~Zusatzkapitel 2.1~

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Jener Abend

Nickis Sicht:

Mühsam versuchte ich meine Nervosität und Angespanntheit zu verbergen und ging, möglichst gelassen und selbstbewusst aussehend, mit Joe an meiner Seite einmal quer durch den Raum. 

Und es schien zu funktionieren. 

Es hatten sich schon fast alle versammelt, wir warteten nur noch auf ein paar einzelne Gangleader und ihre Begleiter, und von allen Seiten warf man mir die verschiedensten Blicke zu. Die einen fast schon ängstlich, andere wiederum hasserfüllt und wieder andere respektvoll.

Wir befanden uns in einem alten leerstehenden Gebäude, das früher wohl mal eine Schule gewesen war. In diesem alten und zum Glück relativ großen Klassenzimmer, standen in einem Halbkreis einige Tische und Stühle, jede Gang hatte seinen Platz und ich hielt geradewegs auf den unseren zu. 

Mit derart vielen Personen aus verschiedenen Gangs auf engem Raum, bekam ich immer ein ganz mulmiges Gefühl und konnte es immer kaum erwarten, den Raum endlich verlassen zu dürfen, aber zum Glück war dieser Raum, wie bereits erwähnt, relativ groß und somit würde ich immerhin keine Panikattacke unterdrücken müssen. 

Aber das mulmige Gefühl blieb und wurde mit jeder weiteren Gang größer. 

Von jeder Gang kamen zwei Personen, der Leader und sein Begleiter, den er frei wählen durfte. Das war hier eine Regel, an die sich jeder halten musste, kam ein Leader oder sein Stellvertreter, falls er verhindert sein sollte, mit mehr als einer Person als Begleitung, sah man das sofort als Bedrohung und sowas ging nie gut aus. 

Ich stellte mich hinter unseren Tisch und wartete darauf, dass die letzten Ratsmitglieder eintrafen.

"Ich hab kein gutes Gefühl bei dieser Sache..." murmelte Joe mir zu und musterte wachsam die verschiedenen Menschen im Raum.

Ich nickte. "Ich auch nicht."

"Wie wirst du abstimmen?" Nun sah er mich fast schon ängstlich an, so als würde er meine Antwort bereits erahnen. 

Damit ein neuer Gangleader anerkannt werden konnte, mussten mindestens 25 der 31 verschiedenen Gangs für ihn stimmen, geschah dies nicht, bekamen alle eine Chance ihre Meinung noch einmal zu ändern und der Wahlkandidat durfte verschiedene Argumente vorbringen, um die anderen Leader zu überzeugen. Stimmten danach immer noch über 6 Personen gegen ihn, wurde ihm die Position als neuer Gangleader verweigert. Dann wählten die Mitglieder der betroffenen Gang einen neuen Kandidaten und der Rat musste sich erneut versammeln.

Um Joes Frage zu beantworten, schüttelte ich also den Kopf, was er mit einem verzweifelten Blick registrierte. 

Ich hoffte, dass Shadows Antrag abgelehnt wurde, da ich mir sicher war, dass er seine Territorien genauso hart und skrupellos regieren würde, wie Black D es getan hatte und davon wollte ich die Menschen, die unter ihm standen, erlösen. 

Sie sollten selbst wählen, sie sollten sich von dieser Tyrannei befreien können und ich betete, dass sie ihre Wahl gut fällen würden. Vorausgesetzt Shadows Antrag wurde abgelehnt.

Während ich über all das nachdachte, ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten und musterte die anderen Leader, die bereits eingetroffen waren. 

Uns gegenüber saßen Rex und sein Begleiter und ich nickte den beiden respektvoll zu, was sie erwiderten. Mit Rex verstand ich mich eigentlich sehr gut, wir regierten unsere Gangs auf eine ähnliche Weise und waren fast schon sowas wie alte Freunde. 

In diesem Moment betrat Rosalia den Raum, gefolgt von ihrer Vertreterin Flower. Rosalia war ein sehr fröhliches und liebevolles junges Mädchen, das vor gut einem Jahr zur Gangleaderin der White Roses anerkannt worden war, sie war ebenfalls eine gute Freundin und kam nun mit einem breiten Lächeln auf mich zu. Ich erwiderte das Lächeln mit einem leichten heben der Mundwinkel.

Blind Junk Hood GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt