You can try to find strength in my arms

Teil 12

~Samu~

Als die Stunde um war, die die Leute von Coca Cola für das Konzert eingeplant hatten und die sie um mindestens 20 Minuten überzogen hatten, verließ Samu nur ungern die Bühne. Er hätte am liebsten noch mindestens eine Stunde weitergespielt, denn die Stimmung war einfach perfekt gewesen. Außerdem dauerten die normalen Konzerte während ihrer Tour immer knapp zwei Stunden, also perfekt um sich so richtig auszupowern. Nun hatte er noch so viel Energie und Adrenalin in sich, daß er gar nicht wußte, wohin damit. Sie hatten zwar noch ein Meet & Greet mit Fans vor sich, die dieses zusammen mit ihren Tickets für das Konzert gewonnen hatten, aber das würde auch höchstens eine gute Stunde dauern, wenn überhaupt, und war nicht unbedingt etwas, bei dem er die restliche, überschüssige Energie loswurde. Wie er sich kannte, würde er deshalb sicher wieder die halbe Nacht vor dem Fernseher hocken, bis er schließlich irgendwann einschlief. War nicht das erste Mal.

Suchend sah er sich nun nach Jessica um. Ihn befiel kurz die Angst, daß sie vielleicht ohne etwas zu sagen verschwunden war, als sie sich dann doch zu ihnen gesellte.

„Hey, da bist du ja. Und, wie hat es dir gefallen?" fragte er sie gespannt.

Aus irgendeinem Grund war es ihm bei ihr besonders wichtig, daß ihr die Musik, die sie machten, gefiel.

„Soll ich wirklich ehrlich sein?"

Jessica sah ihn mit einem ziemlich neutralen Gesichtausdruck an und er konnte weder erkennen, ob es ihr gefallen hatte oder ob sie es einfach nur zum Kotzen fand, aber Samu befürchtete schon fast, daß sie es zum Kotzen fand und sein Herz rutschte ein Stockwerk tiefer. Er wußte wirklich nicht, wie er damit umgehen sollte, wenn ihr die Musik nicht gefiel. Aber trotzdem machte es Jessica eigentlich nur noch faszinierender für ihn. Sollte ihr die Musik nicht gefallen, würde er sie nur allzu gerne vom Gegenteil überzeugen. Etwas, was ihn durchaus reizte und bisher hatte Jessica ihn schon seit er sie kennengelernt hatte, immer wieder überrascht. Ha, das hörte sich an, als würde er sie schon zig Jahre kennen.

Er hatte sowas wirklich noch nie erlebt. Daß jemand Sunrise Avenue nicht kannte? Klar, daß kam sicher ab und zu vor. Daß jemand ihre Musik nicht mochte? Das kam leider öfter vor, aber wie vieles war Musik nunmal Geschmackssache und Samu machte sich nichts daraus. Aber die Kombination, daß jemand seine Band nicht kannte und dann noch die Musik vielleicht nicht mochte, wäre absolutes Neuland für ihn.

„Öhm ja.. gnadenlos ehrlich bitte, aber sei bitte nicht zu brutal."

Er rang sich ein schiefes Grinsen ab und wappnete sich schon für eine völlig vernichtende Kritik. Das war ja schon fast schlimmer als der Termin bei ihrer Plattenfirma, nachdem sie die Songs für das neue Album vorgestellt hatten und auf das Feedback warteten. Und warum, in aller Welt, mußte es so verdammt heiß sein in Deutschland und das Anfang Juni? Samu wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht. Zu Hause in Helsinki würden es sicher nur angenehme 16 – 20 Grad sein. Sehr viel wärmer würde es auch im Sommer nicht werden. Aber hier? Das war ja wie in der Sauna! Nicht, daß er nicht gerne in die Sauna ging, aber was zuviel war, war zuviel.

~Jessica~

Sie lachte sich innerlich halb tot, als sie sah, wie das Strahlen langsam aber sicher aus Samus Gesicht verschwand und sich stattdessen Verwirrung und dann Enttäuschung darauf breitmachte. Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt, ihn so hinzuhalten, was ihre Meinung über das Konzert betraf, aber es war einfach zu einladend gewesen.

„Hhm... naja.. wie soll ich das bloß sagen, ohne wirklich brutal zu sein? Mal ehrlich, das geht gar nicht."

Jessica tat nachdenklich.