Wiedersehen

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*Annas Sicht*


Als Ethan und ich alleine in meinem neuen Zimmer im Bunker standen und er die Tür hinter sich schloss begannen sich Tränen in meinen Augen zu bilden. Ich war mit dem Rücken zu Ethan gewandt, ich wollte nicht, dass er mich mit Tränen in den Augen wieder das erste Mal sah. Gott, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass er wie er leibt und lebte vor mir stand. Es fühlte sich wie ein Traum an, der gleich zu zerplatzen droht. Eine kurze Zeit herrschte Stille zwischen uns, keiner wusste so recht was er sagen sollte. Mein Herz schlug wie wild, drohte heraus zu springen und mit ganzem Herzen wollte ich Ethan nur um den Hals fallen, ihn endlich wieder spüren, doch mein ganzer Körper schien sich nicht bewegen zu wollen. Ich hörte wie Ethan einen Schritt näher kam, leicht seufzte und zum Reden ansetzte: „Du hättest es wirklich durchgezogen..." Die erste Träne verließ meine Augen und rann mir meine Wange runter. Ich schluckte bevor ich anfing zu sprechen, damit ich nicht weinerlich klang: „Ich hatte keine andere Wahl... was hätte ich denn tun sollen...?" Ethan: „Anna... sieh mich an." Kurz biss ich mir auf die Lippen um das Verlangen Ethan anzusehen zu unterdrücken, aber es funktionierte nicht. Langsam drehte ich meinen gesenkten Kopf zu Ethan, hob meinen Kopf und sah ihn über die Schulter aus an. Nun rannen schon mehrere Tränen mir die Wange runter, die ich nicht aufhalten konnte. Ethan: „Bitte wein nicht... ich kann es nicht ertragen, wenn du weinst." Ich: „Wie kann ich denn nicht weinen, wenn du plötzlich wieder vor mir stehst... ich sehe was meine Taten mit dir angerichtet haben... und wir nicht einmal jetzt Zeit für uns haben, geschweige denn nach alldem je wieder so gegenüber voneinander stehen können. Zu sehen wie du noch einmal vor meinen Augen festgenommen und weggeschleppt wirst..." Meine Stimme brach ab, da sich nun auch ein großer Kloß in meinem Hals gebildet hatte. Szenen von Ethan festgenommen, weggeschleppt, zerstört schossen mir in den Kopf und brachten nur noch mehr Tränen. Da stand ich nun, in einem wunderschönen Hochzeitskleid an meinem eigentlichen Hochzeitstag, vor dem Mann den ich liebe, aber nicht heiraten sollte, völlig in Tränen aufgelöst und unfähig mich zu bewegen. Was war nur passiert? Warum musste das alles passieren? Hatte diese ganze beschissene Zeit der Qual nicht endlich ein Ende? Ich versuchte den Kloß runter zu schlucken und meine Stimme wieder zu finden, doch es kam nicht viel mehr als ein raues Flüstern raus: „... dieser Anblick... das ertrage ich nicht mehr... nicht noch einmal..." Wieder drehte ich meinen Kopf weg von Ethan, da nun ein ganzer Wasserfall aus meinen Augen trat und er mein rotes und total verweintes Gesicht nicht sehen sollte. Doch Ethan kümmerte das nicht, er trat an mich heran, streckte seine Hand aus, berührte meine Wange und zwang mich mit einer kleinen Bewegung ihn wieder anzusehen: „Es wird nicht so enden wie letztes Mal. Keiner kann mich mehr dazu bringen von deiner Seite zu weichen, nicht einmal wenn sie mich in Ketten fortschleifen, werde ich immer wieder zu dir zurück kommen." Dann hob er ein Stück Papier in die Höhe, es war der Brief den ich ihn geschrieben hatte, den Ray ihm übergeben hat: „Und ich werde nicht einmal in Millionen und aber Millionen Jahren daran denken dich zu vergessen und mein Leben einfach ohne dich weiter zu leben. Das kannst du von mir nicht verlangen." Ich schüttelte den Kopf: „Es muss aber so sein... wir wissen beide, dass es nie so ein kann wie wir wollen... wir haben es von Anfang an gewusst, wollten es aber nicht wahrhaben." Ethan nahm jetzt mein ganzes Gesicht in seine Hände: „Sei ehrlich... hast du dich in ihn verliebt?" Entsetzt sah ich Ethan an: „Was?" Ethan: „Bitte Anna, beantworte mir die Frage ehrlich... hast du dich in Alexander verliebt?" Ich: „Nein! Nein, ich liebe Alexander nicht. Was glaubst du von mir?" Ethan: „Es hätte ja sein können, dass... du dich irgendwie mit dem Gedanken von uns abfinden musstest und..." Ich schüttelte heftig den Kopf: „Nein! Ich... ich... ehrlich gesagt, wünschte ich es... damit der Schmerz vergeht, aber... ich könnte niemals aufhören dich zu lieben. Auch wenn ich es mehr wollte als alles andere auf dieser Welt. Ich kann es nicht." Jetzt bildeten sich auch in Ethan's Augen leichte Tränen und er lächelte leicht: „Ich werde dich mein ganzes Leben lang lieben... auch noch wenn ich nicht mehr auf dieser Welt bin." Jetzt bewegte sich mein Körper endlich wieder und ich packte Ethan am Kragen, zog ihn zu mir und küsste ihn. Wie ich das vermisst habe! Doch leider hielt der Moment viel zu kurz an denn meine Mutter klopfte gegen die Tür und meine, mein Vater kommt gleich wieder. Als Ethan und ich uns wieder voneinander lösten wusste ich, dass es wahrscheinlich der letzte Kuss zwischen uns sein würde.

Eine Prinzessin kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt