Ungeschicktheit

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*Rose' Sicht*

Ethan trug mich in unser Arztzimmer. Wir hatten dort alles was wir brauchten, sogar ein Röntgengerät, dass sofort in Kraft trat.

Die Ärztin schnitt vorsichtig meine Hose bis zum Knie auf und runzelte die Stirn: „Majestät, was ist passiert, wenn ich fragen darf?"
Ich seufzte: „Ich bin vom Pferd gefallen und Neo ist mir drauf getreten."
Ethan neben mir verzog das Gesicht: „Das muss schmerzhaft gewesen sein."
Ich nickte: „Ist es sehr schlimm?"
Isabelle zuckte die Schultern: „Das kann ich erst sagen, wenn ich die Röntgenbilder habe."

Ich lehnte mich zurück und wartete. Das Gerät gab ein paar komische Leute von sich und nach einiger Zeit kam sie hinein mit einer riesigen Nadel.
Meine Augen weiteten sich: „Isabelle? Was wollen Sie damit?"
Sie lächelte entschuldigend: „Nun ja, um den Schmerz zu stillen und Euch das Sprunkggelenk, welches gebrochen ist, wieder so zu richten, dass wir es richtig stabilisieren können."

Ich schüttelte den Kopf: „Der Schmerz ist gar nicht so schlimm."
Sie: „Wir können es auch ohne versuchen?"
Ich nickte.
Als Isabelle an meinem Sprunggelenk herumdrehte tat das höllisch weh, ich konnte mir einen lauten Schrei leider nicht verkneifen. Daraufhin kam Max hinein. Er sah ein wenig zerzaust und abgehetzt aus. Verdammt, er sah sexy aus. Er setzte sich neben mich und nahm wortlos meine Hand.
Ethan: „Ich werde dann mal Eure Mutter informieren. Ihr seid hier in guten Händen."
Ich nickte und schluckte als Isabelle sagte: „Es tut mir leid, Prinzessin, aber ich muss Euch die Spritze trotzdem verabreichen."
Max schien die Panik in meinen Augen zu bemerken und sah mich an: „Ganz ruhig, Rose. Sie mich an. Konzentriere dich auf meine Stimme. Die Nadel wirst du gar nicht spüren."

Ich spürte einen sehr lange andauernden Piecks und quietschte.Isabelle entschuldigte sich und dann kam das Schlimmste, das hinausziehen der Nadel. Ich spürte wie sie an einem Knochen im Fußgelenk streifte und schauderte. Es gibt absolut nichts schlimmeres als Nadeln. Ich fokussierte Max' Augen und er streichelte mir mit seiner freien Hand über die Wange. Schon wieder schaute er auf meine Lippen. Gott, er macht mich wahnsinnig. Ich biss mir unwillkürlich auf die Unterlippe und Isabelle räusperte sich.

Wir sahen beide auf und sie lächelte: „Max, ich glaube es wäre gut, wenn Ihr jetzt den Raum verlässt und eine Dienerin bittest, Rose ein Kleid zu bringen. Ich muss sie aus der Hose raus schneiden."
Ich seufzte: „Dabei war das meine liebste Reithose."
Max: „Als ob du nicht viel größere Probleme hättest."
Dann blickte er zu Isabelle: „Natürlich werde ich sofort jemanden anordnen."

Er lächelte Isabelle an und zwinkerte mir zu, bevor er ging. Als mein Hose weg war und mir Charlotte ein kurzes, unten eher weites Kleid brachte half sie mir beim anziehen. Isabelle lächelte und Band meinen Fuß relativ fest ein, sodass ich ihn kaum abwinkeln konnte.

Sie: „Da Ihr ein Vampir seid, wird die Heilung nicht lange dauern, aber bitte nehmt den Verband nicht vor heute Abend ab. Ärztin sein, ist bei Menschen so viel schwieriger."
Ich kicherte: „Na wenigstens musstest du etwas einrenken, sonst wäre dir ja unbeschreiblich langweilig gewesen."
Isabelle lächelte: „Hier noch Krücken. Bitte nehmt es bis am Abend erst. Ihr wollt nicht, dass ich das wieder richten muss. Gott sei Dank, hat die Heilung noch nicht angefangen, sonst hätte ich es Euch brechen müssen."

Mein Gesicht verzog sich. Ich nahm die Krücken dankend an und ging in die Richtung zu meinem Zimmer. Im Vorzimmer, vor der Treppe, sah ich Mum und Max reden. Max verdrehte die Augen und legte seine Hände in den Nacken. Das hieß nichts gutes.

Mum sah mich und kam mir gleich entgegen: „Ach Rose. Was ist nur in dich gefahren, normalerweise sind doch Max und Anna, diejenigen die sich verletzten. Du bist doch so konzentriert beim Reiten."
Ich zuckte die Schultern und sah kaum merklich zu Max: „Ich bin halt nicht immer hunderprozentig fokussiert."
Mum sah mich dann an: „Was für ein Jammer, dann wirst du also nicht bei dem Abendessen mit Kaiser Karl und Königin Sophie aus Deutschland dabei sein."
Ich schüttelte den Kopf: „Das geht schon. Ich werde einfach Turnschuhe oder sowas anziehen."
Mum lachte: „So etwas besitzt du?"
Ich sah auf meine Fuße hinunter, die natürlich barfuß waren, da ich in meine Stiefel gar nicht mehr passte, mit dem angeschwollenen Fuß. Ich: „Anna hat sicher so etwas in der Art."
Sie sah zu Max: „Ich möchte dich von deiner besten Seite heute sehen. Wir versuchen den Konflikt zwischen Deutschland und uns zu klären."
Max stöhnte genervt auf und ich lachte: „Keine Sorge, ich werde darauf achten."
Ich ging langsam – mit den Krücken wohlgemerkt – zu den Treppen und fing an mich hinauf zu kämpfen.
Max ging neben mir hier: „Kann ich dir helfen."

Ich schüttelte den Kopf: „Danke."
Nach einer Weile waren wir bei der Hälfte. Ich sah, dass er ungeduldig wurde und war kaum überrascht als er mich hochhob. Die Krücken fielen wieder nach unten.
Katherina, Charlottes, fast noch zickigere Schwester stand gerade am Gang und Max rief ihr zu: „Könntest du die Krücken holen und auf Rose' Zimmer bringen?"
Sie machte einen Knicks und war schon wieder verschwunden.
Er stellte mich auf meinem Bett ab und sagte: „Wenn du noch Hilfe brauchst, dann meld dich. Anna und ich kommen zum Klamotten-Check."

Es war so etwas wie eine kleine Tradition zwischen uns, dass die beiden, vor jeglichen Anlässen zu mir kommen und sich mein okay für das Outfit einholten. Ich seufzte und humpelte zu meinem Kleiderschrank – oder sollte ich lieber Raum sagen. Ich nahm ein kurzes dunkelblaues Kleid, mit Spitzträgern hinaus. Es hatte einen relativ tiefen Rückenausschnitt. Ich versuchte vergeblich in meine High Heels hinein zu kommen, doch es war hoffnungslos.

Ich seufzte und schrieb Anna: „Nimm mir bitte Converse mit."

Ich bekam ein verwirrtes Smiley und lachte. Ein paar Minuten später kam Max hinein. Es war mittlerweile schon dunkel geworden und ich saß an meinem Schreibtisch mit meinem Fuß auf einem Hocker und sah mir die Gossip-Seiten durch.

Er stellte sich vor mich und sagte: „Na? Wie seh ich aus?"

Ich musterte ihn von oben bis unten. Meine Güte! Ich denke, dass ich ihn noch nie so attraktiv fand. Er hatte einen dunkelblauen Anzug und ein weißes Hemd an. Außerdem trug er eine Krawatte. Ich runzelte die Stirn, humpelte zu ihm und öffnete die Krawatte. Ich legte sie behutsam auf den Schreibtisch, doch ich viel nach hinten und wurde kurz vor dem Boden von Max aufgefangen. Ich sah ihm in die Augen und er kam mir näher, doch bevor etwas passieren konnte, kam Anna hinein. Sie hatte ein schwarzes kurzes, enganliegendes Kleid an, welches schwarze Spitzenärmel hatte. Zu meiner Erleichterung trug sie schwarze High-Heels.

Sie hob eine Augenbraue: „Mir ist klar, dass Max umwerfend ist, aber du musst nicht in Ohnmacht fallen."
Ich sah sie böse an, als er mich wieder sicher auf dem Boden abstellte und sagte: „Ich bin nicht wegen ihm umgefallen. Ich hab nur seine Krawatte auf dem Tisch ablegen wollen. Er soll ja nicht over-dressed sein."
Ich öffnete seine beiden Hemdknöpfe wobei er kurz – ohne das Anna es bemerkte – die Luft anhielt. Meine Fingerspitzen waren wahrscheinlich ziemlich kalt.
Ich drehte ihn zu Anna und sagte: „Besser, oder?"
Sie nickte und wedelte mit den Schuhen vor mir herum: „Wofür brauchst du die da?"
Ich sah zu Boden: „Ich passe in meine nicht hinein und muss für heute den Fuß schonen."
Sie begann zu lachen.


Eine Prinzessin kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt