, bei denen die Fans regelmäßig in Begeisterungsstürmen ausbrachen, doch ganz gut auf Deutsch verständigen, aber sein Wortschatz war nunmal begrenzt und aus Erfahrung wusste er, daß er auch mit Englisch manchmal nicht weiterkam.

Trotz guter Planung hoffte Samu aber auch, daß Jessica vielleicht zum Konzert kommen und ihn sehen wollen würde. So wäre es natürlich am einfachsten, obwohl Samu auch nicht davor zurückschreckte, den schweren Weg zu gehen. Er wußte, daß Jessica es wert war.

Er hatte sogar höchstpersönlich allen Securityleuten Bescheid gesagt, daß sie Jessica in jeden Falle zu ihm lassen sollten, falls sie auftauchte und sich an sie wandte. Natürlich hatte er ihnen eine genaue Beschreibung von ihr zukommen lassen und eine Frage, die nur Jessica beantworten konnte. Die Sicherheitsleute sollten sie fragen, für was sie Samu gehalten hatte, ehe sie erfahren hatte, daß er der Sänger von Sunrise Avenue war. Er fand die Idee ganz witzig und wenn er daran dachte, daß Jessica ihn für einen finnischen Serienkiller auf der Flucht gehalten hatte, mußte er jedes Mal grinsen. Außerdem konnte er so sichergehen, daß sich niemand anders in den Backstagebereich schmuggelte.

Der Fahrer lenkte den Bus nun von der Autobahn und Samu merkte, wie seine Nervosität mit einem Male zunahm. Er sah auf seine Uhr. Es war gerade mal 13 Uhr und noch 7 Stunden bis zum Konzert. Wenn er jetzt schon so nervös war, wie sollte es dann bloß später sein? Da würden Riku, Sami, Osmo und Raul ihn wohl mit vereinten Kräften in eine Zwangsjacke stecken müssen. Er konnte sich wirklich kaum noch daran erinnern, wann er das letzte Mal so dermaßen nervös gewesen war vor einem Konzert. Wobei er zu seiner Verteidigung sagen mußte, daß es diesmal nicht nur am Konzert lag.

Samu schreckte aus seinen Gedanken, als er merkte, daß sich jemand neben ihn setzte. Es war Riku und er hatte wieder diesen besorgten Gesichtsausdruck, den er in den letzten 4 Wochen kaum abgelegt hatte, wenn er mit Samu geredet hatte oder auch nur in seiner Nähe gewesen war. Auf der einen Seite war Samu ja froh, daß er Freunde hatte, die sich um ihn sorgten, aber irgendwann wurde es einfach zu viel. Vor allen Dingen, wenn es gar nicht nötig war, daß man sich um ihn sorgte.

„Alles okay bei dir?"

„Ja sicher ist alles okay. Ich bin nur ein bißchen nervös."

Samu griff nach seinen Marlboros, fischte sich ein Zigarette heraus und zündete sie sich an. Er hatte eigentlich schon viel zu viel geraucht und es würden an diesem Tag mit Sicherheit noch mehr Zigaretten werden, aber irgendwie mußte er ja seine Nerven etwas beruhigen, wenn er sich schon nicht betrinken konnte. Das hieß, er konnte schon, aber er hatte keine Lust betrunken oder mit einem Kater auf der Bühne zu stehen. Das hatte er schon mal gemacht und sich danach geschworen, es nie zu wiederholen.