Immer noch Josh's Sicht:
Tot...
Fassungslos versuchte ich diese Nachricht zu verstehen.
Das konnte einfach nicht sein.
Meine verschwommener Blick richtete sich auf meine Verlobte, die vom Bett aufgestanden war und die Stirn in Falten legte. "Josh, was ist los?" Ich brachte kein Wort heraus. "Josh, gib mir das Handy!" sagte sie ernst.
Benommen legte ich mein Handy in ihre geöffnete Hand. Sie hielt es sich ans Ohr, ihre Lippen formten ein paar Worte, die ich nicht wahrnahm. Dann erstarrte sie, das Handy fiel aus ihrer Hand und dann ertönte ein markerschütternder Schrei und sie brach zusammen.
"Nein! Nein, nein, nein!"
Ein weiterer Schrei, so voller Schmerz, dass ich eine unangenehme Gänsehaut bei diesem qualvollen Laut bekam. Dann folgten viele weitere Schreie, qualvolle Laute und ein endloser Redefluss von italienischen Worten, die ich nicht verstand.
So viel hatte sie in ihrem Leben schon gelitten, aber einen solchen Schmerz, hatte ich noch nie gesehen.
Sie begann auf den Boden einzuschlagen und riss mich somit endlich aus meiner Schockstarre. Schnell kniete ich mich zu ihr und wollte sie in meine Arme ziehen, doch sie stieß mich grob von sich und schleuderte mir schreiend und weinend italienische Worte entgegen.
"Geh weg!" schrie sie und schob mich von sich, ihr Gesicht war tränenüberströmt.
Dann begann sie wieder auf Italienisch zu schreien und ununterbrochen auf den Boden einzuschlagen. Ich erkannte, dass sie ihrem Schmerz jetzt einfach unbedingt Luft machen musste und zog mich ein paar Schritte zurück. Es folgten solch qualvolle Laute, wie ich noch nie welche vernommen hatte. Sie hörte nicht auf, auf den Boden einzuschlagen, bis sie kraftlos zusammensank und sich weinend auf dem Boden zu einer Kugel zusammenkrampfte. Ihre Knöchel waren aufgeplatzt und wund, doch das schien sie überhaupt nicht zu bemerken. Ihr gesamter Körper krampfte sich zusammen und wurde von heftigen Schluchzern erschüttert, alles strahlte den Schmerz und das Leid aus, das sie durchlitt.
Und ich konnte ihr nicht helfen.
Hilflos musste ich zusehen, wie sie endgültig zerbrach.
Sie war ein so tapferer Mensch, der sich immer wieder selbst aufrichtete und zusammenflickte, der sich stets geweigert hatte zu brechen. Und nun zerbarst sie vor meinen Augen wie eine Glasperle, die gegen einen Felsen geschleudert wurde. Eine so sanfte Seele in der Brandung, die nun aufgab, die von einer gewaltigen Welle, gegen die sie nicht ankam, gegen die Felsen geschleudert wurde.
Sie weinte den ganzen Tag und während der gesamten Fahrt. Und ich sagte nichts, ich ließ sie weinen und schreien, hinderte sie nicht. Sie sprach nicht mehr mit mir, nur immer wieder erklangen diese von Schmerz getränkten italienischen Worte, die ich nicht verstand. Sie kauerte sich neben mir auf ihrem Sitz zusammen, zog die Knie an und weinte.
Wir kamen noch am selben Abend an und im Hauptquartier fand ich haufenweise wütende und zornige Gesichter vor, und einen völlig aufgelösten Joe. Emely war zu Hause, hatte man mir gesagt, und ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es um sie stehen musste.
Ich hatte Menesmes Hand nehmen wollen, als wir ausgestiegen waren, doch sie hatte sie mir entzogen. Das hatte mir einen schmerzhaften Stich versetzt, doch ich ließ sie in Ruhe, ich wusste, dass es nicht an mir lag, sondern sie einfach völlig fertig war und versuchte mit ihrem Schmerz fertig zu werden.
Ich war mir nur nicht sicher, ob sie das je werden würde... Sie war unglaublich stark, das wusste ich, doch ich konnte ihren Schmerz so deutlich sehen... Das würde sie vermutlich nicht schaffen...
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Blind Junk Hood Girl
Teen FictionDie Welt durch Menesmes Augen sehen. Schwarz und dunkel. Aber ist die Welt wirklich nur schwarz und dunkel, wenn man blind ist? Oder entdeckt man vielleicht etwas, das Augen nicht erfassen können? Menesme sieht die Welt mit ganz anderen Augen, si...