Abflug für Alexander

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*Annas Sicht*


Es sah einfach köstlich aus wie Alexander versuchte Linett, das wohl bravste, ruhigste und geduldigste Pferd das es auf der Welt gab, zu lenken und nicht von ihr runter zu fallen. Es wäre echt interessant gewesen, wenn Dante Alexander aufsetzen hätte lassen, wie sich Alexander geschlagen hätte. Das wäre noch lustiger gewesen. Dante ließ wirklich keinen auf sich aufsitzen. Robert, unser Reitlehrer hat einmal versucht uns zu zeigen, dass wenn man will, man jedes Pferd reiten kann. Es hat damit geendet, dass Dante Robert zwar aufsitzen hat lassen (nach einigen Fehlversuchen, wie ich anmerken darf, weil Dante ihm immer wieder weggelaufen ist) aber nach nicht einmal 30 Sekunden warf er ihn wieder ab. Robert landete volle Kanne auf seinen Hintern und ich konnte mir einen Lacher nicht verkneifen. Ab diesem Zeitpunkt hat es keiner mehr versucht. Okay, Max hat es auch einmal versucht, aber Dante ließ sich von ihm nicht einmal satteln. Er stellte sich extra so nahe an die Wand, dass Max ihm den Sattel nicht rauf geben konnte. Dieses Pferd war einfach zu lustig und ziemlich stur. Unter Kontrolle hatte ihn wirklich nur Ethan. Keine Ahnung was er mit ihm machte, dass er ihm so gehorcht, aber es war sehr erstaunlich. Ethan trat mit Dante neben Alexander:  Seid ganz ruhig, das Pferd merkt wenn Ihr nervös und unsicher seid. Die Zügel immer gut und fest in den Händen halten. Dadurch einen leichten Druck aufbauen damit das Pferd weiß, dass Ihr das Kommando angebt. Sonst seht Ihr den Boden schneller als Euch lieb ist, euer Majestät." Alexander sah Ethan verblüfft an und dann etwas, ich würde sagen eifersüchtig. Er wirkte als sei er ein wenig eifersüchtig. Hahaha, ein Prinz war auf einen Leibwächter eifersüchtig. Aber Alexander hatte, wenn man es genau betrachtet, allen Grund dazu auf Ethan eifersüchtig zu sein. Er sah besser aus, war beliebter, begehrter, talentierter und er hatte meine Bewunderung, die Alexander nie und nimmer bekommen würde. Ich war froh, dass er am Abend endlich wieder abreiste und hoffentlich nie wieder kommt. Wir ritten eine Zeit lang wild umher. Es war so schön einfach einmal zu reiten ohne irgendwelche blöden Anweisungen und Limits. Wir ließen die Pferde, bevor wir sie alle auf die Koppel brachten, noch einmal an unserer Wasserstelle etwas trinken. Als ich von Daisy runterstieg und sie zum Wasser brachte sah ich, dass Katherina, die Zicken-Schwester von Charlotte, neben Ethan stand und ihn anhimmelte. Sie drehte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger und klimperte mit den Augen. Sie hatte sich extra ein kurzes, engeres Kleid angezogen damit ihre Brüste weiter rausgepresst werden. Meine Güte, denkt sie ernsthaft, dass sie so bei Ethan landen kann? Bei der steckt mehr Push-Up in ihrem BH als Gehirnmasse in ihrem Kopf. Katherina: "Ethan, Dante ist so ein schönes Pferd." Ethan: "Schön ja, aber sturköpfig, stimmt's mein großer?" Dante schüttelte seinen Kopf und schnaubte. Ethan schmunzelte und strich ihm über seine Stirn: "Neeein, was bilde ich mir denn da ein. Natürlich bist du nicht sturköpfig." Dieses Mal nickte Dante zustimmend und schnaubte. Ich fasse es nicht, dass Dante Ethan wirklich so antwortete. Dieses Pferd überraschte mich immer wieder. Katherina: "Erstaunlich. Stimmt es, dass er nur auf dich hört?" Ethan: "Ja, Dante lehnt jegliche Berührung und Befehle von anderen ab. Er mag keine Fremden." Katherina: "Das glaube ich nicht." Ethan:  Du kannst es gerne versuchen. Hier, du kannst ihm auch seine Lieblingsbelohnung unter die Nase halten. Er wird es nicht nehmen solange es jemand in der Hand hat außer mir." Versuchte sie gerade durch Dante sich an Ethan ranzumachen? Das konnte sie vergessen. Nicht einmal von Rose nahm er irgendetwas an und sie hatte immer etwas zum Naschen dabei und von Dienen schon gar nicht. Er hat Luis, unserem Koch, mal die Mütze vom Kopf genommen und in den Schlamm geworfen. Ja, bei ihm konntest du alles haben. Katherina nahm das Leckerli von Ethan und streckte es Dante hin. Jetzt bin ich einmal gespannt. Ich beobachtete das Ganze während ich Daisy striegelte. Dante rührte ein Ohr als Katherina zu ihm sprach, fixierte sie und kam ihr näher. Doch anstatt das Leckerli aus ihrer Hand zu fressen, stieß Dante Katherina, sodass sie ihr Gleichgewicht verlor und ihr das Leckerli aus der Hand fiel und am Boden landete. Dante marschierte an Katherina unbeeindruckt vorbei und fraß das Leckerli vom Boden. Ich musste mich beherrschen, dass ich nicht lauthals anfing zu lachen. Auch Ethan schmunzelte und schüttelte den Kopf: „Dante, du bist unmöglich." Wieder schüttelte Dante den Kopf und wieherte. Ich war gerade fertig mit dem Striegeln von Daisy und wollte ihr gerade ein kleines Apfelstück geben, Daisy liebte Äpfel, als Dante auf mich zu marschierte. Er sah mich mit seinen großen Augen an, kam langsam näher, roch zuerst an mir und stupste dann gegen meine Jackentasche, in der ich die Apfelstücke hatte. Ich: „Willst du etwa auch ein Stück?" Ich nahm ein weiteres Apfelstück aus meiner Jackentasche und hielt es Dante hin. Zuerst roch er skeptisch daran. Ich erwartete jetzt schon, dass er mich genauso stieß wie Katherina damit ich das Apfelstück auf den Boden fallen ließ. Aber zu meinem Erstaunen fraß mir Dante das Stück gleich aus der Hand und ließ sich dann auch von mir über seine Stirn streichen. Wow, also das hätte ich nie gedacht, dass sich Dante von wem anderen außer Ethan streicheln ließ und das ausgerechnet noch von mir. Ich: „Du bist ein cooles Pferd, weißt du das?" Dante schnaubte und ging wieder seines Weges auf die Koppel. Ethan lehnte an einem Holzbalken, wo wir die Pferde anbinden konnten, und sah mich entgeistert an. Ich: „Was?" Ethan: „Ich habe noch nie erlebt, dass Dante etwas von anderen angenommen hat geschweige denn sich streicheln hat lassen." Ich musste grinsen: "Tja, ich scheine etwas Besonderes zu sein." Dabei grinste ich auch Katherina an, die mich wütend an sah. Ja, da schaust du blöd, was? Dann hörte ich meine Mutter nach Rose, Max und mir rufen. Ich strich Daisy noch einmal über die Stirn und ließ sie dann auch auf die Koppel zu den anderen. Meine Mutter wartete beim Koppeleingang: „Meine Lieben, ich wollte euch nur mitteilen, dass euer Vater für eine Woche mit Prinz Nicólas nach Irland reist. Ich habe ihm angeraten ein wenig.. Abstand zu bekommen." Das heißt eine Woche lang kein Herumgeschreie? Ja! Mam: „Es reist heute auch die kaiserliche Familie ab. Ich erwarte euch alle drei entsprechend angezogen beim Flugplatz in zwei Stunden." Wir nickten alle. Gott sei Dank, endlich reiste auch Alexander ab. Ich hatte doch noch ein wenig Glück und so konnte mich mein Vater auch nicht weiter damit nerven, dass ich Zeit mit ihm verbringen geschweige denn mit ihm ins Bett steigen soll. Wuääh, mir lief ein unangenehmer Schauder den Rücken runter. Bevor der mich angrapscht schneide ich ihm sein besten Stück ab oder springe selbst aus dem letzten Stock. Aber wenn mein Vater und Alexander nicht mehr da waren, dann konnte ich eigentlich tun und lassen was ich wollte. Ich sah leicht zu Ethan rüber. Wir hatten seit unserem Kuss nicht mehr wirklich miteinander geredet und ich hatte auch das Gefühl, dass er mir nicht mehr in die Augen sehen konnte. Ich war so durcheinander. Was sollte dieser Kuss überhaupt bedeuten? Bedeutete er überhaupt irgendetwas? Man so viele Fragen schwirrten in meinem Kopf. Ich musste mit Ethan darüber reden. Zwei Stunden später standen wir alle am Flugplatz des Schlosses. Alexander verabschiedete sich gerade bei mir indem er mir die Hand küsste. Er war diese Woche kein bisschen besser in dem geworden. Alexander ließ meine Hand sinken, zog mich aber noch schnell zu sich her und flüsterte mir ins Ohr: „Ich weiß was zwischen dir und Ethan läuft. Ich habe euch damals auf dem Ball gesehen. Doch merke dir eines: Wenn ich wieder komme, dann gehörst du mir." Damit ließ mich Alexander los und stieg in das Flugzeug. Wenn er wieder kommt? Ich dachte er bleibt jetzt endlich weg! Okay Anna, ganz ruhig, vielleicht wollte er dir nur Angst machen. Du wirst diesem Schwein nie gehören! Als die Flugzeuge weg waren seufzte ich erleichtert. Rose und Max neben mir tuschelten irgendetwas. In letzter Zeit benahmen sich die beiden echt seltsam. Das war schon richtig gruselig. Was läuft da bitte ab? Und als die beiden zusammen ins Schloss gingen wollte ich ihnen nachgehen, doch Ethan hielt mich auf. Ich: „Ethan, lass mich durch." Ethan: „Gehen wir spazieren." Was? Er wollte mit mir spazieren gehen? Wieso denn das auf einmal? Ich: „Musst du nicht auf Rose aufpassen?" Ethan: „Ray? Wärst du so nett und begleitest dieses Mal Rose? Ich pass auf Anna schon auf." Ray begann breit zu grinsen: „In Ordnung." Was grinste er so blöd? Ethan: „Gehen wir." Ich sah Rose und Max hinter her und dann zu Ethan. Ich entschied mich mit Ethan mitzugehen, denn einen Spaziergang alleine mit Ethan im Dunkeln wollte ich mir nicht entgehen lassen. 


Eine Prinzessin kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt