Josh's Sicht:
Seit Nick den Raum betreten hatte, beobachtete er mich.
Seine Schwester lag schlafend in meinen Armen und ich war keines falls bereit sie wieder loszulassen, auch wenn ich dafür die ganze Nacht in dieser Position verharren müsste. Allerdings war niemand scharf auf Ärger mit Nick, vor allem nicht, wenn es um seine kleine Schwester ging.
Zu meinem Glück, sagte er nichts und beobachtete mich nur ziemlich genau, ich gab mir große Mühe ihn nicht zu beachten und genoss einfach das Gefühl, dieses Mädchen in den Armen zu halten.
Die Zeit verging und ich bewegte mich keinen Millimeter, um sie ja nicht aufzuwecken. Es war bereits nach eins, als sich einer nach dem anderen so langsam verabschiedete. Am Ende waren nur noch Nick, Menesme und ich da und schweren Herzens erhob ich mich vorsichtig und legte sie auf dem Sofa ab. Am liebsten hätte ich noch eine Decke geholt und sie zugedeckt, aber damit hätte ich den Bogen wohl ein wenig überspannt, also verabschiedete ich mich von Nick und verlies dann die ehemalige Kneipe.
Nickis Sicht:
Endlich. Ich war so dermaßen erleichtert als Josh endlich meine Schwester ablegte und sich, nachdem er sich von mir verabschiedet hatte, auf den Heimweg machte.
Ich lief in einen weiteren Nebenraum, keine Ahnung wofür der früher gebraucht wurde und ich wollte es auch gar nicht wissen, jetzt war es jedenfalls das Zimmer von Mesme und mir. Wir übernachteten dort wenn wir nicht zu Hause schlafen wollten, was ziemlich häufig vorkam oder einfach, wenn Mesme schon eingeschlafen war (was ebenfalls ziemlich häufig vorkam).
Das Zimmer war spärlich eingerichtet, eine kleine Kommode, zwei Matratzen die auf dem Boden lagen und ein Schreibtisch der hauptsächlich mit Mesmes Sachen vollgestellt war. Ich räumte schnell die Sachen weg, die auf den Matratzen lagen und schmiss die Decken zur Seite, dann lief ich wieder raus aus dem Zimmer und hob meine Schwester vorsichtig hoch. Ich legte sie auf den Matratzen ab und zog die Decke über sie, während ich mich neben sie legte. Automatisch drehte sie sich mit geschlossenen Augen zu mir um und kuschelte sich an meine Brust, ich legte einen Arm um sie und schloss die Augen.
Mesmes Sicht:
Ich wachte auf, als ich die ersten Sonnenstrahlen auf meiner Haut spürte und stellte fest, dass Nicki neben mir lag und einen Arm um mich geschlungen hatte.
"Hey..." murmelte er plötzlich.
"Hey" erwiderte ich. "Ich hatte einen wunderschönen Traum..." murmelte ich.
"Von was hast du geträumt?" fragte Nicki interessiert.
"Von der Sonne" seufzte ich. "Es war wunderschön, ich war auf einer grünen Wiese und da war ein See, das Wasser hat unglaublich gefunkelt, in einem wunderschönen Blau. Du warst auch da, ich konnte dich sehen, du hast meine Hand genommen und dann sind wir auf den Sonnenuntergang zu gerannt. Da waren so viele wunderschöne Farben... Es war als könnte ich wirklich wieder sehen." murmelte ich mit einem leicht traurigen Lächeln auf den Lippen, während der leichte Schmerz des Verlustes mir einen kleinen Stich versetzte.
Nickis Sicht:
Es schmerzte, sie so von ihrem Traum erzählen zu hören, weil ich sehen und spüren konnte, wie sehr sie sich wünschte wieder all die Farben sehen zu können und das Schlimmste war, dass ich ihr nicht geben konnte was sie wollte.
Ich machte mir oft Vorwürfe, dass ich damals nicht rechtzeitig bei ihr gewesen war. Es war meine Schuld, das wusste ich, ich hätte sie an diesem Tag nach der Schule vor dem Chemiesaal abholen sollen, hätte ich mich ein klein wenig mehr beeilt, wäre meine Schwester jetzt vielleicht nicht blind.
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Blind Junk Hood Girl
Teen FictionDie Welt durch Menesmes Augen sehen. Schwarz und dunkel. Aber ist die Welt wirklich nur schwarz und dunkel, wenn man blind ist? Oder entdeckt man vielleicht etwas, das Augen nicht erfassen können? Menesme sieht die Welt mit ganz anderen Augen, si...