Teil 5

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~Samu~

Ein Schmunzeln huschte über Samus Gesicht, als er sah, wie verlegen Jessica reagierte, nachdem er ihr ins Ohr geflüstert hatte. Er gab zu, daß es volle Absicht gewesen war. Sicher, einerseits war es gemein, sie so zu ärgern und mit ihr zu flirten, aber andererseits... wie sollte er denn sonst rausfinden, ob er bei einer Frau eine Chance hatte oder nicht? Ohne eingebildet klingen zu wollen, aber manchmal gefiel es ihm zu sehen, wie manche Frauen, auch seine Fans, auf ihn reagierten. Welchem Mann würde das auch nicht gefallen? Es war schön zu sehen, daß er Frauen nervös machen konnte. Doch seinen Charme an einer Frau zu testen, die ihn nicht kannte, war natürlich umso reizvoller und er hoffte, er würde noch mehr Gelegenheit haben, ihn an Jessica zu testen.

Als Jessicas Handy plötzlich losging und er ihre hektischen Versuche sah, das Handy in ihrer großen Tasche zu finden, beobachtete er sie schmunzelnd. Sie hatte auf jeden Fall keinen schlechten Musikgeschmack, das mußte Samu zugeben. Bon Jovi waren sozusagen schon seit Jahren seine Helden und Vorbilder. Noch etwas, was ihm sehr gut an ihr gefiel und noch ein Punkt auf der Liste, weshalb er sie nach dem Film nicht einfach so verschwinden lassen konnte.

Nachdem Jessica ihr Handy abgeschaltet hatte und die Leute trotzdem noch rummoserten, konnte er einfach nicht anders, als sie zu verteidigen. Das Handy war aus, also? Er lächelte Jessica kurz aufmunternd zu, die fast vor Scham im Boden zu versinken schien und sah dann wieder zur Leinwand.

~Jessica~

Sie fand es wirklich lieb von Samu, daß er sie verteidigt hatte, obwohl er dazu ja eigentlich keinen Grund gehabt hatte. Immerhin hatte sie ihn durch ihr Handy genauso gestört wie alle anderen, aber er schien es locker zu sehen und sein Lächeln sorgte dafür, daß sie sich gleich etwas besser fühlte. Mit einem Lächeln auf den Lippen lehnte sie sich also im Sitz zurück und wollte endlich den Film genießen, als Samu neben ihr in irgendeiner unbekannten Sprache – wahrscheinlich Finnisch – fluchte, und halb aus seinem Sitz aufsprang. Kurz darauf hörte Jessica Glas zersplittern.

„Oh scheiße, der Sekt..." entfuhr es ihr, als ihr bewußt wurde, daß sie das Glas auf der Armlehne völlig vergessen und umgestoßen hatte. In diesem Moment wollte sie wirklich nur noch im Erdboden versinken. Warum war eigentlich nirgendwo ein Loch, in dem man sich verkriechen konnte, wenn man es brauchte? Entsetzt sah sie zu Samu rüber, der nun halb stand und mit einer Hand versuchte, den Sekt irgendwie von seiner Jeans zu wischen, was natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen war, da sich der Stoff längst mit dem Sekt vollgesogen hatte. Selbst in der Dunkelheit konnte Jessica den dunklen Fleck auf Samus rechten Oberschenkel sehen, der sich langsam ausbreitete, und am liebsten wäre sie vor Scham aufgesprungen und aus dem Saal gerannt.

„Oh mein Gott, das tut mir leid. Ich habe das Glas total vergessen.. Gott, ich bin echt ein Trottel.. tut mir wirklich leid," stammelte sie immer wieder vor sich hin und kramte erneut in den scheinbar unendlichen Tiefen ihrer Tasche nach einer Packung Taschentüchern. Um sie herum wurde wieder genervtes Gemurmel laut und aus allen Richtungen war ein „schht" zu hören. Peinlicher konnte es nun wirklich nicht mehr werden. Doch dann merkte sie, wie ihr Tränen in die Augen stiegen und sie korrigierte ihren letzten Gedanken. Es konnte noch peinlicher werden, wenn sie jetzt auch noch anfing zu heulen. Samu würde sich wahrscheinlich einen anderen Platz ganz weit weg von ihr suchen. Zumindest würde sie es ihm nicht verübeln, wenn er es tatsächlich tat.

~Samu~

Samu hatte sich gerade wieder auf den Film konzentriert, als er merkte, wie plötzlich eine kalte Flüssigkeit über seine Jeans lief und den Stoff durchtränkte. Er hatte im ersten Moment nicht gewußt, was es war und woher es kam, deswegen war er aufgesprungen und ein nicht sehr netter Fluch auf Finnisch war ihm rausgerutscht. Doch als er dann das Glas klirren hörte und Jessicas Sektglas nicht mehr auf der Armlehne stehen sah, war alles sonnenklar. Sinnloserweise rieb er an seiner Jeans herum um und als er merkte, daß es keinen Zweck hatte, ließ er sich wieder in den Sitz fallen.

You can try to find strength in my armsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt