18|Mich wieder aufgeben.

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Die Zeit ist vergangen.
Und sie wurde wieder dunkler.
Ich dachte es geht Berg auf. Erst recht jetzt wo ich Jake habe, der mir komischerweise immer nur schon mit seiner Anwesenheit ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Aber so ist es nicht. Wir haben jetzt Mitte März und mir wurde klar, dass ich eigentlich einsamer bin, als ich gedacht habe. Es wird draußen langsamer schöner und ich habe die Familien beobachtet. Ich hab gesehen, wie manche lachend verstecke oder fange gespielt haben. Wie sie alle zusammen Fahrrad gefahren sind. Ich habe beobachtet, wie unglaublich glücklich sie waren. Sie waren glücklich. Und ich? Ich bin durch die dunklen Straßen gelaufen und habe die Sterne manchmal angesehen. Ich war bei Jade. Und ich habe nachgedacht. Und das ist glaube ich eine Sache, die mich immer aufs neue umbringt. Nachdenken. Die meisten werden eigentlich immer nur schon durch nachdenken unglücklich.

Das Rauchen habe ich mir trotzdem abgewöhnt. Vielleicht hat es auch etwas mit Jake zu tun getan gehabt, aber keine Ahnung, ich wollte es nicht mehr, ich will mich nicht mehr selbst zerstören. Von meiner Mutter habe ich schon lange keine Zettelchen mehr bekommen. Von meinem Vater bekomme ich auch keine Nachrichten. Und von Jake und den anderen, habe ich mich auch wieder etwas abgewendet. Naja, von Jake nicht. Aber von den Jungs. Ich weiß nicht warum. Ich versuche es wirklich, ich versuche mich nicht von Ihnen ab zu wenden, aber ich mache das automatisch. Ich kann nichts dafür, mein Kopf macht dicht. Aber so schlimm, finde ich das jetzt auch nicht. Hauptsache ich wende mich von Jake nicht ab.

Wir schreiben eigentlich immer Tag täglich, obwohl wir uns in der Schule sehen. Und mich macht das echt glücklich. Zu sehen, dass er mich auch oft anschreibt und ich nicht als erste schreiben muss. In einer Nacht bin ich aufs Dach gegangen und habe mir die Sterne angesehen. Die Sterne. Jade. Ich wusste, dass Jade in dem Moment, mich von oben mit traurigen Augen angesehen hat und währenddessen den Kopf geschüttelt hat. Und ich weiß, dass sie enttäuscht von mir war. Ich wusste, dass Jade mir zugesehen hatte, wie ich in dem Moment dabei war, wieder das Leben um mich herum aufzugeben. Mich aufzugeben.

Aber das passiert nun ma,  wenn man alleine ist. Wenn man das Gefühl hat, niemanden bei sich zu haben. Wenn es anfängt um dich herum wieder etwas leiser zu werden, wenn die Stille wieder anfängt dich einzunehmen. Wenn die Stille in deinem Kopf irgendwann anfängt laut zu werden. Wenn sie wieder anfängt zu Schreien. Man denkt ja auch oft, dass man den Absprung geschafft hat. Das man stärker war, da es einige Tage, Wochen oder Monate wieder gut war. Du wieder Spaß hattest und du wieder aufrichtig Lächeln konntest. Aber die Stille kommt irgendwann wieder. Du weißt, dass sie irgendwo in dir lungert und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie sich wieder zeigt. Bis du an einem Tag nicht mehr stark sein wirst und sie sich wieder zeigen wird.
Bis diese unfassbar laute Stille.
Das einzige ist, was du hörst.

Der einzige, der aber noch da ist, ist Jake. Er ist einfach da, obwohl er nicht weiß, was mit mir los ist. Er ist da und ich hab ihn echt gern. Er bringt mich irgendwie immer zum lachen. Wenn er sieht das es mir an manchen Tagen nicht so geht, fragt er immer ob alles in Ordnung sei oder ob er irgendjemanden verkloppen müsse, wenn mir jemand vielleicht etwas gemacht hätte. Ich muss ihm darauf immer versichern, dass ich in Ruhe gelassen werde. Er fragt mich sowas deswegen, da er, glaube ich, langsam verstanden hat, dass ich eher eine Alleingänger bin. Aber gemobbt wurde ich nie und ich bin froh darüber. Oder in meiner Gegenwart hat auch nie jemand irgendwas schlimmes gesagt. Die Leute hatten mich schon immer in Ruhe gelassen. Ich hatte meine Clique und ich hab mich mit jedem verstanden. Aber diese Zeit ist jetzt nun mal um. Und natürlich gab es Gerüchte was Jade's, für außen stehende, plötzlicher Tod, verursacht hatte, auch das wenn sie schlau genug wären und eins und eins zusammen zählen würden, dann hätten sie die richtige Lösung aber mit der Zeit hatten sie aufgehört zu reden. Sie hatten aufgehört sich in die Sache einzumischen. Sie hatten die Sache mit der Zeit vergessen. Sie hatten Jade vergessen. Und ich verstehe es immer noch nicht, wie man eine Person mit so viel liebe in sich, einfach vergessen kann.

In dieser Zeit bin ich nur noch für die Schule, für den notwendigen Einkauf und um zu Jade zu besuchen aus dem Haus gegangen. Und das immer mit Kopfhörern im Ohr, der lautesten Lautstärke, bei der man, durch die Kopfhörer, die Musik hören konnte. Und da ich die verstörten Blicke der anderen nicht mehr auf meiner Haut, die ich gehasst habe, spüren wollte, hatte ich die Musik etwas leiser gestellt, damit ich sie aber trotzdem verstehen konnte und so ganz von der Oberfläche verschwinden konnte. Ich wollte unsichtbar sein, nicht bemerkt werden. Und es hatte geklappt.

Ich war kurz davor zu vergessen wie meine Stimme klang, hatte kein einziges farbens stück an mir. Hatte mein Lachen verloren. Das leuchten in den Augen. Aber seit Jake da ist. Da fällt mir das Lachen etwas einfacher, klar ich trage immer noch schwarz, aber was soll ich dagegen bitte tun? Ich liebe diese Farbe. Und ich hasse diese klugscheißer die meinen schwarz wäre keine Farbe. Für mich ist schwarz eine Farbe und wenn schwarz keine Farbe ist, genau so wie Weiß, was sind die zwei dann? Für mich sind es Farben und dazu auch noch die schönsten. Ich habe im Spiegel beobachtet das trotz den Tiefen Augen Ringen, der blassen Haut und den kaputten Lippen, dass wenn ich an Jake denke, dann leuchtet irgendwas, minimal in meinen so trüben Augen. Und das macht mich glücklich. Dann heben sich etwas meine Mundwinkel. Eine Person zu haben, die mich auf irgendeine weiße glücklich macht, macht mich glücklich.

Bei meinem letzten Termin bei Mrs. Catrall meinte sie, ich hätte Fortschritte gemacht. Zwar dachte ich mir 'was für Fortschritte?' Aber okay. Dann bin ich auch noch ein paar mal zu spät gekommen. Aber Hey? Ich bin wenigstens gegangen. Mr. Robinson, mein Lehrer, kann sich glücklich schätzen das ich dort überhaupt noch aufkreuze.

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Kapitel achtzehn ist draußen. Wie findet ihrs? Danke fürs lesen. Würde mich über Kommis oder so freuen. Naja. Man ließt sich.

~Ale.💗

Let's be Alone together Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt