Reiten mit Hindernissen

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*Annas Sicht*

Wann würde es Max endlich lernen, dass er mich im Pferderennen nicht schlagen konnte? Niemand konnte mich und meine liebenswürdige Daisy je übertreffen. Ich weiß noch wie ich Daisy bekam.

Damals war ich gerade 12 Jahre alt geworden und meine Eltern waren der Meinung wir wären nun alt genug um uns um unser eigenes Pferd zu kümmern. Vor allem war es gerade sehr günstig, da einige der Pferde auf dem Reiterhof, von dem meine Eltern ihre Pferde bekamen, gerade ihre Fohlen bekommen hatten. Max zog es sofort zu einem ganz dunkelgrauen Hengst mit einem hellgrauen Bauch hin. Passend zu seinem Aussehen nannte Max sein Pferd „Balu", weil er von den Farben her eine kleine Ähnlichkeit mit Balu dem Bären hatte. Ich stattdessen brauchte einige Zeit bis ich mich in Daisy, eine dunkelbraune Stute bei der sich ein weißer dicker Strich von den Augen bis zur Nase zog, verliebte. Die ersten Wochen wollte ich Daisy nie alleine lassen, ich schlief sogar in der Nacht neben ihr im Stall. Meine Eltern fanden das nicht so lustig und verboten mir im Stall zu schlafen. Sie sagten es sei gefährlich und eine Prinzessin schläft nicht am Boden eines Stalles. Pff, eine Prinzessin tut dies nicht, tut das nicht, bla bla bla. Das bekam ich fast jeden Tag zu hören. Was sollte ich denn tun? Ich hatte keine Lust auf dieses schicki-micki Getue.

Rose war da viel besser als ich, sie war eine typische Prinzessin. Sie machte für mich auch die ganzen Kurse auf die ich keine Lust hatte und kümmerte sich darum, dass ich nicht bei jedem besonderen und königlichen Anlass dabei bin und nicht schon nach fünf Minuten das weite Suche. Manchmal glaube ich, dass ich bei der Geburt verwechselt wurde, aber dafür sah ich meiner Mutter leider viel zu ähnlich. Naja, man kann nicht alles im Leben haben. Als ich Rose aufschreien hörte, ritt ich sofort zu ihr und stieg von Daisy runter.

Ich: „ Rose, was ist passiert?"
Rose: „ Ich wollte absteigen, bin aber daneben gestiegen und Neo ist erschrocken und mir auf das Fußgelenk gestiegen."
Uh, das muss höllisch weh tun. Charlotte, eine zickige und nervtötende Magd, die Rose und ich nicht leiden können, kicherte leise über Rose' Missgeschick.

Ich funkelte sie böse an: „ Was gibt's da zu kichern? Solltest du nicht irgendetwas sinnvolles machen anstatt blöd herum zu stehen? Na los! Worauf wartest du?"
Charlotte sah mich zuerst empört an, traute sich aber nicht etwas gegen mich zu sagen. Sie wusste, dass sie das in große Schwierigkeiten gebracht hätte.
Mein Bruder Max kam auch sofort her: „ Rose, alles in Ordnung?"
Rose: „ Abgesehen davon, dass wahrscheinlich mein Fußgelenk in tausend Stücke zerschmettert wurde, ja."
Auch Robert gesellte sich zu uns.
Er war völlig aus dem Häuschen und entschuldigte sich gefühlte hundert Mal bei Rose: „ Es tut mir so leid! Sonst erschrickt Neo nicht so schnell. Es tut mir wahnsinnig leid, das sollte nicht passieren."
Rose: „ Schon in Ordnung. Das ist ja nicht ihre Schuld. Ich hätte besser aufpassen sollen."
Ich: „ Ja Rose, was war los? Du bist zwar tollpatschig aber beim Reiten hast du dir noch nie etwas getan."

Rose war immer schon die Disziplinierteste von uns drei. Max und ich waren eher darauf unser Leben in vollen Zügen auszukosten und gaben, tut mir leid wenn ich es so sage, aber einen Scheiß auf das blöde, langweilige, königliche Getue. Wir stritten auch jedes Mal darum wer die Aufgabe jetzt übernimmt, weil es noch nicht geklärt und beschlossen wurde wer von uns beiden später einmal den Thron übernehmen wird, da wir Zwillinge sind. Meiner Meinung nach sollte ja Max König werden, schließlich ist er zwei Minuten älter, aber das überzeugt meine Eltern leider nicht. Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, dass wir eine Münze werfen müssen.

Max: „ Kannst du aufstehen?"
Ich: „ Man Max, denk mal nach! Ein Pferd ist ihr auf das Fußgelenk gestiegen, natürlich wird sie nicht gehen können."
Max: „ Man kann trotzdem einmal nachfragen. Fragen schadet nicht."
Ich verdrehte die Augen. Dann kam auch schon Ethan, Roses Leibwächter, zu uns gelaufen: „ Euer Majestät, was ist passiert?"
Ich: „ Sie ist beim Absteigen daneben gestiegen und hat Neo erschreckt, der dann auf ihr Fußgelenk gestiegen ist."

Ethan sah mich an. Oh man, jedes Mal wenn er mich ansah verschlug es mir die Sprache. Mit seinen kurzen dunkelbraunen schönen Haaren, dem kantigen Gesicht, dem durchtrainierten Körper, den weich aussehenden Lippen und seinen geilen meerblauen Augen sah er einfach umwerfend aus. Wie viel ich dafür geben würde diesen Anblick jede Sekunde zu haben, aber Ethan war nun einmal Roses Leibwächter. Ethan war der älteste und beste von allen, deshalb haben ihn meine Eltern Rose zugeteilt als sie dachten sie könnten keine Kinder mehr bekommen. Als aber ich und Max zur Welt kamen wollte mein Vater Ethan einen von uns zuteilen, doch meine Mutter widersprach. Sie meine, dass auch Rose ihre Tochter ist und sie genauso viel Schutz braucht wie ich und Max. Wo ich ihr absolut recht gebe, obwohl ich mit Ethan als Leibwächter nicht unzufrieden wäre.

Gott Anna! Hör auf so zu denken, Ethan ist viel älter als du und er nimmt seinen Job und seine Pflicht sehr ernst. Also lass es!

Ethan: „ Lasst mich mal sehen. Könnt Ihr ihn bewegen?"
Rose: „ Nein, bei jeder Bewegung schmerzt er sehr."
Ethan: „ Der Arzt sollte sich das sofort ansehen, aber ich fürchte ihr werdet für mindestens einen Monat nicht mehr auf's Pferd steigen dürfen, geschweige denn irgendeine sportliche Aktivität ausüben."
Ich: „ Ach, Rose war sowieso nie an den sportlichen Dingen interessiert. Das wird ihr nicht fehlen."

Rose zeigte mir die Zunge.
Ethan: „ Ich bringe Sie jetzt auf ihr Zimmer, dann wird der Arzt sich das Ganze ansehen."
Rose: „ Ethan, wie oft noch? Nenn mich Rose, ich bin rein theoretisch nicht adelig."
Ethan: „ Das spielt für mich keine Rolle, aber okay."
Rose stand mit Hilfe von Ethan wieder auf und wurde von ihm in ihr Zimmer getragen. So gerne würde ich jetzt in seinen Armen liegen, aber das ist nur Wunschdenken.
Max: „ Ich denke einmal damit ist die Reitstunde für heute beendet."
Ich: „ Ich bringe einmal Daisy und Penelope zurück."


Eine Prinzessin kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt