Fäuste fliegen

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*Rose' Sicht*

Ich trank meinen Wein und beobachtete die Szene als Anna zu Alexander gehen musste. Es war zum Schreien. Da ich ja erst an der dritten Stelle der Thronfolge stand, hatte es Mum nicht wirklich eilige mich zu verkuppeln. Bei Max war es natürlich auch nicht dringlich, da er als Mann alleine regieren konnte. Also sah ich den beiden zu.

Ich wollte schon fast aufstehen und eingreifen, doch Max, nahm meine Hand, hielt sie fest und sagte: „Ethan geht schon."
Ich nickte. Es war ein wenig amüsant, als Ethan Alexander sein Schwert unter die Nase hielt.
Ich hörte Sophie neben mir: „Was ist denn so amüsant?"
Ich drehte mich erschrocken zu ihr. Sie sah, dass Max meine Hand hielt und runzelte die Stirn.
Ich: „Ich lachte gerade darüber, dass mein lieber Max hier, meinte wir sollten ein wenig Tanzen gehen. In den Festsaal. Weeeeeit weg von hier."
Max verkneifte sich ein lachen: „Und Rose hier, musste lachen, weil sie sich heute den Fuß beim Reiten verletzte."
Sophie nickte: „Ich hörte, dass Sie eine begnadete Reiterin sind, Rose. Wie konnte so ein Missgeschick, denn nur passieren?"
Ich zuckte die Schultern: „Ich wollte absteigen und bin daneben getreten."
Sie nickte verständnisvoll und wollte etwas sagen, doch dann stürmte auch schon Alexander zu uns: „Mutter, wir gehen."
Sie runzelte die Stirn und lachte, gekünstelt: „Ach Alexander, bist du heute zu Scherzen aufgelegt?"
Er zeigte auf Ethan und Anna die den Raum betraten: „Diese unbedeutende Wache hat mich mit einem Schwert bedroht."
Ethan hielt schützend eine Hand vor Anna. Sophies Lächeln wurde zu einem sehr wütenden Blick: „Wie bitte?"
Anna: „Es tut mir leid, falls Ihr Sohn, etwas falsch verstanden hat, aber er hatte versucht mich gegen meinen Willen anzufallen. Ethan hat seinen Job getan."
Karl stellte sich neben seine Familie: „Also ist es die Arbeit eurer Wachen, den Adeligen am Hofe ein Schwert unter die Nase zu halten?! Kommt, wir gehen."
Ich nahm Sophies Hand und wollte etwas sagen, doch Alexander schlug sie weg. So schnell konnte ich nicht schauen, standen Ethan und Max Seite an Seite vor mir.
Max: „Waage es noch einmal, Rose anzufassen und du gehst ohne Hände hinaus."
Mum versuchte alles wieder ins Lot zu bringen.: „GENUG! Ich denke, meine Kinder sollten zu Bett gehen. Wir Erwachsenen können noch in Ruhe etwas klären."
Karl schnaubte: „Deine Kinder?! Rose, das arme Waisenkindchen, dass sich auf den Thron stehlen möchte, deine respektlose Tochter und dein Sohn, der meinem gedroht hat?! Ich verzichte."

Sie gingen hinaus.
Henry starrte uns kurz wütend an, doch Mum nahm ihn an der Hand und sagte: „Komm, wir müssen sie davon abhalten abzureisen."
Sie verschwanden und mir zitterte die Hand: „Arschloch."
Alle drehten sich überrascht zu mir.
Ich: „Was?!"
Anna: „Du nimmst Schimpfworte in den Mund?"
Ich zuckte die Schultern: „Drastische Situationen verlangen drastische Maßnahmen. Ich weiß nicht was ihr tut, aber ich nehme mir ein Stück Schokokuchen und gehe auf mein Zimmer."
Alle nickten. Ethan sah sehnsüchtig zu Anna, die ihre Schuhe auszog und barfuß hinauf gehen wollte.
Ich: „Ethan? Begleitest du Anna bitte auf ihr Zimmer? Ich bin mir sicher Max, erweist mir die Ehre, es für dich zu erledigen."
Max nickte: „Kein Problem."

Ethan sah fast dankbar aus und ich grinste. Anna wartete auf Ethan und ging dann mit ihm hinauf. Ich ging mit den Krücken in die Küche und holte mir den Kuchen.

Max folgte mir und sagte: „Wie willst du, den Kuchen tragen, wenn du Krücken hast?"
Ich: „Indem, du den Kuchen nimmst und ich hinauf gehe."
Er verdrehte die Augen und hob mich hoch. Ich nahm den Schokokuchen und wir gingen in die Eingangshalle.

Max sah zu Jerome: „Könntest du Rose' Krücken hinauftragen?"
Er nickte: „Ich kann auch Rose tragen."
Max schüttelte den Kopf: „Dieses Fliegengewicht schaffe ich auch noch."

Jerome folgte uns still und ich sagte: „Glaubst du es wird Konsequenzen haben?"
Jerome öffnete die Tür meines Zimmers und schloss sie, als wir drinnen waren.
Max setzte mich auf meine Couch und setzte sich neben mich: „Ich hoffe natürlich nicht, aber ich denke schon. Ich meine, wir haben den Prinzen von Deutschland bedroht. Vor allem hätte ich das nicht tun sollen."
Ich sah auf: „Wieso hast du es dann getan?"

Er sah mir tief in die Augen und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

Unsere Nasenspitzen berührten sich schon fast als er sagte: „Weil du mir wichtig bist und keiner das Recht hat dich so zu behandeln."
Ich: „Sie hatten aber recht. Der Thron ist nicht mein Geburtsrecht."
Er nahm meine Hände in seine und sagte: „Daran darfst du nicht einmal denken, Rose. Du hast genauso ein Recht darauf wie Anna und ich. Du bist hier aufgewachsen. Du hast jeden verdammten Kurs, denn wir machen, wahrscheinlich besser gemacht als Anna und ich zusammen. Du bist dafür geboren."
Ich lächelte ein wenig: „Danke."
Er: „Für dich, immer."

Ich blinzelte ein paar Mal, bevor ich realisierte, dass er mir näher kam. Eine Hand wanderte in meinen Nacken und die andere war an meiner Taille. Ich schloss die Augen und spürte, dass er – knapp an meinen Lippen vorbei – meine Wange küsste und mich dann in den Arm nahm. Ich genoss das Gefühl, doch irgendwie war ich enttäuscht.

Wieso hatte ich plötzlich diese komischen Gefühle Max gegenüber. Er ist mein Bruder verdammte scheiße nochmal. Ich kann doch nicht in meinen Bruder verknallt sein. Ich mein er war immer noch nicht mit mir blutsverwandt. Gott, Rose. Denk nach, ihr könntet nie zusammen sein. Er wird immer dein (KLEINER!) Bruder sein. Die ganze Welt würde sich die Mäuler zerreißen. Adoptierte Prinzessin verliebt in Bruder. Wäre eine nette Schlagzeile. Nein, nein, nein. Du schlägst dir das jetzt mal alles schön aus dem Kopf und hörst auch auf, seine Körperwärme anziehend zu finden!

Max löste sich aus der Umarmung und räusperte sich: „Ich werde dann mal schlafen gehen. Ethan wird wahrscheinlich auch schon hier sein. Keiner nimmt seine Pflichten so ernst wie er."
Ich nickte und wollte ihn zur Tür bringen doch er schüttelte den Kopf: „Ich kann selbst hinaus gehen. Schau, dass du ins Bett kommst, damit du morgen wieder die scharfen High Heels anziehen kannst."
Ich hob eine Augenbraue: „Du könntest öfter ein Hemd tragen. Es steht dir."
Er grinste und ging.

Als ich mich, nach viel Mühe, in meinen Pyjama umgezogen hatte, ging ich noch einmal vor die Tür und sah zu Ethan: „Ethan?"
Er sah zu mir hinunter: „Ja?"
Ich lächelte: „Danke, dass du Anna, vor dem gruseligen Typ beschützt hast."
Er nickte: „Gibt es einen Grund wieso Max grinsend aus deinem Zimmer gekommen ist?"
Ich verdrehte die Augen, schlimm wie gut er mich kannte: „Quatsch. Er hat nur eine kurze Motivationsrede gehalten."
Er nickte und sagte: „Gute Nacht, Rose."

Bevor ich die Tür schloss sagte ich: „Gute Nacht, Ethan."

Ich warf mich – so gut es ging – auf mein Bett und seufzte. Verknallt in Max. Wäre das wirklich so schlimm? Ich mein es wäre schon irgendwie cool die ganze Zeit auf heimlich Tun zu müssen, aber schwierig, da wir so gut wie permanent von Wachen umgeben sind. Mit einem Grinsen schlief ich ein.


Eine Prinzessin kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt