Zu fett ...

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*Annas Sicht*


In der Umkleidekabine hängte mir Frau Pinello alle drei Brautkleider auf eine Stange und ließ mich mit einem freundlichen Lächeln alleine. Ich seufzte und sah mich im Spiegel an. Meine Augen waren gerötet, mein Gesicht ganz blass und meine Haare hingen mir schlaff über die Schultern. Die ganze Nacht hatte ich kein Auge zu gemacht, meine Zeit mit weinen verbracht. Mein Zimmer glich einem Schlachtfeld. Nachdem mich die Wachen gestern in mein Zimmer gebracht und eingesperrt, ja richtig gehört, sie haben mich EINGESPERRT, und niemanden absolut NIEMANDEN rein gelassen. Nicht einmal Alexander, meinen Verlobten, ließen sie zu mir, weil mein Vater meinte ich bräuchte mal Zeit für mich ganz alleine um klare Gedanken fassen zu können. Pff, so ein Schwachsinn! Zeit für mich alleine, klare Gedanken fassen... bei diesen Worten könnte ich auflachen. Meine Zeit alleine verbrachte ich nicht mit „klaren Gedanken fassen", eher damit mein Zimmer in kleine Einzelteile zu zerlegen. Und ehrlich gesagt könnte ich auch jetzt alles in Einzelteile zerschmettern, selbst diese Kleider, die wie ich zugeben muss ziemlich schön waren. Aber was sollte ich denn machen? Würde ich mich jetzt in irgendeiner Weise sträuben oder mich widersetzen, dann ist Ethan dran. Wer weiß was mein Vater mit ihm vorhat. Gott bei dem Gedanken zitterte mein ganzer Körper. Okay, jetzt lieber nicht daran denken, es wird alles gut.. irgendwie. Nur nicht aus der Reihe tanzen, für Ethan. Noch einmal seufzte ich und nahm das erste Brautkleid. Es hatte einen Meerjungfrauen-Schnitt, hatte durchsichtige Ärmel und war mit einem spitzen Muster versehen. Es war sehr schön, aber das war nicht ich also folgte das nächste Kleid. Das zweite war etwas schlichter. Es war kurze Ärmel, ein paar Steinchen um die Brust herum und ging flach nach unten. Schon besser, aber immer noch nicht das was ich mir unter meinem Hochzeitskleid vorstellte. Das letzte sah schon mehr nach meinem Kaliber aus. Frau Pinello musste mir ins Kleid helfen, da es an der Brust eng war und dann ab der Taille ging es mit vielen Stoffen auseinander und hatte keine Träger. Es sah perfekt aus, es war perfekt! Das, definitiv das, war mein Kleid! Ich strich es noch glatt bevor ich aus der Kabine kam und es Rose zeigte. Rose stockte der Atem, sie bekam Tränen in den Augen: „ Das.. Anna, das ist wunderschön." Ich nickte schwach: „ Ich weiß." Rose kam zu mir und legte ihre Hand auf meinen Arm: „ Anna, du siehst atemberaubend aus. Kein Grund zum traurig sein." Doch, es gab Grund zum traurig sein. Das Kleid war perfekt, die ganze Hochzeit war perfekt geplant, alles war perfekt bis auf eine Sache. Der Bräutigam war nicht der Mann, den ich mir bei meiner perfekten Hochzeit vorgestellt hatte. Ich werde dieses Kleid für den falschen Mann tragen und nichts konnte ich mehr dagegen tun. Dabei wollte ich doch gerade Ethan seinen Antrag annehmen und dann geschah die Katastrophe. Und nun stehe ich hier und habe wirklich keinen Ausweg mehr. Mir kamen erneut Tränen und schon die ersten rannen mir die Wange runter. Rose: „ Nein, nicht doch Anna. Nicht weinen." Ich schüttelte den Kopf, schlug meine Hände vors Gesicht, sank zu Boden und begann laut zu schluchzen. Rose wollte sich vor mich hinknien doch ich schüttelte den Kopf, zwang mich wieder aufzusehen, wischte mir die Tränen weg und biss mir kurz auf meine Zunge: „ Geht schon. Zieh du dich bitte an. Ich komme klar." Dann drehte ich mich zu Frau Pinello: „ Das Kleid ist wunderbar. Das nehme ich." Sie nickte und half mir wieder aus dem Kleid bevor sie Rose ihre Kleider in die Kabine hing. Nach ein paar Minuten rief Rose nach mir: „ Anna? Kannst du mir einmal helfen? Ich bekomme das Kleid nicht ohne Hilfe zu." Sofort eilte ich zu ihr in die Kabine. Sie hatte ein dunkel rotes langes Kleid mit kurzen Trägern an. Rose: „ Machst du bitte den Reißverschluss zu?" Ich nickte und versuchte das Kleid zu zumachen, aber es funktionierte nicht. Das Kleid war schlicht weg zu eng. Oho, das würde Rose nicht gefallen. Ich: „ Oho!" Rose: „ Was oho?" Ich: „ Ähm.. ich weiß ja nicht wie ich dir das sagen soll, aber.." Rose: „ Aber?" Ich: „ Nun ja.. ähm.. das Kleid.. das Kleid geht nicht zu." Rose: „ Was?" Ich: „ Sorry Rose, aber du bist zu fett dafür." Rose: „ Zu fett?!" Ich: „ Nicht fett fett, sondern dein Babybauch, der ist zu fett. Vielleicht solltest du etwas tragen wo einem der Babybauch nicht gleich entgegen springt." Rose seufzte: „ Du brauchst mich nicht aufheitern, sag dass ich fett bin." Sie zog einen Schmollmund und ich musste lachen: „ Okay Rose, du bist fett!"

Eine Prinzessin kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt