Aus dem Leben gerissen

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*Anna's Sicht*

Rose lag vor Nico am Boden und rührte sich nicht als wir zu ihr kamen. An ihrem ganzen Körper klebte Blut, sie sah aus als hätte sie in Blut gebadet. Was war nur auf einmal mit ihr los? So habe ich sie noch nie erlebt. Mir rutschte das Herz in die Hose als Nico auf Rose einstechen wollte, doch ich schnappte mir schnell einen Pfeil, der in der Brust einer Wache steckte und schoss Nico in den Oberarm, sodass er den Dolch fallen ließ. Er schrie auf, zog den Pfeil aus seinem Oberarm und sah mich böse an. Das dieser Widerling sich getraut hat aus dem Kerker zu fliehen. Bei seinem Anblick könnte ich kotzen! Aber nicht mal mein Essen wollte ihn Wiedersehen. Er widerte mich an! Ich schnappte mir den zweiten Pfeil, der in der Wache steckte, und spannte ihn in den Bogen ein: "Mach noch einen weiteren Schritt auf Rose zu und ich verspreche dir, der nächste Pfeil landet in deinem Kopf!" Daraufhin grinste Nico widerlich: "Dir auch ein wunderschönes Wiedersehen, Anna. Es freut mich, dass ihr mich alle beehrt. Leider werdet ihr nicht mehr mitbekommen wie ich euer geliebtes Land einnehme und alle die zur königlichen Familie gehören auslöschen werde!" Max: "Als ob du kleines Futzi je im Stande dazu wärst England unter dein Kommando zu bringen! Egal wie viele von uns noch leben werden, England wird immer wissen was ihr getan habt und unser Volk genauso. Es wird Krieg unter deinen eigenen Reihen geben. Niemand wird vergessen was ihr getan habt! Und jetzt tritt zurück!" Nico grinste immer noch: "Ich werde der hilflosen Rose nichts tun... Jetzt jedenfalls noch nicht. Ich gefährde doch nicht mein eigenes Kind." Pff! Das ich nicht lache! Als ob dieser Hinterwältler dazu im Stande wäre ein Kind zu zeugen! Dass er denkt, dass das Kind von ihm ist. Wie erbärmlich! Max: "Dein Kind? Oh nein, Rose ist nicht von dir schwanger. Als ob du dazu fähig wärst so etwas schönes zu schaffen! Es ist und bleibt mein Kind! Krümmst du einem von beiden nur ein Haar, dann schneide ich dir eigenhändig den Kopf ab, spieße ihn auf und gehe damit Haie füttern!" Nico: "Was für eine Drohung. Aber du kannst mich nicht aufhalten! Zuerst wirst du sterben, dann deine Schwester mit ihrem Liebhaber, als nächsten werden deine Eltern und Großeltern folgen und zu guter letzt die süße Rose. Falls sich herausstellt, dass das Kind tatsächlich von dir ist wird auch das sterben. Aber ich denke bevor zu Rose töten werde verschaffe ich mir noch ein bisschen Spaß. Schließlich muss für die Zukunft Spaniens ein Nachfolger her." Sein Grinsen wurde breiter und er leckte sich über die Lippen. Ich hätte auszucken können und beinahe hätte ich den Pfeil in meinem Bogen ihm wirklich in den Kopf gejagt, aber bevor ich das tun konnte stürzte sich Max auf Nico und stürzte mit ihm zu Boden. Sofort stürmten mehrere Spanier auf uns zu um ihren Prinzen zu beschützen. Ethan und ich stellten uns zu Rose, die immer noch reglos am Boden lag, und wehrten die Spanier ab. Ab und an sah ich wie Max Nico mit bloßer Faust ins Gesicht oder Bauch schlug, aber auch er einiges kassieren musste. Die Spanier stürmten zahlreich auf uns zu, es schien nicht weniger zu werden. Kurz befürchtete ich, dass wir sie nicht mehr abhalten konnten, es waren einfach zu viele. Aber zu unserem Glück kamen Jerome und Ray im Schlepptau mit den Schotten zu uns und halfen uns. Ich weiß nicht mehr wie vielen Spaniern ich mein Schwert in die Brust rammte, ihnen den Kopf abschnitt, die Kehle oder Bauch aufschnitt und verbluten ließ. Ich musste nun schon so Blut überströmt gewesen sein wie Rose. Selbst ein Teil meiner Haare war nass vom Blut und tropfte. Ethan's T-Shirt, was am Anfang noch weiß war, war nun dunkelrot vom Blut gefärbt. Als ich einem Spanier gerade in die Brust stach stellte sich Ethan schützend neben mich: "Anna, nimm Rose und ein paar Schotten. Flieht aus dem Schloss. Bring sie in Sicherheit." Ich: "Ich will dich aber nicht alleine lassen!" Ethan: "Anna, du musst Rose hier weg bringen. Es geht um ihre Sicherheit und die ihres Babies. Das ist der falsche Zeitpunkt um stur zu sein! Jerome, Ray, ein paar Schotten und ich bleiben hier. Wir halten sie so lange zurück wie wir können und kommen dann mit Max nach." Ich schluckte. Ich wollte Ethan's Seite nicht verlassen, aber es ging um Rose. Sie musste leben und ihr Baby auch also nickte ich. Doch bevor ich zu Rose eilte hielt ich Ethan am Oberarm fest, er müsste es einfach jetzt wissen: "Ethan! An dem Tag als dich mein Vater in den Kerker warf, da... Ich wollte dir sagen, dass ich deinen Antrag annehme. Ich wollte dich heiraten und will es immer noch." Ethan sah mich ein wenig sprachlos an. Ich liebe diesen Mann, ich hab ihn schon immer geliebt und werde ihn auch immer lieben. Ethan sah um sich, wehrte währenddessen immer wieder Schwerter ab und fixierte dann seinen Blick auf Georg: "Georg! Traut uns!" Ich sah Ethan verblüfft an: "Was?" Ethan: "Anna, ich wollte dich von Anfang an heiraten. Ich will keine einzige Sekunde mehr ohne dich haben." Irgendetwas in Ethan's Blick sagte mir, dass wenn ich es nicht tue, ich es bereuen werde. Ich musste lächeln: "Georg! Tut es bitte!" Georg sah uns ein wenig entgeistert an: "Ich weiß nicht, ob das der richtige Zeitpunkt ist." Georg war gerade damit beschäftigt zwei Spanier abzuwehren. Er ist der einzige, der uns in diesem Moment trauen konnte. Dem Oberfehlshaber jedes Heeres war es erlaubt innerhalb von Schlossmauern ein Paar zu trauen. Das ich auf diese Idee nicht schon früher gekommen bin ärgerte mich. Es war zwar nicht so wie ich mir eigentlich die Hochzeit mit Ethan vorgestellt habe, aber ich wollte in diesem Moment mit ihm verbunden sein, für immer und ewig. Ethan: "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Ich: "Bitte!" Georg: "Schon gut. Liebe Gemeinde, wir haben uns heute all hier versammelt..." Dann wollte ein Spanier Georg erschlagen, aber er war schneller: "... Um deine Gedärme auf den Boden zu verteilen!" Na tolle Ansage! Aber Georg ließ sich nicht unterbrechen und redete einfach weiter während er einen Spanier nach dem anderen niederstreckte. Georg: "Ich erkläre euch... hier und heute... zu... Mann und Frau... ihr dürft..." Er brach kurz ab, erstach ein paar Spanier und wollte immer wieder ansetzen, wurde aber unterbrochen bis er einfach schrie: "Herr Gott, jetzt küss sie doch endlich!" Ethan nahm meine Hand, zog mich zu sich und küsste mich. Eigentlich absurd, dass wir uns da in Ruhe küssten während um uns herum viele Leute starben. Aber einen kurzen Augenblick fühlte es sich wie das beste auf der Welt an. Zu wissen, dass mich nun nichts mehr daran hindert an der Seite meines Mannes zu sein. Wir sahen uns nach dem Kuss kurz an: "Und jetzt geh!" Ich: "Ich liebe dich, Ethan." Ethan: "Ich liebe dich auch, Anna." Ein letztes Mal küsste ich ihn bevor ich mich zu Rose begab. Sie rührte sich keinen Millimeter, aber Gott sei dank atmet sie noch. Vier schottische Soldaten kam mit mir mit und einer nahm Rose auf die Schulter um sie besser und schneller tragen zu können. Als wir durch ein Loch, das die Spanier in die Mauer rissen, fliehen wollten drehte ich mich noch einmal um und sah wie Nico gerade Max ziemlich fertig machte. Er entwaffnete ihn, schlug ihm ein paar Mal ins Gesicht und verpasste ihn dann einen Tritt in den Bauch, sodass Max zu Boden fiel. Nico grinste siegessicher und nahm sein Schwert in die Hand: "Bereit zu sterben?" Er holte aus. Mein Herz blieb stehen: "MAX!" Doch in allerletzter Sekunde konnte Ethan den Schlag mit seinem Schwert abwehren und schlug Nico mit dem Knauf des Schwertes ins Gesicht. Nico's Grinsen verschwand nicht: "Ah, der Herr Leibwächter. Ich muss sagen deine Gesellschaft im Kerker hab ich genossen. Zu sehen wie du verzweifelst, weil die Liebe deines Lebens jemanden anderen heiratet und du nichts tun kannst. War das eine Beruhigung. Aber leider wirst auch du sterben!" Mit diesem Satz stürmte Nico auf Ethan zu. Ich muss sagen Nico verstand es mit dem Schwert umzugehen, er war wirklich gut. Er schaffte es Ethan zu entwaffnen, der aber geschickt den Schlägen von Nico auswich und ihn auch entwaffnete. Darauf folgte eine kräftigte Prügelei, bei der Ethan die Nase vorne hatte. Ich wollte mich gerade wieder umdrehen um den schottischen Soldaten zu folgen als ich einen Krach hörte. Ethan hatte Nico zu Boden gebracht und stand nun über ihm: "Es ist vorbei, Nico! Gib auf!" Schon wieder dieses falsche Grinsen: "Oh nein, es ist noch lange nicht vorbei." Plötzlich und blitzschnell griff Nico nach dem Schwert, was hinter ihm lag, sprang auf seine Knie und stach Ethan sein Schwert in die Brust. Als ich zu ihnen laufen wollte blieb ich in meiner Bewegung stehen. Mein Herz blieb stehen, mein Blut gefror und sofort schossen mir Tränen in die Augen. Nein, nein, nein, das konnte nicht sein! Ethan sank auf die Knie und hielt sich die blutende Brust. Nico stand auf und legte das Schwert an Ethan's Hals: "Also bist du der erste der sterben wird. Auch gut." Wütend und in Tränen aufgelöst schoss ich Nico einen weiteren Pfeil, den ich mir geschnappt hatte, in seinen Hals. Er schrie auf und ließ das Schwert sinken. Für einen kurzen Moment war er abgelenkt. Max nutzte diese Gelegenheit, nahm wieder sein Schwert und prügelte auf Nico ein, der sich nur mehr sehr schwer wehren konnte. Ich ließ den Bogen fallen und eilte zu Ethan, der auf den Boden krachte. Bei ihm angekommen drückte ich auf seine Wunde damit er nicht mehr so viel Blut verlor. Aber es nützte nichts, es trat immer mehr aus der Wunde. Normalerweise heilte sich so eine Wunde von selber als sowohl die Spanier als auch wir verwendeten spezielle Waffen, die einen Vampir töten konnten. Ich: "Ethan! Sscht.. Sscht! Ich bin da. Du wirst wieder gesund." Auf einmal hörte ich lautes Gebrüll: "Los! Zeigen wir es diesen Tango-Tanzenden Idioten!" Das war die Stimme von Karl, Alexanders Vater. Die Deutschen waren endlich gekommen! Ich: "Hörst du das Ethan? Die Deutschen sind endlich da und helfen uns! Jetzt wird alles wieder gut." Ethan verzog sein schmerzerfüllte Gesicht, dann sah er mich aber. Seine wunderschönen blauen Augen waren blutunterlaufen und strahlten nicht mehr wie sonst: "Anna.. Ich..." Ich: "Sscht, du solltest nicht so viel reden. Du musst dich schonen. Georg wird dich ins Schloss tragen, dann können wir dich verarzten und..." Ethan nahm meine Hand in seine: "Anna, hör mir zu. Sie werden mich nicht mehr verarzten können. Dafür habe ich schon zu viel Blut verloren und... Die Wunde ist einfach zu tief." Ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht glauben wollte was nun passierte: "Nein! Das..." Ethan: "Anna, hör auf. Irgendwie mussten wir damit rechnen." Wie ein Wasserfall flossen mir die Tränen die Wangen runter: "Nein! Du hast mir versprochen, dass du mich nicht verlässt!" Ethan lächelte ein wenig: "Ich werde dich nicht verlassen. Ich werde immer in deinem Herzen sein. Versprich mir... Dass du dich gut um Rose kümmerst und... Keine Dummheiten anstellst." Ich: "Ethan..." Ethan: "Versprich es mir!" Ich nickte und konnte mir mein Schluchzen nicht mehr zurückhalten. Ich nahm Ethan's Hand und hielt sie an meine Wange: "Du bist wunderschön, Anna. Ich bin froh, dass du in mein Leben getreten bist, dass ich durch dich spüren durfte was es heißt für jemanden alles zu tun, den man liebt. Du warst der Grund jeden Tag aufzustehen, der Grund für mein Lächeln." Ich: "Und du warst der Grund warum ich nicht abgehauen bin, das Schloss niedergebrannt hab. Du gabst mir jeden Tag Kraft!" Ethan's Augen wurde immer dunkler und sein Griff immer schwächer: "Ich liebe dich, Anna." Ich: "Ich liebe dich auch, Ethan. Für immer!" Doch das hörte Ethan nicht mehr, denn er schloss seine Augen und verstummte. In seiner Hand war keine Spannung mehr zu spüren und sein Brustkorb hatte sich aufgehört zu heben. Mir entrann ein lauter Schluchzer als der Mann meines Lebens für immer aus meinem Welt und dieser Welt trat.  

Eine Prinzessin kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt