Ein glas Whisky nach dem anderen

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Kalems Sicht

Nachdem sie fertig war, ging sie zurück zu meiner Mutter, setzte sich neben sie und die Frauen am Tisch gaben ihr ein Glas Whisky-Cola nach dem anderen. Und ich hätte nicht gedacht, dass sie die alle trinken würde. Nicht, weil Frauen nichts vertragen-die Frauen aus meiner Familie waren die besten Beispiele; sie tranken bei jedem Anlass und dachte sich meist sogar einen aus, nur um eine Flasche zu öffnen. Doch sie hatten sich immer unter Kontrolle und lachten viel.
Ich glaube, es war ihr zehntes Glas und wir hatten gerade mal 24 Uhr, als sie aufstand und anfing, sich zu verabschieden, als es plötzlich in der Küche einen lauten Krach gab und Lukas schreiend herausrannte. Er kam nicht, wie es üblich war, zu mir oder meinem Vater oder auch meiner Mutter. Er ging auf sie zu, nahm ihre Hand und bat sie, ihn in die Küche zu begleiten, gefolgt von mir.
„Kalem, du bleibst bitte hier“, sagte er mir vor der Tür und ich nickte. Schnell waren sie in der Küche und schnell steckte sie auch ihren Kopf wieder durch die Tür. „Deine Freundin hat, glaube ich, etwas genommen. Ruf einen Krankenwagen!“
Sofort stieß ich die Tür auf und meine Mutter fing hinter mir an zu schreien und nun standen auch einige andere Gäste hinter uns und schüttelten nur den Kopf.
„Kalem, bring sie ins Gästezimmer. Sie muss mal wieder ihren Rausch ausschlafen.“
Dann legte sie Lulu eine Hand auf ihre Schulter und zog sie mit sich zurück ins Wohnzimmer, während ich das, am Boden liegende Frack aufhob und einfach im Gästezimmer auf das Bett legte und die Türe verschloss.
Wieder im Wohnzimmer angekommen, setzte ich mich erst einmal hin, um den Schock vom Bild dieser Frau und den Augen des kleinen Jungen zu verdauen.
„Geht es dir gut?“, hörte ich die liebe Stimme von Kalems Mutter. Ich nickte.
„Es ist das erste Mal, dass du so etwas siehst, stimmt‘s?“, fragte sie erneut und wieder nickte ich.
„Das passiert mindestens einmal im Monat, hier bei uns. Aber wer weiß, wie oft es draußen auf der Straße vorkommt.“
Immer noch nicht klar im Kopf nickte ich und wollte mich erneut verabschieden, doch sie lächelte mich an, winkte Kalem zu uns und sagte: „Kalem, zeig ihr bitte das große Gästezimmer, sie kann jetzt nicht mehr nach Hause fahren. Erstens haben wir ihr zu viel Alkohol gegeben, zweitens wohnt sie so weit weg!“
„Ich weiß, am Arsch der Welt!“
Darüber musste ich kichern, was auch Kalem zum Schmunzeln brachte. Er nickte und ging vor. An der Treppe angekommen, hielt er mir seine Hand hin, die ich dankend und etwas hochnäsig ablehnte. Was ja wohl kein Wunder war bei den Sachen, die mir schon an den Kopf geworfen hatte, dache ich mir und lief langsamen Schrittes hoch und ins Zimmer.
„Danke“, murmelte ich und wollte die Türe schon schließen, doch er stellte seinen Fuß zwischen, machte sie auf und kam rein und verschloss sie dann.

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Danke AnnaVidia

Purple The Color Of Hope!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt