Teil 22

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~Samu~

Samu mußte sich während dieses Kusses schwer zusammenreißen, damit seine Hände, die auf Jessicas Rücken und ihrer Hüfte ruhten, nicht auf Wanderschaft über ihren Körper gingen, denn das hätten sie am liebsten getan.

Samu war im ersten Moment ein bißchen überrascht gewesen, als ihm klar wurde, daß Jessica ihn küssen würde, denn in Köln hatte er sonst immer den ersten Schritt gemacht und außerdem hatten sie doch gesagt, sie würden Freunde sein.. Aber Samu verwarf diesen Gedanken in der Sekunde, in der Jessicas Lippen auf seinen lagen und alle guten Vorsätze, die er sich insgeheim gemacht hatte, waren dahin. Er konnte nicht beschreiben, wie sehr es ihm gefehlt hatte, sie zu küssen, in Köln war es ja nie zu einem zweiten Kuß gekommen, zumindest nicht zu einem, der auch nur im Entferntesten an diesen hier erinnerte.

So sehr er sich auch bemühte, seine Hände ruhig zu halten, er ließ es sich nicht nehmen, langsam in eine liegende Position zu rutschen und Jessica mit sich zu ziehen, die offensichtlich nichts dagegen hatte. Samu genoß es, ihren Körper auf seinem zu spüren und er merkte, wie seine Selbstbeherrschung immer weiter dahinzuschmelzen begann. Er wußte, daß es damit bald vorbei sein würde, wenn der Kuß noch länger dauerte, obwohl er gleichzeitig nicht wollte, daß er endete. Es war ein Teufelskreis.

Aber als Jessica sich schließlich atemlos von ihm löste, war er doch ein bißchen dankbar, denn er wußte nicht, wie lange er es noch ausgehalten hätte, ohne ihr die Kleidung vom Körper zu reißen. Er war schließlich auch nur ein Mann.

„Wow.. das war... wow.." meinte er leise, als er wieder einigermaßen zu Atem gekommen war und sah zu Jessica, deren Wangen leicht gerötet waren und die ihn ansah.

„Ja, allerdings.. wow.." stimmte sie ihm schmunzelnd zu.

„Das machen Freunde aber eigentlich nicht, oder irre ich mich da?" Samu sah sie ebenfalls schmunzelnd an und strich ihre eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Naja, ich habe noch nichts gelesen, wo geschrieben steht, was Freunde tun dürfen und was sie nicht tun dürfen oder du?"

„Ähm nein, habe ich auch nicht." gab er zu, aber gleichzeitig wußte er, daß sie die Küsserei lieber lassen sollten, denn das würde ihn einfach zu sehr verwirren und er wußte, daß sie irgendwann zu mehr führen würde und das wollte er nicht. Okay, das wollte er schon, aber nicht so. Nicht, wenn Jessica und er weiterhin „nur" Freunde waren. Sicher, er war in sie verliebt, aber sie nicht in ihn und sie wußte nichts von seinen Gefühlen. Was war, wenn sie sich nie in ihn verliebte und sie immer nur Freunde blieben? Wenn sie jetzt anfangen würden, miteinander zu schlafen, so als Freunde, wußte Samu, daß er irgendwann daran kaputtgehen würde und mehr wollen würde als nur gelegentlichen Sex. Gott, warum mußte alles so kompliziert sein? Eigentlich sollte er sich doch diese Gedanken gar nicht machen und einfach froh sein, daß Jessica bei ihm war, oder nicht?

„Hey, ist alles okay?" Jessicas Stimme riß Samu aus seinen Gedanken.

„Was? Jaja, alles okay." antwortete er schnell und sah sie lächelnd an.

„Ich merke nur, daß ich langsam müde werde. War ein anstrengendes Konzert."

„Oh, soll ich dich dann lieber alleine lassen, damit du schlafen kannst?" Jessica sah ihn fragend an und machte schon Anstalten, aufzustehen, doch er hielt sie fest.

„Nein, das brauchst du nicht. Bleib bitte, ich kann später immer noch rübergehen zum Tourbus oder ich schlafe einfach hier. Laß uns einfach noch etwas hier liegen und reden. Es ist okay."

„Na gut, dann bleibe ich, aber ich kann leider nicht mehr lange bleiben. Ich muß morgen früh raus und zur Hochschule. Nächste Woche fangen die Semesterferien an und ich muß noch eine Prüfung hinter mich bringen." Jessica rutschte zu Samus Bedauern von ihm runter, legte aber stattdessen ihren Kopf auf seine Brust, woraufhin er sie in seine Arme schloß.

„Bist du denn gut vorbereitet? Nicht, daß du sie verhaust, weil ich dich nicht gehen lasse und du nicht zum Lernen kommst." scherzte Samu. Jessica lachte leise.

„Ich verhaue sie schon nicht, keine Sorge. Ich habe die ganzen letzten Tage gebüffelt, heute mache ich eine Auszeit. Muß auch mal sein. Und außerdem bin ich nicht blöd. Vielleicht manchmal etwas tollpatschig, aber nicht blöd."

Samu mußte lachen.

„Etwas ist gut. Darf ich dich an den Sekt erinnern und an das Handy, das im Kino losging? Oh, und nicht zu vergessen, daß du in den Platzanweiser reingerannt bist, das habe ich nämlich auch mitbekommen."

„Das ist nicht witzig, Samu." beschwerte Jessica sich und knuffte ihn wieder in die Seite.

„Doch doch, das ist es."

„Ttz.. das werde ich mir merken."

„Mach das.." Samu sah grinsend an die Decke, während er sich an die Vorfälle im Kino erinnerte.

„Wie geht es denn jetzt bei euch weiter laut Tourplan? In welche Stadt geht es als nächstes?" hörte er Jessica dann fragen.

„Nach Helsinki. Wir haben jetzt erstmal ein paar Wochen keine Konzerte und fliegen morgen nach Hause. Eigentlich war es geplant gewesen, daß wir heute schon fliegen, aber da ist dieses Konzert noch dazwischen gekommen. Irgendsoein Irrer, der hier eine Frau gesucht hat, hatte darauf bestanden, daß wir hier noch auftreten, aber es hat sich gelohnt." Samu drückte Jessica an sich.

„Hhm, schade, aber kann man wohl nichts dran machen."

„Naja, ich könnte noch ein paar Tage hier bleiben.. Ich müsste mir nur ein Hotelzimmer nehmen." schlug Samu vor und verschwieg lieber, daß er das sowieso geplant hatte.

You can try to find strength in my armsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt