Meine Schwester, Jade, starb vor ungefähr einem Jahr, mit siebzehn im Krankenhaus. Sie starb nicht an einem Autounfall oder Krebs, worüber ich um ehrlich zu sein sogar etwas glücklich bin, dass es nicht Krebs war, auch wenn es nichts zum Glücklich sein gibt, es ist schließlich beides schlimm, ich mein, sie ist nicht mehr da, es ist scheiß egal an was sie gestorben ist und ob das jetzt schlimmer ist oder nicht, denn sie ist tot. Jade ist nicht mehr da. Jade starb an Magersucht.
Sie wollte einfach nicht begreifen, dass Nahrung, die einzige Medizin war, die ihr wirklich hätte helfen können. Auch wenn es hart wäre, sie hätte nur essen müssen. Auch wenn es sie eine Überwindung gekostet hätte, sie hätte essen müssen. Auch wenn es nicht einfach war. Und auch, wenn sie es begriffen hat, sie hat es nicht getan und wir haben gesehen wo es hingeführt hat.
Irgendwann hat sie auch wieder gegessen, aber sie hat einfach nicht zu genommen, immer mehr ab. Sie konnte nicht mehr zunehmen, sagte sie. Es ging einfach nicht. Und natürlich haben die Ärzte alles versucht, die Psychologen, aber es hat nicht funktioniert, weil Jade nicht wollte. Sie wollte es alles nicht. Sie wollte nicht zunehmen, weil hätte sie wirklich gewollt, hätte sie angefangen etwas zu ändern, aber sie hat es nicht. Sie hat nichts geändert.
Wir dachten oft, dass sie es verstanden hat. Oft dachten wir, dass sie es schafft, aber wir haben uns jedes Mal geirrt, so besser ihr es ging, so schwerer und schmerzhafter wurden die schlechten Tage, die sich am Ende nur noch gehäuft haben. Als der Artzt zwei Wochen, bevor sie starb sagte, dass es nicht gut für sie aussehen würde, da ist eine Welt für mich zusammen gebrochen. Ich hätte so gerne geweint. So gerne. Ich hätte so gerne, so oft geweint. Aber ich habe geschluckt. Ich habe all meine Tränen einfach immer weiter runter geschluckt, ich wollte stark bleiben. Für Jade, da sie es im Moment nicht sein konnte.
Musste ich es für uns beide sein.
Also blieb ich stark, aber auf Dauer hab ich alles damit verloren. Jade, meine Freunde, mich selbst.Jade hatte wunderschöne braune locken, genauso wie ich, bloß ihr gingen bis zur Taille, meine sind nur schulterlang. Aber mit der Zeit sind ihr die Haare ausgefallen, bis sie irgendwann nur noch ein rotes Tuch auf dem Kopf trug, da sie so dünn und wenig waren. Sie hatte lange, gepflegte hübsche Nägel, die sie sich gerne in allen Farben lackierte, die aber mit der Zeit immer bröckliger und kaputter wurden und alles nur noch aussichtslos aussah. Sie hatte so wunderschöne blau- graue Augen. Sie hatte so schöne funkelnde blau- graue Augen, die mit der Zeit, so glanzlos wurden. Das funkeln und leuchten verschwand aus dem blau-grau so sehr, dass sie so unglaublich leer und tot aussahen, dass ich mich jedesmal erschreckt hatte, als ich sie besuchen durfte. Gott, ich kann tausend Sachen über meine zwei Jahre ältere Schwester aufzählen, aber ich glaube das reicht fürs erste.
Das letzte mal als ich Jade sah, hat sich wie ein Abschied angefühlt. Als hätte sie gewusst, dass sie in der Nacht stirbt. Als hätte sie gewusst, dass sie in der Nacht vom elften bis zum zwölften April nicht mehr aufwachen würde. Ihr Herz blieb stehen, weil es keine Kraft mehr hatte, Blut durch ihren Körper zu pumpen.
Sie hatte nur noch mit mir geredet. Jade vertraute niemandem außer mir. Und sie sagte mir, dass sie nicht mehr konnte. Am zehnten April, nach einer Untersuchung, sagte sie zu mir ,,Ich kann nicht mehr, Hope. Ich will noch nicht mal mehr. Ich habe verloren. Es tut mir leid. Ich schaff es nicht." Und an diesem Tag, am 10. April 2014, wurde mir bewusst, dass wir Jade schon lange verloren hatten. Sie sagte oft, dass sie das alles nicht mehr wollte. Aber an diesem Tag, hat es bei mir Klick gemacht, und mir wurde klar, dass man Jade nicht mehr helfen konnte. Das wir sie schon lange verloren haben und es nur noch eine Frage der Zeit ist.
Einen Tag danach, also am elften, als wir am Abend gehen mussten, weil die Besucherzeiten vorbei waren, hat mich Jade mit Tränen in den Augen an sich gedrückt und mir einen Kuss auf die Stirn gedrückt. Sie hat mir aufmunternd über den Rücken gestrichen und mir zugeflüstert, dass ich stark bleiben sollte, mich von nichts unterkriegen lassen sollte und das alles gut werden würde, und sie wiederholte mehrmals, wie sehr sie mich lieben würde. Als ich das alles wiederholen sollte und sie ihre letzten Tränen verschüttet hatte, hat sie sich von mir gelöst. Als sich dann ihre Tür schloss, hat sie mir mit Tränen in den Augen zu gewunken und ein 'bis irgendwann' zugeflüstert und danach?
Ja, danach sah ich meine Schwester nie wieder und mein Leben verlor an Bedeutung. Ich verlor an Bedeutung, denn an dem Tag, an dem sie ging, nahmen ihre Augen all die Farben mit und meine Welt versank im grau voller Trümmer, Trauer und Hass.
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Naaaaa.... Was haltet ihr vom ersten Kapitel? Ich hoffe es hat euch gefallen.
Danke, dass du das erste Kapitel gelesen hast und ich hoffe, wir lesen uns im nächsten wieder:)Ich würde mich über Kommis und Feedback oder so sehr freuen:)💗Naja man liest sich.:)~Ale.💗
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Let's be Alone together
Novela Juvenil[,,Verdammt, ich hab mich in dich verliebt. Ist es das, was du hören musst, damit du mir endlich glaubst? Ich liebe dich und lass dich nicht allein. Also sag nicht, dass du alleine bist, denn es wird nur noch ein alleine zusammen geben."] Hope. Hof...