Teil 16

80 2 0
                                    


~Samu~

Samu wurde bereits am frühen Morgen durch die Sonne, die durch das Fenster an seinem Bett mitten in sein Gesicht schien, geweckt. Er hatte die Vorhänge mit Absicht nicht zugezogen, denn sonst hätte er noch bis zum Mittag durchgeschlafen, was er normalerweise nach Konzertabenden immer tat, aber schließlich wollte er noch etwas Zeit mit Jessica verbringen, bevor sie weiter in die nächste Stadt mussten. Ganz automatisch machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit, als er an sie dachte. Ob sie schon wach war oder noch schlief? Na, er würde es ja gleich feststellen. Obwohl.. konnte es vielleicht sein, daß der letzte Tag einfach nur ein Traum gewesen war und das Konzert am Mediapark noch vor ihm lag? Ach Quatsch, wie kam er auf so einen Gedanken? Der Kuß zwischen ihm und Jessica war zu real und zu schön gewesen als daß er ihn nur geträumt haben könnte. Samu streckte sich erstmal ausgiebig, stand auf und zog sich seine Jeans über, doch bevor er nach unten ging, verschwand er noch schnell im Bad, ehe die anderen aufwachten und es wieder stundenlang besetzten. Das kannte er nur zu gut und er hätte in den Anfängen der Band, als die Herumreiserei mit dem Tourbus losging, nie für möglich gehalten, daß Männer ein Bad wirklich länger besetzen konnten als Frauen.

Er blickte kurz auf seine Uhr, als er die Treppe runterging und stellte fest, daß es halb 7 war. Das hieß, er hatte ganze 7 Stunden geschlafen. Nicht unbedingt Rekord für ihn, denn normalerweise konnte er es ganz schön lange im Bett aushalten, wenn er Zeit dafür hatte. Da gingen die Stunden öfter schon mal in den zweistelligen Bereich. Trotzdem hatte er länger geschlafen als er es nach dem gestrigen Tag für möglich gehalten hatte. Nach dem Konzert hatte er noch gedacht, er würde allerhöchstens 3 Stunden Schlaf bekommen, da er zu aufgedreht sein würde um zu schlafen und er die halbe Nacht durchmachen würde. Schon ein bißchen seltsam, aber beschweren wollte er sich natürlich auch nicht. Nicht er, der Schlaf – Weltmeister.

Gut gelaunt, ausgeruht und mit einem Lächeln auf den Lippen ging er nun also den schmalen Gang entlang nach hinten zur Sitzecke, um zu sehen, ob Jessica schon wach war, aber er hatte oben schon gehört, daß unten noch alles ruhig gewesen war, daher ging er davon aus, daß sie noch schlief und alle anderen, wie erwartet, auch noch. Etwas, was ihm gerade Recht kam, denn falls Jessica noch schlief, konnte er sie zumindest ungestört beim Schlafen beobachten, bis sie aufwachte.

Doch als sein Blick auf die Bank fiel, auf der Jessica noch ein paar Stunden zuvor gelegen hatte und die nun bis auf das zusammengelegte Bettzeug leer war, verschwand das Lächeln abrupt von seinem Gesicht und er sah sich verwirrt um. Ihr Backstagepass lag auf dem Tisch. Samu nahm ihn in die Hand und drehte ihn hin und her, als wenn er darauf irgendeinen Hinweis dazu entdecken könnte, wo sie war. Er drehte sich um und ging zu den Kojen.

„Jessica?"

Vielleicht war es ihr auf der Bank zu ungemütlich geworden und sie hatte sich dort hineingelegt. Vorsichtig zog er einen Vorhang nach dem anderen auf, doch die Betten waren entweder leer oder es lagen die noch schlafenden Leute der Crew darin. Noch verwirrter als vorher ging er zurück zur Sitzecke und ließ sich auf die Bank fallen. Samu verstand nicht, was gerade passiert war und weshalb Jessica nicht mehr da war. Vor allen Dingen verstand er nicht, warum sie einfach so verschwunden war, ohne etwas zu sagen oder zumindest eine Nachricht zu hinterlassen, vorzugsweise mit ihrer Handynummer? Oder hatte er es sich wohlmöglich doch alles nur eingebildet? Wenn ja, dann mußte er wohl anfangen, sich ernste Sorgen um seine geistige Gesundheit zu machen, denn so lebensechte Halluzinationen konnten keine gute Ursache haben. Ach, was dachte er da überhaupt? Natürlich hatte er sich Jessica NICHT eingebildet. Samu griff nach dem Kopfkissen und roch daran. Ganz schwach konnte er ihr Parfüm darauf riechen. Nein, Jessica war wirklich da gewesen, aber zumindest wären Halluzinationen eine plausible Erklärung dafür gewesen, daß sie nicht mehr da war.

You can try to find strength in my armsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt